Start Reise & Genuss Liebesgrüße aus Istanbul

Liebesgrüße aus Istanbul

Faszinierendes Istanbul

Das moderne Istanbul pulsiert, fasziniert und – steckt man im chaotischen Verkehr fest – dann frustriert es zuweilen auch. Doch so hektisch und aufregend die Metropole am Bosporus auch ist, ein paar kleine, gezielt gesetzte Schritte und man reist zurück in eine Zeit, die den Charme Konstantinopels versprüht. Ausgehend vom Pera Palace Hotel, einem der geschichtsträchtigsten Hotels Europas, lässt sich ein Istanbul entdecken, dass die vielen Kulturen, von denen es beeinflusst wurde, spürbar macht.

Das legendäre Pera Palace Hotel
Das legendäre Pera Palace Hotel

Istanbul, das ist die einzige Metropole, die sich auf zwei Kontinente erstreckt. Eine Stadt, geteilt durch den Bosporus, deren Brücken ihr sowohl das charakteristische Gesicht verleihen als auch Brutstätte des nervtötenden Verkehrs sind, der sich wie dickflüssiges Blut durch ihre Adern zieht. Istanbul, das ist 2.600 Jahre Geschichte, in der die Stadt am Nordufer des Marmarameeres drei großen Weltreichen als Hauptstadt diente. Istanbul, das ist das Zentrum der modernen Türkei, der Ort, von dem aus Staatsgründer Mustafa Kemal Atatürk die Modernisierung des Landes einleitete, Staat und Religion trennte und die Weichen stellte um das damalige Konstantinopel zu dem zu machen, was es heute ist: eine der faszinierendsten Städte der Welt.

Liebesgrüße aus Istanbul

Sinnbild für die Entwicklung und so etwas wie das geheime Zentrum der enormen gesellschaftlichen Umwälzungen auf dem Weg zum heutigen Istanbul ist ein Hotel, in dem die Zeit stehen geblieben scheint – das Pera Palace. Gelegen im ehemaligen Europäerviertel Pera, nur wenige Gehminuten unter einem der vielen Wahrzeichen, dem Galata Turm, betritt man durch die Drehtür ein Abbild der Belle Époque der alten Handelsstadt. Diese durchschritt schon Atatürk, als er sich ein Zimmer in dem geschichtsträchtigen Hotel als Heimat wählte, während er die Türkei so nachhaltig veränderte, wie es kaum ein anderer vor ihm tat. Noch heute ist das Zimmer Nr. 101 zu seinen Ehren unverändert und ein Museum in einem Hotel, das selbst wie ein Museum anmutet, so behutsam wurde es von der internationalen Kette Jumeirah saniert und mit allen Annehmlichkeiten eines modernen 5 Sterne Hauses ausgestattet. Es bietet Spa mit türkischem Hammam und Marmor-Indoorpool mit modernem Komfort ebenso wie nostalgische Höhepunkte. Etwa den ältesten Lift der Türkei, der – zwei Jahre nach dem ersten Europas (im Eifelturm) installiert – noch immer in Betrieb ist oder der Patisserie de Pera, die den unvergleichlichen Charme des 19. Jahrhunderts sowohl optisch als auch geschmacklich überliefert. Von hier führen weiße Marmorstufen in den Kubbeli Salon, in dem livrierte Kellner Tee servieren. Kinofans kennen die prunkvolle Szenerie aus dem James Bond-Film „Liebesgrüße aus Moskau“.

Der Kutuphaneli Salon des Pera Palace Hotel Jumeirah
Der Kutuphaneli Salon des Pera Palace Hotel Jumeirah

Leben und Sterben im Orientexpress

Erbaut wurde das Hotel im Neo-Rokoko-Stil 1892 vom türkisch-französischen Architekten Alexandre Vallaury im Auftrag der Betreibergesellschaft des Orient Express, die ihrer betuchten Klientel standesgemäße Unterkünfte an den Zielorten der internationalen Verbindungen bieten wollte. Wohl mit ein Grund, weshalb Agatha Christie hier während ihres Aufenthalts den Roman Mord im Orient Express verfasste. Schlafen wie die „Queen of Crime“ kann man auch heute noch vorzüglich in ihrem Zimmer Nr. 411. Die Gästeliste des Hauses liest sich generell wie ein „Who‘s who“ von Monarchen, Staatsoberhäuptern, Wirtschaftskapitänen und Showbiz-Größen. Von Kaiser Franz Josef über Queen Elizabeth II, von Jackie Kennedy Onassis über Alfred Hitchcock, Ernest Hemingway, Zsa Zsa Gabor bis zur legendären Spionin Mata Hari nächtigten sie alle im Haus mit Blick über das Goldene Horn, das wie kein anderes symbolhaft für das kosmopolitische Istanbul steht.

