Start Reise & Genuss Arles: Inspiration in Südfrankreich.

Arles: Inspiration in Südfrankreich.

Das südfranzösische Arles bescherte Vincent van Gogh seine produktivste Schaffensperiode und wurde von ihm in über 300 Werken gewürdigt. Bis heute ist die Hauptstadt der Camargue ein Kunstwerk geblieben und hat nichts von ihrer Faszination eingebüßt.

 Eine Stadt und ihr berühmter Maler

Vincent van Gogh - Selbstportrait
Vincent van Gogh – Selbstportrait

Wohl eine Ironie des Schicksal: Vincent van Gogh zählt heute zu den größten Malern aller Zeiten. Nur er selbst hatte kaum etwas davon. Sein Leben lang war er krank, zumeist unterernährt und als Maler alles andere als geliebt. Speziell Arles, jene Stadt im Süden Frankreichs, in der er den Großteil seiner genialsten Werke produzierte, die ihn so sehr mit ihrem Zauber inspirierte, hatte von Anfang an ein Problem mit ihm. Für seine Bewohner war er ein rothaariger Sonderling, der sich im Laufe der 444 Tage seiner Anwesenheit zu einer Person des öffentlichen Ärgernisses entwickelte. Schlussendlich wurde er von der Bourgeoisie vertrieben. Und zwar in den endgültigen Wahnsinn. Zuvor hatte er sich noch selbst das Ohr abgeschnitten, besagt die Legende. Danach wurde er aus der Stadt „geworfen“.

Van Gogh erhoffte sich von Südfrankreich Inspiration, er sehnte sich nach dem Licht des Südens. Ebenso nach warmen Temperaturen um seiner Psyche etwas Gutes zu tun, und träumte von einem Gemeinschaftsatelier, das er mit seinen Pariser Künstlerfreunden betreiben wollte. Als der Maler im Februar 1888 in Arles eintraf – gedacht als Zwischenstopp auf dem Weg nach Marseille – war von sommerlichen Temperaturen keine Spur. Stattdessen: Winter, Schnee und der eisige Mistral. Dennoch verliebte sich van Gogh in Arles und fand mit dem langsam einziehenden Frühling immer mehr Inspirationen für seine Bilder. Viele der von ihm gefunden Motive würden in die Kunstgeschichte eingehen: Sonnenblumen, blühende Obstgärten, Sternennächte, das gelbe Haus, das Nachtcafé oder die Caféterrasse. Über 300 Werke entstanden, die Arles verewigten. Wirklichen Anschluss an die Bevölkerung fand er allerdings nie, umso enttäuschender war für ihn, dass kein Künstler aus Paris seiner Einladung zu einem gemeinsamen Arbeiten in Arles folgte. Schlussendlich überredete er seinen Kumpel Gauguin, kam für seine Reise auf und quartierte ihn in seinem „gelben Haus“ ein. Doch bald schon gab es Streitigkeiten. Van Gogh war gesellig, Gauguin brauchte Ruhe, um zu arbeiten. Nach einem großen Streit flüchtete Gauguin nach Paris und van Gogh landete mit einem Ohr weniger im Hospital von Arles. War es ein Unfall? Hatte sich der Wahnsinnige selbst das Ohr abgetrennt? Oder war es gar Gauguin? Bis heute bleibt der Vorfall ein Rätsel. Der verletzte Maler verbachte daraufhin einige Wochen im Krankenhaus der Stadt. Auch dieses verewigte er in seinen Bildern.

Van Gogh - Garten des Hospitals in Arles
Van Gogh – Garten des Hospitals in Arles

Danach ging es mit ihm schnell bergab. Die Bewohner der Stadt zeigten auf offener Straße mit dem Finger auf ihn, kleine Kinder hänselten ihn. Niemand wollte mit dem Verrückten etwas zu tun haben. Mehr noch, aus Angst um ihre Kinder erwirkte eine Petition von dreißig Nachbarn seine Zwangsdelogierung. Unter Halluzinationen leidend wurde er wieder ins Spital gebracht, interniert und schlussendlich in die „Irrenanstalt“ nach St. Remy gebracht, in der er zugrunde ging, bzw. sich die Kugel gab.

Heute ist sich Arles sehr wohl bewusst, was sie an van Gogh hat. Viele seiner ehemaligen Wirkungsstätten sind für Interessierte zugänglich, oder besser gesagt Pilgerstätten geworden. Das gelbe Haus, in dem er gewohnt hat. Sein Atelier. Aber auch das Spital mit seinem schönen Garten, in dem er sich von seiner Ohrenverletzung kurierte. Über die Tourismusorganisation der Stadt werden eigene Van Gogh Führungen organisiert. Dennoch besitzt die Stadt bis heute kein einziges Bild des Malers. Ebenfalls eine Ironie des Schicksals oder ausgleichende Gerechtigkeit? Seit einem Jahr aber, sind zumindest wieder welche zu sehen und zwar im Dialog mit Zeichnungen, Bildern und Installationen verschiedenster zeitgenössischer Künstler, gezeigt von der Fondation Vincent van Gogh.

