Um mehr als 250 Millionen Euro wurde seit der Gründung 1992 Kunst verkauft: Das „im Kinsky“ gilt als erfolgreichstes privates Auktionshaus Österreichs und ist neben der Galerien-Szene maßgebend für die Entwicklung des heimischen Kunstmarktes verantwortlich. „Achtzig“ traf Geschäftsführer Michael Kovacek und Steiermark-Repräsentantin Elisabeth Skofitsch-Haas zum Gespräch über Zufälle, Qualität und Risiken in der Kunst.
Gerade zeitgenössische Kunst ist momentan schwer angesagt. Was waren die großen Überraschungen im Auktionsjahr 2015?
Michael Kovacek: Hier ist sicherlich Martha Jungwirth zu nennen. Man kann von einem Stern am Himmel sprechen, der sehr spät aufgegangen ist. Die große Retrospektive Ende 2014 in der Kunsthalle Krems hat der Künstlerin einen enormen Bekanntheits- und Preisschub gegeben. Was auch stärker wird, sind die Maler der „Wirklichkeiten“, die gerade im Museum Liaunig ausgestellt waren.
Was führt eigentlich zu solchen Entwicklungen. Ist es der Zufall, der Kunst im Preis steigen oder fallen lässt?
M.K.: Entwicklungen sind manchmal in der Tat zufällig – das Wort zufällig ist allerdings unter Anführungszeichen zu setzen. Große Sammler können in dieser Hinsicht viel bewegen. Oft passiert die Entwicklung eines Künstlers in Wellenbewegungen. Viele Künstler sind in ihren jungen Jahren berühmt, dann ebbt das Interesse ab, dann kommt Jahre danach wieder eine große Ausstellung und ihr Marktwert steigt plötzlich wieder. Es gibt auch große Künstler, die sich eine bewusste Auszeit nehmen, da sie erkennen, dass sie keine Aussage mehr haben. Wenn ein Künstler ernsthaft ist, produziert er nicht irgendetwas oder immer dasselbe.
Kann der Zufall aus jedem Kunstwerk etwas machen?
M. K.: Nein. Auf keinen Fall. Ein Kunstwerk muss eine Qualitätsgrundlage vorweisen. Das Werk eines Künstlers muss eine Aussagekraft besitzen. Und es ist natürlich hilfreich, wenn ein Künstler von einem Sammler oder einem Galeristen unterstützt wird. Förderer finden in der Regel aber auch nur solche Künstler, die wirklich Qualität vorweisen.
Wann kann man Kunst als Wertanlage betrachten?
M.K.: Eigentlich gar nicht. In Kunst zu investieren kann sehr gefährlich sein. Aber wenn man so viel Geld hat, dass es egal ist, kann es immer wieder passieren, dass man auf das richtige Pferd setzt. Das hat aber nichts mit ernsthaftem Kunstsammeln zu tun. Viele dieser internationalen Millionenbilder sind in ihrem Preis nicht mehr erklärbar.
Das Auktionshaus gibt es nun schon seit über 20 Jahren. Was macht es so erfolgreich?
M.K.: Wir sind klein genug geblieben, um uns um unsere Kunden persönlich zu kümmern und ihnen ein kompetentes Service zu bieten. Es gibt viele Beispiele, bei denen wir mit Objekten weit höhere Preise erzielen konnten, als diese in großen internationalen Auktionshäusern erzielt hätten. Auf der anderen Seite sind wir groß genug, um auch am internationalen Markt zu überzeugen und bestmögliche Preise zu erzielen.
Wie sehr wird das Angebot des Private Sales von den Kunden angenommen?
Elisabeth Skofitsch-Haas: Es wird immer wichtiger, bleibt aber ein Randgebiet. Die meisten Leute wollen ihre Objekte in die Auktion einbringen. Einige aber wollen ihre Kunst nicht öffentlich darstellen. Deswegen wird das Objekt dann privat vermittelt. Es wird komplette Anonymität garantiert. Es bietet sich aber auch dann an, wenn jemand schnell verkaufen möchte. Wir geben auch Vorschüsse auf Objekte. Das funktioniert ganz unbürokratisch.
Warum wird Kunst verkauft?
E. S-H.: Oft wird verkauft, weil Kunst geerbt wird, man dafür aber keine Verwendung hat, da sie nicht dem eigenen Geschmack entspricht oder man das Geld braucht. Oder man sammelt selbst und trennt sich von Bildern, da man vor vielen Jahren noch einen anderen Geschmack hatte als heute: Man gibt Dinge ab, um neue anzuschaffen. Oder es gibt Sammler, die wirklich gut spekuliert haben und verkaufen, da sie für ihre Sammelstücke einfach tolle Preise erzielen und mit den Gewinnen wieder neu investieren möchten. Es gibt auch die Theorie von den drei weichen D’s: Death, Debts und Divorce. Also: Tod, Schulden und Scheidung. Gründe, die sich durchaus immer wieder aufs Neue bestätigen
Welche Kunstsparte lässt für 2016 viel erwarten?
E. S.-H. Ich denke, die zeitgenössische Kunst wird sich weiterhin gut entwickeln. Alleine deswegen, da diese gerade beim jüngeren Publikum sehr gefragt ist.