Die zuckersüße Patisserie de Pera
Die zuckersüße Patisserie de Pera

Back in the days

Wer noch weiter zurückreisen möchte in eine Zeit, in der die Sultane in Istanbul den Ton angaben, der tut dies am besten in einem der speziellsten Restaurants der Stadt und lässt sich mittels seines Gaumens in die osmanische Küche entführen, wie sie jahrhundertelang nur den Herrscherdynastien vorbehalten war. Uralte Rezepte werden im Asitane mit erlesenen Zutaten, die aus der ganzen Türkei bezogen werden, originalgetreu zubereitet. Eine ganze Heerschar an Köchen unter der Leitung des „Food Archäologen“ Engin Turker widmet sich oft Jahre einem einzigen Rezept, um die Speisen auch wirklich so wiederzugeben, wie es die antiken Aufzeichnungen aus dem Topkapi Palast vorgeben und das überlieferte Erbe verlangt. Jedes Gericht ist eine unglaubliche Geschmacksexplosion und lässt tief in die 600-jährige Geschichte der ottomanischen Küchenkultur mit all ihren Einflüssen blicken. Gelegen ist das Asitane im Schatten der Chora Kirche in Edirnekapi, einem der wichtigsten Bauwerke der byzantinischen Ära.

www.asitanerestaurant.com

Das legendäre Asitane Restaurant
Das legendäre Asitane Restaurant

Take me to the other side

Im Tapasuma-Restaurant blickt man von der asiatischen Seite auf die Bosporus-Brücke.
Im Tapasuma-Restaurant blickt man von der asiatischen Seite auf die Bosporus-Brücke.

Da man aber nicht nur auf geschichtsträchtigen Pfaden wandeln möchte und die Stadt es geradezu verlangt, die Kontinente zu wechseln, sollte man auf jeden Fall einen Ausflug auf die asiatische Seite unternehmen. Am besten verknüpft man dieses Vorhaben mit einem Besuch im Tapasuma Restaurant, welches am Çengelköy-Ufer gelegen nicht nur mit einer ausgezeichneten und modern interpretierten türkischen Küche überzeugt, sondern einen unschlagbaren Blick auf die Bosporus Brücke und die Skyline von Istanbul bietet. Ein besonderes Feature des Tapasuma: die Gäste werden mit einer Barkasse, einem stylischen Holzboot, am europäischen Festland abgeholt und direkt an den hauseigenen Steg und wieder zurück geschippert. Der Fisch ist täglich frisch und die typischen Mezze (Vorspeisen) sollte man sich ebenso gönnen wie einen Drink an der Bar dieses preisgekrönten Lokals in einer revitalisierten osmanischen Destillerie.

www.tapasuma.com

Puristische Einrichtung und grandioser Blick auf die Skyline von Istanbul im Tapasuma Restaurant
Puristische Einrichtung und grandioser Blick auf die Skyline von Istanbul im Tapasuma Restaurant

Der Geheimtipp

_IGP1917 (Large)
Kokoreç …

Nur einen Steinwurf vom Pera Palace, in den alten Gassen des Pera-Viertels gelegen, befindet sich ein Geheimtipp unter Istanbuls Restaurants, betrieben von der Bio-Pionierin Ece Aksoy. Hier, in einem kleinen und optisch sehr europäisch anmutenden Lokal, findet sich die klassische Istanbuler Küche auf den Tellern wider. Unbedingt probieren sollte man Kokoreç, eine Art Nationalgericht aus klein geschnittenen, gegrillten bzw. gebratenen Lammdärmen. Ein Gericht, das über die Stadt verteilt auch zu jeder Tages- und Nacht-Zeit an Straßenimbissen erhältlich ist. Wer dem nicht traut, der wählt die High-End-Version bei Frau Aksoy und wird nicht überrascht sein, weshalb die Speise im ganzen Land so beliebt ist. Doch die Küche bietet mehr und taucht tief bis in den Balkan, Armenien und Anatolien ein, wohin die osmanische Herrschaft reichte und kulinarische Anleihen nahm.

9 Ece Aksoy / Asmalımescit, Oteller Sokak, No.9

_IGP1909
… bei Ece Aksoy

The modern way

Wer es modern haben will, der muss ins Sunset Grill and Bar. Hoch oben auf einer Bergspitze unter dem Ulus-Park mit gigantischem Blick trifft sich die High Society zu Sushi und Sashimi von Hiroki Takemura, dem ehemaligen Chef des Restaurants Nobu in London, um sich in einem der hippsten Restaurants der Stadt vorzubereiten auf eine heiße Nacht im In-Club Ulus 29, der nur wenige Meter über dem Sunset gelegen ist. Hier feiert man mit Stars und Sternchen bis zum Morgengrauen …

Sunset Grill&Bar
Sunset Grill&Bar

Text: Wolfgang Pauker