„Reminiszenzen an Rot“ heißt die zweite große Ausstellung, mit der im „Steirischen Feuerwehrmuseum“ Groß St. Florian das Jubiläumsjahr 2015 gefeiert wird. Noch bis 1. November sind Arbeiten von 40 steirischen Künstlern zu sehen, in denen sich neben der gewaltigen Kraft der Farbe Rot, auch die kulturelle Bedeutsamkeit des kleinen, eindrucksvollen Museums spiegelt.
„Ich sehe etwas, das du nicht siehst und das ist rot“
Das Assoziationsspektrum der Farbe Rot ist so weitreichend wie seine Geschichte. Annahmen zufolge war es die erste von Menschen wahrnehmbare Farbe, die mit einem Namen versehen wurde. Bis heute zeichnet sie sich durch ihre enorme Wirkungskraft aus. Dabei hat sie seit ihrer Entdeckung in der Steinzeit eine Reihe von Bedeutungszuwächsen erfahren. Rot kann als Zeichen für Blut, den Saft allen Lebens, verstanden werden oder Ausdruck für Emotionen wie Liebe und Wut sein. Zudem wird damit Schönheit und Reichtum assoziiert. Letzterer Aspekt reicht soweit, dass beispielsweise die russische Bezeichnung für „Rot“ gleichbedeutend mit dem Wort „schön“ ist.
Damit in Zusammenhang steht auch der im Mittelalter bekannte Berufsstand des Schönfärbers, der sich ausschließlich dem Rotfärben von Textilien widmete. Auch die Buchkultur jener Zeit kannte ihre Spezialisten im Umgang mit roter Farbe. Sogenannte Rubrikatoren waren für die Gestaltung roter Initialen in handschriftlichen Texten verantwortlich. Die wohl wichtigste Eigenschaft der Farbe Rot ist dabei bis heute ihre Signalhaftigkeit. Ob im Straßenverkehr, beim Fußball oder in der Werbung dient sie als Mittel der Hervorhebung wichtiger Inhalte und als Warnsignal.
Rot, rot, rot ist meine liebste Farbe
In Erinnerung an die Ausstellung Rot in der russischen Kunst hat das Team des Steirischen Feuerwehrmuseums rund um die Leiterin und Kuratorin Anja Weisi Michelitsch im Jubiläumsjahr 2015 eine ganz besondere Auswahl an Werken steirischer Künstler zusammengestellt, die noch bis 1. November 2015 in Groß St. Florian zu sehen sind. Von Malerei, über Grafik, Fotografie und Objektkunst bis hin zu Installationen reichen die formalen Gestaltungen der rund 40 Arbeiten, die sich trotz unterschiedlicher theoretischer Zugänge an einem Punkt treffen: Sie alle kreisen um die Farbe Rot und bilden damit eine eindrucksvolle Hommage an die am längsten benannte Farbe der Menschheit. Auf konkrete Deutungsvorgaben zur Gesamtkonzeption der Ausstellung wurde dabei von Weisi Michelitsch bewusst verzichtet: „Wir wollten Assoziationsräume schaffen, die den Betrachterinnen und Betrachtern die Möglichkeit eröffnen, Zusammenhänge zu erkennen, ohne vorab die individuelle Aussagekraft der Werke durch thematische Kategorien zu hemmen.“ Ein schwieriges Vorhaben, das dank großer Sensibilität geglückt ist. Wer dennoch nicht auf einen roten Faden verzichten will, kann die Ausstellung in vier Abschnitten lesen. Beginnend bei Arbeiten von Alfred Klinkan, Herbert Brandl oder Hubert Schmalix, die unter dem Titel Tradition subsumiert werden können, gelangt man in den Bereich Sprache und Schrift, in dem Werk von Günter Brus oder Ingeborg Pock zu sehen sind. Zum Thema Mensch und Natur gibt es Beiträge von Josef Wurm, Beba Fink, Alfred Resch oder Lotte Hubmann zu entdecken. Abgerundet wird die Ausstellung durch politische Auseinandersetzungen von Max Aufischer bis Anton Petz. Reminiszenzen an Rot bietet inspirierende Lesarten zu über 40 Werken steirischer Künstler, deren Gesamtwirkung sich wie die geballte Kraft eines ausbrechenden Vulkans vor den Augen der Besucher entlädt.
Steirisches Feuerwehrmuseum – Kunst & Kultur
Marktstraße 1, 8522 Groß St. Florian (Tel. 03464 8820)
www.feuerwehrmuseum.at
Text: Barbara Jernej