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Oper Graz Intendantin Nora Schmid im Interview

„Selbstverständlich, dass man in der Kultur kooperiert.“ Nora Schmid

„Der Ferne Klang“ und „Die Griechische Passion“ sind nur zwei Inszenierungen, mit denen die Oper Graz das Publikum im vergangenen Jahr begeistert hat und die Lust auf die kommende Saison machen. Wie Nora Schmid, Intendantin der Grazer Oper, ihre erste Spielzeit sonst in Erinnerung behalten wird und was es im kommenden Jahr an Überraschungen gibt, hat sie im Gespräch mit „Achtzig“ verraten.

Was fällt Ihnen ein, wenn Sie an Ihre erste Saison in Graz zurückdenken?

In erster Linie freue ich mich über den Einsatz meiner Kolleginnen und Kollegen und darüber, dass vieles reibungsloser gelaufen ist, als ich es angenommen habe. Was die einzelnen Produktionen betrifft, begeistert mich vor allem die positive Resonanz zur Griechischen Passion. Eine Oper, die als Plädoyer für die Humanität und das Miteinander in der Gesellschaft eine Auslastung erreicht hat wie sonst ein Musical. Ein Erfolg, der auch auf die Offenheit und Neugierde des Grazer Publikums zurückzuführen ist.

Bei der Griechischen Passion haben Sie das erste Mal sogenannte „Nachgespräche“ angeboten. Soll das in der kommenden Saison weitergeführt werden?

Ja. Denn es ist unser Wunsch, auf die Menschen zuzugehen und ihnen die Möglichkeit zu bieten, ihre Sinne zu schärfen. Sei es im Rahmen klassischer Einführungsmatineen, den Kostproben vor einer Premiere oder im Zuge der Nachgespräche.

_K5C6527 (Medium)Das Angebot wird sich auch um Partys nach der Vorstellung erweitern?

Wir haben ja schon traditionell das „Opern-Clubbing“, das im Anschluss an das Eröffnungskonzert stattfindet. Dazu kommen nun in der nächsten Saison drei After-Show-Partys: Einmal zu Chess, dann zu Roméo et Juliette und zur West Side Story. Die Partys werden musikalisch immer im Zeichen des jeweiligen Stückes stehen und jeder ist herzlich dazu eingeladen, nach der Vorstellung auf der Studiobühne weiterzufeiern.

Schon bei ihrem Antritt vor einem Jahr haben Sie es als Ziel erklärt das jeweilige Programm mit einem speziellen Graz-Bezug zu versehen. Wie wird dieser in der kommenden Spielzeit aussehen?

Er findet sich in Der Gefangene von Luigi Dallapiccola, der als Jugendlicher mit seinen Eltern ins Exil nach Graz zog und laut seinen Memoiren während einer Vorstellung von Der Fliegende Holländer in der Oper seinen Beschluss festigte, Komponist zu werden. Wenn wir bei Grazer Erstaufführungen bleiben, dann kommt nächste Saison zum ersten Mal Puccinis La Rondine (Die Schwalbe) nach Graz.

Unter ihrer Führung wurden in der letzten Spielzeit vermehrt Kooperationen eingegangen. Zufrieden? Und wird es diese auch in Zukunft geben?

Für mich ist es eine Selbstverständlichkeit, dass man in der Kultur kooperiert. Dass daraus großartige Dinge entstehen können, hat sich in der Kooperation mit „Graz erzählt!“ oder der Griechischen Passion als Zusammenarbeit mit dem Festival „Psalm“ gezeigt. Dann gab es das sehr berührende Live-Audio-Deskriptionsprojekt, bei dem wir mit dem Odilieninstitut kooperiert haben und das auf beiden Seiten für so viel positive Resonanz gesorgt hat, dass wir das Projekt im nächsten Jahr fortsetzen werden. Dazu werden wir mit der neuen Reihe „Opern Kurzgenuss“ die Zusammenarbeit mit der KUG intensivieren und dann ist auch mit dem Musikverein ein zusätzliches Doppelsinfoniekonzert geplant.

_K5C6557 (Medium)„Opern Kurzgenuss“ klingt spannend, was steckt da genau dahinter?

Wie der Titel verrät, geht es dabei um Opern, die nur eine Stunde lang sind und hoffentlich ein Genuss sind. [Lacht.] Gestartet wird mit Susannas Geheimnis, einem Stück, das von einem Beziehungskonflikt rund ums Rauchen handelt und auf der Studiobühne aufgeführt wird. Dann geht es weiter mit Monteverdis Il combattimento di Tancredi e Clorinda, das von einem Liebeskampf handelt, aber auch von einem Krieg zwischen Religionen und Kulturen. Dafür gehen wir in die Orangerie. Als Nächstes wird Hotel Elefant gespielt, in dem es um das historische Grazer Hotel Elefant geht, das einst Anlaufstelle für viele Komponisten war. Als Aufführungsort dafür dient das Hotel Wiesler. Zum Abschluss spielen wir dann noch Das Telefon, ein Stück über eine telefonabhängige Frau, auf der Murinsel.

Welche Projekte sind für Kinder und Jugendliche geplant?

Mit den „Sitzkissenkonzerten“ haben wir eine Konzertreihe für die ganz Kleinen im Programm. Die Familien- und Schülerkonzerte werden wir mit „Einiblosn – da spielt die Musik!“ eröffnen. Einem Konzert, bei dem fast 100 Blasmusikerinnen und Musiker präsent sein werden. Und dann wird mit dem Nussknacker noch ein Ballett geboten, das Genuss für alle Generationen verspricht.

Auf welche Ballettproduktionen darf man sich noch freuen?

Kontrapunkt. Auf der anderen Seite von Bach verspricht einen spannenden Ballettabend, bei dem das Publikum einen Teil des Abends auf der Bühne sitzen wird und den anderen Teil im Zuschauerraum. So werden der Tanz und die dazugehörige Musik aus verschiedenen Perspektiven erlebbar.

Was wird die kommende Spielzeit besonders auszeichnen?

Ihr bunter Programmbogen, den wir zu spannen versuchen und der von Tristan und Isolde bis zu „Wünsch dir was“ reicht; einem Konzert, bei dem das Publikum entscheidet, was gespielt wird.

Wird es in der kommenden Saison neue Gesichter im Ensemble geben?

Wir dürfen uns auf Neuzugänge im Ensemble, dem Opernstudio und der Ballettkompanie freuen. Dazu wird es auch alte und neue Gäste geben.

Gibt es schon Neuigkeiten über die Nachbesetzung von Dirk Kaftan?

Die Gespräche haben gerade begonnen. Mehr kann ich dazu noch nicht sagen. Aber in der kommenden Saison werden wir jedenfalls noch viele tolle große Projekte gemeinsam machen.

Text: Barbara Jernej