Start Kunst & Kultur Kulturförderungspreise 2017: Sprungbrett für den künstlerischen Nachwuchs

Kulturförderungspreise 2017: Sprungbrett für den künstlerischen Nachwuchs

Lilly Jäckl, Verena Stauffer, Javier Quislant Garcia, Miroslava Svolikova, Kulturstadtrat Günter Riegler, Larissa Zauser, Adina Felicitas Camhy, Ed Gfrerer. Foto: Fischer

Ende November 2017 durften sich acht heimische Künstler und Künstlerinnen über eine besondere Form der Anerkennung freuen. Sie wurden vom Kulturamt der Stadt Graz mit einem Kulturförderungspreis in der Höhe von 2.200 Euro für ihre herausragende künstlerische Arbeit ausgezeichnet.

Text: Julia Braunecker

Von der Kunst leben zu können ist eine Kunst. Künstler setzen sich mit brennenden Themen auseinander, zeigen neue Perspektiven auf und leisten damit einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft. Viele von ihnen müssen dabei jedoch auf ein geregeltes Einkommen verzichten. Das Kulturressort der Stadt Graz ist sich bewusst, dass Kultur gefördert werden muss, und verleiht daher jedes Jahr Kulturförderungspreise in der Höhe von je 2.200 Euro an acht vielversprechende Nachwuchskünstler in den Sparten bildende Kunst, Literatur, Fotografie und Musik. Sie werden seit 1974 an Künstler vergeben, die bereits durch eigenständige Beiträge auf ihrem Schaffensgebiet aufgefallen sind und von denen man sich auch in Zukunft eine außergewöhnliche Leistung erwarten kann. Um nominiert zu werden, ist ein Bezug zur Grazer beziehungsweise zur steirischen Kunstszene Voraussetzung. Die Preisvergabe erfolgt durch eine unabhängige fachkundige Jury.

Preisträger 2017

Am Dienstag, den 28. November, wurde in der Gotischen Halle die Ausstellung Graz Contemporary eröffnet, in deren Rahmen die Förderpreisgewinner und Stipendiaten des Vorjahres bis zum 12. Dezember ihre Werke ausstellten. Im Anschluss fand die feierliche Bekanntgabe der Gewinner des heurigen Jahres im Graz­Museum statt. Kulturstadtrat Günter Riegler überreichte die Preise. „Unsere Aufgabe als Stadt Graz ist es, den hier ansässigen Künstlerinnen  und Künstlern durch Stipendien und Förderungen ein Stück Freiheit in ihren Arbeiten zu ermöglichen. Verglichen mit anderen Städten hat Graz eine große Anzahl an Förderpreisen und Stipendien. Als zweitgrößte Stadt Österreichs sind wir stolz auf unsere Vielfalt an Kunst- und Kulturvereinen“, verkündete Riegler bei der Eröffnungsrede. Folgende Künstlerpersönlichkeiten durften sich über den Erhalt des Kulturförderungspreises freuen:

 

Kunstförderungspreise

Adina Felicitas Camhy

Die Architekturstudentin Adina Felicitas Camhy setzte sich im Rahmen ihrer Diplomarbeit mit der Erinnerungskultur in Österreich und der Transformation der Orte ehemaliger Konzentrationslager auseinander. „Mich erreichte die Nachricht in einem intensiven Arbeitsprozess rund um die Fertigstellung einer Licht-Text-Installation als Reaktion auf die Kriegerdenkmäler in der Grazer Heilandskirche“, verrät sie. „Im ersten Moment konnte ich es nicht realisieren. Beim Arbeiten im Kollektiv stehen die Namen von Einzelpersonen nicht im Vordergrund.“ Die Künstlerin möchte den Preis zum Anlass nehmen, ihr Tun zu reflektieren, aber auch, um sich mit den sozialen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen auseinanderzusetzen, innerhalb derer Künstler arbeiten. „Stipendien und Kunstpreise bilden unterstützende Anker innerhalb des Kunst- und Kulturbetriebs und machen Möglichkeiten auf. Förderungen unterstützen kreatives Schaffen, andererseits gehen sie auch mit großem Verwaltungsaufwand und Abhängigkeiten einher“, erzählt sie. Aktuell seien leider viele Kunst- und Kulturinitiativen von massiven Kürzungen betroffen.

Licht-Text-Intallation von Adina Felicitas Camhy
Foto: Christian Punzengruber

Ed Gfrerer

Die Arbeiten des 1958 in Paternion geborenen Architekten Ed Gfrerer sind Raum­erkundungen, in denen er bestehende räumliche Verhältnisse zum Ausgangspunkt nimmt, um deren Formen, Flächen, Linien und Winkel zu analysieren und anschließend neue Raumbezüge, zumeist in skulpturaler Form, herzustellen.

