Auch wenn der neue Chef des Literaturhaus Graz beteuert, nicht alles krampfhaft umkrempeln zu müssen, so präsentiert sich das Literaturhaus zum Start in den Herbst doch ziemlich rundumerneuert. Alt: Das Logo. Wurde ersatzlos entsorgt. Neu: Die Homepage, nun mit Blog versehen, soll schon vorab Zusatzinformationen zum gebotenen Programm bieten. Dieses beinhaltet nun weit weniger klassische Lesungen als vielmehr Diskurs und Gespräch, Einbindung von Wissenschaftlern und Studenten und eine engere Vernetzung mit dem Franz-Nabl- Institut – dem Archiv für zeitgenössische steirische Literatur mit beispielsweise dem Nachlass von Wolfi Bauer oder dem Vorlass von Gerhard Roth. Auch wird der Blick verstärkt auf Klassiker geworfen, womit man überdies der Forderung steirischer Lehrer nachkommt. Den Start der Reihe „Klassiker revisited“ macht Robert Menasse mit „Mein Faust“. Ganz verzichtet wird auf Neuerscheinungen aber nicht, und so stellt zur Saisoneröffnung Clemens J. Setz am 23. September sein neues Buch „Die Stunde zwischen Frau und Gitarre“ vor. Ein weiterer Schwerpunkt soll auf Symposien gelegt werden, die man aber keinesfalls so nennen wird, wie Kastberger betont, sollen bei diesen doch „keine Akademiker stundenlange Vorträge halten und Kaffee trinken“, sondern vielmehr lebendig über Literatur diskutieren. Für junges Publikum soll eine eigene Schiene entwickelt werden. Was mit dem Bookolino-Zimmer und seinen Kinderbüchern passieren wird? Ungewiss. Neu auch ein Ausstellungsformat in den Räumlichkeiten des Literaturhaus, das literaturbezogene Schauen zeigen wird, die vor den Veranstaltungen (die nun bereits um 19 Uhr starten) zu sehen sind. Aktuell Brigitta Falkner mit „Ganz kleines Kino. Werkschau“. Generell setzt Kastberger auf Qualität statt Quantität, auch was die Zuschauerzahlen betrifft. „Pure Quantifizierungen sind kein Maßstab“, so Klaus Kastberger. „Ich kann mit 30 Zuschauern bei einer Veranstaltung auch leben. Solange der Abend auf diese 30 nachhaltig wirkt.“ Man darf gespannt sein.
WP; 16. 9. 2015