Start Kunst & Kultur Theater Kaendace: „Ich ersehne die Alpen, so entstehen die Seen“

Theater Kaendace: „Ich ersehne die Alpen, so entstehen die Seen“

Foto: Theater Kaendace

Kann man mit dem Tod leichtfüßig umgehen? Das Theater Kaendace versucht es mit Theaterautor Händl Klaus.

„Ich werde in der Höhe sicher leichter sein“. Unten im Tal verabschiedet sich Olivia, gespielt von Klaudia Reichenbacher, in ihrer Dachkammer vom Leben. Ihre Sehnsucht gilt der Kühle, der geräumigen Kälte der Alpen, der Erstarrung zu Eis. In diesem Sehnsuchtsbild erkennt sie die Rettung aus der Einsamkeit und vor der endgültigen Auslöschung. Bruno, gespielt von Alexander Mitterer, stolpert währenddessen als einsamer Wanderer oben in den Bergen über vier vom schmelzenden Eis freigegebene Leichen. Er hofft vier Freunde gefunden zu haben, was ihn selbst lebendig werden und dahinschmelzen lässt. Seine Sehnsucht nach menschlicher Wärme lässt ihn vorerst negieren, dass den wehrlos Erstarrten kein Leben mehr einzuhauchen ist. Die Toten bleiben so reglos, wie sie sind und schlussendlich versenkt er sie in einen See. Ich ersehne die Alpen; So entstehen die Seen sind zwei Monologe, die aufeinander verweisen, sich ineinander spiegeln, ironisch gebrochen und voller Doppelbödigkeiten. Ein filigranes Sprachkunstwerk, in dem die Berge als identitätsstiftende Metapher, Wirklichkeitsort des Todes und Projektionsfläche eines unstillbaren Verlangens erhaben in die Höhe ragen und den Betrachter zugleich in ihren Schwindel erregenden Abgrund reißen. Das Theaterstück wurde in Graz im Rahmen des steirischen herbst 2001 uraufgeführt. Nach der erfolgreichen Produktion Dunkel lockende Welt im Vorjahr ist dies die zweite Umsetzung eines Stücks von Händl Klaus durch Theater Kaendace. Die musikalische Ebene wird von der Band Spafulda realisiert, die mit progressiver Volksmusik die passende Ergänzung zu der Inszenierung von Klaudia Reichenbacher liefert. Das Bühnenbild stammt von der Grazer Künstlerin Lotte Hubmann.

„Ich ersehne die Alpen, so entstehen die Seen“
Premiere: 26. September, 20 Uhr
Kristallwerk, Viktor Franz Straße 9 8051 Graz
weitere Termine: 27., 28., 29., 30. September 2017
www.theaterkaendace.at

Foto: Katrin Kreiner