Start Featureshome 25 Jahre Küchenmeister: ausgezeichnete Küchen-Profis am WIFI Steiermark

25 Jahre Küchenmeister: ausgezeichnete Küchen-Profis am WIFI Steiermark

Foto: Robert Frankl

Die Ausbildung zum Küchenmeister am WIFI Steiermark hat sich zu einer Art „Doktortitel“ in der Gastronomie entwickelt. Wir sprachen mit Lehrgangsleiter Peter Springer über solides Handwerk und Kunst am Teller.

Die Spitzengastronomie erfordert Disziplin und eine Top-Ausbildung. Wie viel kann man erlernen und wie viel Talent muss ein Koch mitbringen?

Die Basis zum Beruf muss sicher mitgebracht werden und auch die richtige Einstellung. Disziplin sowie der richtige Lehrplatz sind Voraussetzungen für den Erfolg. Wobei aber immer noch das Interesse des Lehrlings im Vordergrund stehen muss. Der beste 3-Hauben-Betrieb hilft nichts, wenn der Lehrling dort kein Interesse zeigt. Oft kommen Lehrlinge aus Restaurants von Möbelhäusern mit einer besseren Einstellung als aus einem „Star“-Betrieb.

Peter Springer
Foto: Peter Melbinger

Welchen Stellenwert hat der Beruf „Koch“ heute bei jungen Menschen?

Aufgrund der vielen Medien und Fernsehsendungen ist der Beruf Koch sicher wieder sehr interessant geworden. Die Jungen sehen aber oft nur die „auffrisierten“ Fernsehsendungen, die leider jeder Realität widersprechen. Die Berufschancen für Köchinnen und Köche sind mehr als gut, doch für viele Führungspositionen ist der Küchenmeister unbedingt erforderlich.

Wie umfangreich ist die Ausbildung zum Küchenmeister?

Um den Küchenmeister zu machen, muss eine sehr gute Basis in Theorie und vor allem Praxis vorhanden sein, denn ich kann in sechs bis sieben Wochen aus einem Gaul kein Rennpferd machen. Die Ausbildung umfasst 192 Unterrichtseinheiten, wobei der Schwerpunkt auf ausführlicher Warenkunde sowie Produktkunde nicht alltäglicher Lebensmittel liegt.

Wird neben den Fertigkeiten in der Küche auch die Kompetenz zum erfolgreichen wirtschaftlichen Leiten eines Restaurants vermittelt?

Die wirtschaftliche Kompetenz kann man schwer erlernen. Dies kann nur eine jahrelange Praxis ermöglichen. Man kann jedoch Tipps und Empfehlungen weitergeben. Für viele ist die Küchenmeister-Prüfung ja auch erst der Einstieg zum Erfolg, und das Lernen beginnt dann in der Praxis, in den Spitzenküchen und -betrieben national wie international.

Wie hat sich die Ausbildung über die Jahre verändert? Werden heute komplett andere Anforderungen an einen guten Koch gestellt als noch vor 20 Jahren? Oder überdauert gutes Handwerk jegliche Trends?

Wirklich gutes Handwerk überlebt jeden Trend. Die Zeiten von Emulsion, Infusion und Molekular sind vorbei. Was ich aber auch merke, ist, dass die angehenden Meister häufig an einem guten Gulasch oder Beuschel scheitern und ihnen das Zubereiten einer wirklich guten Lasagne oft die Grenzen aufzeigt. Diese Erfahrung war für mich auch wieder die Bestätigung, dass wir „Back to the roots“ müssen, also zurück zu den Wurzeln, zu solidem Handwerk.

Moderne Haute Cuisine ist Kunst am Teller. Die Präsentation ein wichtiger Bestandteil eines gelungenen Menüs. Kann man auch diese Kreativität erlernen?

Kreativität muss angeboren sein. Ich kann Dinge wie Autofahren erlernen, die Kunst am Teller muss einem aber in die Wiege gelegt werden. Die Kreativität zum Belegen des Tellers sollte aber nicht überbewertet werden. Der Gast möchte nämlich noch immer ein hervorragendes Schnitzel am Teller haben, ob es dann mit drei Obstperlen und zwei Minzeblättchen garniert ist, ist nicht entscheidend. Aber natürlich bewundere ich diese „Tellerkünstler“ – doch schlussendlich muss der Gast zufrieden aufstehen und der Unternehmer mit der Wirtschaftlichkeit zufrieden sein.

