Start Kunst & Kultur Der moderne Jon Gabriel Borkman im Theater im Keller

Der moderne Jon Gabriel Borkman im Theater im Keller

Mit der Errichtung eines Theaters wollen sich der Bankier Hans Kohlbein und der Bürgermeister Josef Schatz ein wahrhaft einzigartiges Denkmal setzen und ihrer Heimatstadt zu neuem Glanz verhelfen.

Text: Martin Stoff

Dass jemand die Finanzaufsicht einschaltet und alles dermaßen aus den Fugen geraten sollte, hatte wohl keiner erwartet. Aufgrund dieser Umstände können die Zuschauer im TiK beobachten, wie ehemals beste Freunde scheinbar hilflos von einer Misere in die nächste geraten, nicht nur wirtschaftlich, sondern auch privat. Denn die beiden Frauen an ihrer Seite, Grete und Irmgard, erweisen sich nicht als die von ihren Männern erwünschten Ruhepole und verstricken sich zusehends in einem komischen Dilemma aus Eifersucht und Liebeleien.

Alfred Haidacher als Hans Kohlbein, Agnes Julia Redl als Irmgard Schatz.

Beispielslos geben die konfliktbelasteten Charaktere den Schauspielern des TiK den nötigen Raum, ihr Können eindrucksvoll zu beweisen. Alfred Haidacher meistert seine Rolle als geplagter Ex-Banker Kohlbein in dem Stück von Autor Martin Ohrt hervorragend. Gerade die immer wieder auftretenden Konfliktsituationen zwischen ihm und dem Herrn Bürgermeister, souverän gespielt von Michael Spiess, lassen kein Auge trocken. Ständig weisen sie die Schuld am Schicksal dem jeweils anderen zu und leugnen mit den abstrusesten Spitzfindigkeiten jegliche Verantwortung. Dabei werden sie zu wahren Meistern des Schlagabtausches. Besonders die Szene, in welcher der gesundheitlich extrem angeschlagene Kohlbein zu sterben droht, bleibt durch die kreative Darstellungsweise Haidachers im Gedächtnis, da trotz der tragischen Thematik nie auf die nötige Komik verzichtet wird, wodurch das Stück angenehm satirisch erläutert wird. Die beiden Schauspielerinnen, Eva Weutz als Grete Kohlbein und Agnes Julia Redl als Irmgard Schatz, wissen ebenfalls bestens zu unterhalten. Sie beeindrucken mit ihren witzigen, aber doch sehr anspruchsvollen Dialogen rund um ihre Gefühlswelt und den Eifersüchteleien um die Gunst ihrer Gatten. Besonders der Streit um das ehemalige Herrenhaus Kohlbein, welches Grete zwar bewohnt, aber von ihrer Schwester besessen wird, erhitzt die Gemüter der Frauen und gibt den Darstellern ausreichend Gelegenheit, die Negativeigenschaften der Figuren herauszuarbeiten – denn Neid, Eifersucht und Hass beherrschen das Leben der Familien.

Neid, Eifersucht und Hass füllen den Raum.

Im Übrigen wird das Schauspiel durch ein stilsicheres Bühnenbild inszeniert, das durch Herrenhaus und Weinkeller führt, untermalt von einer atmosphärischen und stets realistisch anmutenden Lichtsituation. Auf Buntheit und grelle Farben wird verzichtet. Die Kostüme der Schauspieler orientieren sich an aktueller Mode.

Kohlbein und Schatz richtet sich an Freunde des modernen Theaters – ob der zeitgenössischen Inszenierung, der satirisch verfassten Dialoge oder des angenehm gedimmten Bühnenbildes. Aber auch Fans klassischer Stücke sollten unbedingt einen Besuch riskieren, schließlich handelt es sich um eine Neudeutung eines der bekanntesten Stücke Henrik Ibsens.

Zu sehen noch am Mi, 15.2.; Do, 16.2.; Fr, 17.2.; Do, 23.2.; Fr, 24.2.; Sa, 25.2.
jeweils 20 Uhr

Theater im Keller
Münzgrabenstraße 35, 8010 Graz
www.tik-graz.at