Fotoförderungspreis: Larissa Zauser

Die 25-jährige Fotografin aus Innsbruck widmet sich in ihren Arbeiten den Bergen und der unberührten Natur beziehungsweise der Tatsache, dass Letztere kaum mehr aufzufinden ist. „Förderungen und Stipendien spielen für mich eine sehr große Rolle“, erzählt Zauser. „Sie erleichtern mir die Möglichkeit, Equipment zu kaufen oder auch Arbeiten mit teurem Papier zu drucken.“ Ihre künstlerische Arbeit finanziert sie sich in erster Linie durch ihr Einkommen. „Durch meinen Beruf fehlt mir aber leider oft die Zeit, mich mit künstlerischen Projekten auseinanderzusetzen.“ Förderungen und Stipendien im Kulturbereich sind für sie von größter Bedeutung. „Denn die Kunst belebt die Stadt und bringt dem Betrachter neue Gedanken und Überlegungen.“ Mit den Mitteln aus dem Förderpreis möchte sie zukünftig Fotoprojekte umsetzen.

Larissa Zauser, „Ein Weg der im Kreise der Geraden führt“

 

Musikförderungspreise

Javier Quislant Garcia

Javier Quislant Garcia kam 1984 in Bilbao zur Welt. Er hat sein Talent bereits in zahlreichen Werken, von Kammermusik bis Orchester, unter Beweis gestellt. Im vergangenen Jahr gründete er ein Ensemble aus jungen spanischen Musikern und Absolventen des Studienganges „Performance Practice in Contemporary Music“ an der Kunstuniversität Graz.

Lorenzo Troiani

Der 1989 in Rom geborene und in Graz lebende Lorenzo Troiani lässt sich in seinen kompositorischen Arbeiten auch von seinem Philosophiestudium inspirieren. 2015 gewann er den „impuls-Kompositionswettbewerb“. „Seine Zusammenarbeit mit Musikern verdeutlicht seine ständige Experimentierfreudigkeit und seinen Forscherdrang. Der Musikförderpreis wird Lorenzo Troiani in diesem Weg bestärken“, zeigte sich die Jury überzeugt.

 

Literaturförderungspreise

Lilly Jäckl

Lilly Jäckl wurde 1978 in Graz geboren. Sie schreibt Prosa und experimentelle Lyrik, konzipiert Drehbücher, Dokumentarfilme und Theaterstücke. In ihren Arbeiten geht es ihr darum, die Probleme der Menschen in der gegenwärtigen Gesellschaft zu beschreiben. Vor kurzem erschien ihr Roman „ estoy durmiendo. ich schlafe gerade“ in der edition keiper Graz. „Selbstdarstellung und soziale Netzwerke sind nicht so mein Ding“, erklärt Jäckl. Sie betreibe keinen Small Talk.

Die Veröffentlichungen ihrer Stücke und Bücher würden teils ohne aufwändige Werbemittel das Licht der Welt erblicken. Dass die Stadt Graz ihre Arbeit immer wieder mittels Preisen und Stipendien ehrt, ist für sie ein Zeichen, dass den Menschen neben all den Kunst- und Literaturvermarktungsstrategien der eigentliche Inhalt von Literatur noch immer wichtig ist: „Der Literaturpreis 2017 bedeutet für mich eine Wertschätzung kritischer Stimmen wie der meinen gegenüber.“

Miroslava Svolikova

Die 1986 in Wien geborene und in Graz aufgewachsene Miroslava Svolikova hat über Uni-T den Weg in den Theaterbetrieb gefunden. Für ihr Debüt Die Hockenden erhielt sie 2015 den Retzhofer Dramapreis. „Ich habe mich sehr gefreut, den von der Stadt Graz ausgelobten Literaturförderpreis zu erhalten. Durch das Forum Text und den damit verbundenen Veranstaltungen bin ich ja öfter in Graz, wie zum Beispiel beim alljährlichen DramatikerInnenfestival. Ich habe aber auch als Kind eine Zeit lang in Graz gelebt und daher eine ganz affektive Verbindung zu der Stadt“, reagierte Svolikova erfreut. Als Dramatikerin spielen Förderungen eine große Rolle für sie. „Von den Aufführungen alleine kann man als Newcomer nicht überleben.“ Sie plant zukünftig, auch mehr nicht-dramatische Texte zu schreiben. „Da kommt mir der Förderpreis natürlich sehr entgegen.“

Miroslava Svolikova
Foto: Anna Breit

„manuskripte“-Literaturförderungspreis: Verena Stauffer

Die 39-jährige Verena Stauffer erlebte ihren Durchbruch mit dem Lyrikband ­Zitronen der Macht. Von 2015 bis 2016 war sie Trägerin des Projektstipendiums für Literatur des BMUKK. Als junge Autorin habe sie sich lange auf dünnem Grund bewegt, berichtet Stauffer. Ihre Arbeit durch einen Preis gewürdigt zu sehen, sei für sie so, „als würde ich ein wenig hochgehoben und ein Stückchen weit getragen, wo der Grund dicker und mehr Halt zu spüren ist, wo ich dann schon ein klein wenig mehr mich zu behaupten traue und sogar mit Geld für ein paar Monate zum Weiterleben in den Hosentaschen ausgestattet bin.“ Der Preis sei daher im doppelten Sinn von existenzieller Notwendigkeit. Im Frühling erscheint ihr erster Roman mit dem ­Titel Orchis im Verlag Kremayr & ­Scheriau. Mit ihrem nächsten Gedichtband wird sie sich schon bald auf die Suche nach einem neuen Verlagszuhause begeben. „Ich danke dem Land Steiermark, der Stadt Graz und den manuskripten, die mir sehr oft genau dann Halt geben, wenn ich zu taumeln drohe.“

Verena Stauffer
Foto: Dirk Skiba