Peter Springer (li.), Leiter der Küchenmeister-Ausbildung und Martin Neubauer, WIFI-Institutsleiter, bei der Abschlussprüfung.
Foto: Robert Frankl

Die Ausbildung zum Küchenmeister findet nicht nur am WIFI statt. Heuer besuchte man etwa Sternekoch Tim Raue auf Mallorca. Wie wichtig sind die Inputs der Stars der Szene für den Nachwuchs?

Ich finde, solche Highlights sind unbedingt notwendig, um auch mal über den Tellerrand zu blicken. Interessant bei Tim Raue war, dass danach einige seinen asiatischen Style gut umsetzen konnten. Dabei ist gerade die Küche mit asiatischem Touch eine der größten Herausforderungen. Etwas Ingwer und Zitronengras ist nämlich noch lange keine asiatische Küche.

Viele Spitzenköche werden gefeiert wie Popstars. Muss sich ein angehender Chef heute auch medial vermarkten können?

Absolut. Ohne mediale Vermarktung hinkt man immer hinten nach. Heute lebt man von der Presse und den Medien. Sie bestimmen, wohin es mit einem Lokal oder einer Köchin und einem Koch geht. Wenn jemand sagt, er braucht keine Presse oder will keine Hauben, dann ist er nicht ehrlich zu sich selbst.

Selten, aber doch sind Spitzenköche ­Autodidakten. Benötigt man für den Küchenmeister einen abgeschlossenen Lehrberuf?

Nein, ein abgeschlossener Lehrberuf ist kein Muss. Adäquate Ausbildungen bzw. ausreichend Praxisjahre genügen ebenso.

Sie haben selbst zahlreiche Gold- und Silbermedaillen bei nationalen und internationalen Wettbewerben gewonnen und geben Ihr Wissen nun an den Nachwuchs weiter. Besuchen Sie Ihre Schützlinge gerne an ihren späteren Wirkungsstätten?

Mit vielen Küchenchefs und Corporate Chefs weltweiter Kreuzfahrtschiffe stehe ich immer noch in Kontakt. Einer der ersten Küchenmeister in Graz war der mittlerweile zum Vizepräsidenten einer der weltweit größten Reedereien aufgestiegene Josef Jungwirth. Darüber hinaus kenne ich viele Spitzenköche der steirischen, aber auch der österreichischen Gastronomie. Um aber alle geprüften Küchenmeister in den letzten Jahren, und das waren alleine in Graz rund 300, zu besuchen, müsste ich viel und weit reisen. Von den vielen Prüflingen in Tirol und Kärnten gar nicht zu reden. Ich freue mich aber immer wieder, wenn ich den einen oder anderen wiedersehe und sie erfolgreich sind.

Die Qualifikation der Koch-Elite

Ende November stellte wieder ein Jahrgang der hochkarätigen WIFI-Ausbildung zum Küchenmeister sein Können vor einer Fachjury und Ehrengästen unter Beweis. Gerade diese Absolventen sind es, die Österreichs Küche immer wieder zu Weltruf verhelfen. Denn sie kreieren kulinarische Erlebnisse auf höchstem Niveau und stehen für international anerkannte, höchste Qualitätsstandards. Bevor sie zu ausgewiesenen Meistern ihres Fachs werden und mit höchster Qualifikation das Zepter in der Küche schwingen und das perfekte Zusammenspiel der Mitarbeiter sichern, kann die angehende Elite der gehobenen Gastronomie in diesem Lehrgang unter Anleitung absoluter Profis Zubereitungstechniken perfektionieren und exquisite Menükompositionen entwickeln.

Das WIFI Gastrozentrum
Foto: Klaus Morgenstern

Nach positivem Abschluss mit theoretischen und praktischen Schwerpunkten erhalten die Teilnehmer das Diplom zur Führung des Titels Küchenmeister/in und damit ein international anerkanntes Gütesiegel für die 4- und 5-Stern-Gastronomie und qualifizieren sich somit für Leitungspositionen im Küchenmanagement in der Gastronomie und in gehobenen Hotels. Als Voraussetzung gelten ein positiver Abschluss der Lehre als Koch/Köchin oder eine gleichgestellte Ausbildung und der Nachweis über sechs Jahre Berufspraxis (einschließlich Lehrzeit) als Koch durch entsprechende Zeugnisse.

Infos zum Küchenmeister und die nächsten Kurse rund um die Themen Küche und Gastronomie gibt’s unter

www.stmk.wifi.at/gastronomie