Sehenswürdigkeiten mit Geschichte

Unzählige schmucke Gassen durchziehen Arles.
Unzählige schmucke Gassen durchziehen Arles.

Jeder Besucher wird sich der Meinung van Goghs anschließen: Arles ist ein Schmuckstück. Zum einen verfügt es über eine Vielzahl an historischen Sehenswürdigkeiten des Weltkulturerbes. Darunter das gut erhaltene Amphitheater oder das Antike Theater, das unter Kaiser Augustus um 25 v. Chr. erbaut wurde. Oder auch die Überreste des römischen Forums. Besonders bedeutend: Die Kathedrale Saint-Trophime, in der Friedrich Barbarossa am 30. Juli 1178 zum König von Burgund gekrönt wurde. Die größte Sehenswürdigkeit von allen ist aber die Stadt selbst oder besser gesagt ihr Lebensgefühl. Wer sich auf Spaziergängen entlang der Rhone oder in den engen, malerischen Gassen verliert, inhaliert die Provence mit jedem Atemzug.

Essen & Trinken: Alles was Gott in Frankreich für seine Tafel braucht

Arles hat, wie auch die übrige Provence, kulinarisch viel aufzubieten. Die Region ist das größte Reisanbaugebiet Frankreichs; berühmt für ihren schwarzen Reis – sein salziger Boden ist wie geschaffen dafür. Das Fleur de Sel aus der Camargue ist in Frankreich ein Klassiker geworden. Und auch der Weinanbau hat sich in den letzten Jahren einen Namen gemacht. Eine der großen Spezialitäten ist das Fleisch der schwarzen Stiere. Es wird als Eintopf mit Reis serviert.

Wer die Stadt kulinarisch entdecken möchte, sollte sich auf keinen Fall den Lebensmittelmarkt am Sonntag entgehen lassen. P1040038 (Medium)P1040028 (Medium)Insider behaupten, es sei einer der schönsten Markte Südfrankreichs. Bauern aus der Region bieten alles an, was Gott in Frankreich benötigt, um eine festliche Tafel zu decken.

Feinstes Gemüse, Obst, Produkte wie Olivenöl oder Oliventapenade, Fleisch, Käse und Fisch. Ein besonderes Highlight sind die Austern der Camargue mit ihrem mild-salzigen, unverkennbaren Aroma.

Austern der Camargue
Austern der Camargue

Die Kochikone der Region ist Jean-Luc Rabanel, der mit zwei Sternen bewertet ist. Neben seinem Hauptrestaurant betreibt er ein Bistro, dort wird mit spanischem Einschlag und auf subtile Weise deftig gekocht. Rabanel stammt aus Spanien. Das merkt man auch an der Weinkarte. Ein Pflichtbesuch für Feinschmecker. (L’Atelier de Jean-Luc Rabanel,7 Rue des Carmes, 13200 Arles; www.rabanel.com).

Lamm von Rabanel. EIn Gedicht.
Lamm von Rabanel. EIn Gedicht.

Avantgarde am Teller wird im L´Ouvre Boite serviert. Der kleine Bruder von Gemüse-Kultkoch Armand Arnal (Restaurant La Chassagnette) Alexander Arnal pfeift auf französische Kochtradition und kreiert seine eigene Kochphilosophie: eine Mischung aus japanisch, französischer Küche mit einer gehörigen Portion Künstlertum. P1030920 (Medium)Eine wirklich coole Adresse für ein nettes Abendessen. Keine Speisekarte, keine Preisliste, dafür aber Überraschungen, die jeden zufriedenstellen. Der kleine Imbiss befindet sich neben den schmucken Boutiquehotel Hotel du Cloitre( Hotel du Cloitre, 18 Rue du Cloître, 13200 Arles, +33 4 88 09 10 00; www.hotelducloitre.com).

Die Camargue

Wer in der Camargue unterwegs ist, einem 930 m2 großen Naturschutzgebiet im Rhone-Delta, hat ein wenig das Gefühl, sich auf einer Safari in Afrika zu befinden. Klar, es gibt keine wilden Löwen und es ist vermutlich nicht lebensgefährlich einen nächtlichen Spaziergang im Freien zu machen, aber man fährt durch nahezu ungezähmte Natur, von Arles bis zum Mittelmeer. Immer wieder entdeckt man beinahe frei lebende Pferde, schwarze Stiere und Unmengen an Flamingos. Massentierhaltung ist ein Fremdwort. Die Region ist bekannt als Vogelparadies mit bis zu 300 verschiedenen Arten. Flache Ebenen, viel Wasser und Schilf. Nicht gerade das typische Bild, das man mit einem Provence-Urlaub verbindet, aber definitiv ein Abenteuer, das man erlebt haben sollte. Um sich inspirieren zu lassen und das Leben zu genießen. Arles ist eine Reise wert.

Das Kolosseum von Arles.
Das Kolosseum von Arles.

Text: Stefan Zavernik