Mit schonungslosen Bildern führte Künstlerin Eva Ursprung vor Augen, welches Ausmaß das Flüchtlingsdrama entlang der Balkanroute angenommen hat. Die aussagestarke Kunst-Performance wurde auf Initiative von Kulturlandesrat Christian Buchmann im Rahmen des Veranstaltungszyklus „Passages“ in Brüssel präsentiert. Ein weiterer Schritt auf dem Weg, das Land Steiermark als internationale Kulturmarke zu positionieren.
Bereits im Jahr 2003 initiierten Eva Ursprung und Mihael Milunovic das Kunstprojekt Balkanize it!: Wenige Jahre nach dem Krieg im ehemaligen Jugoslawien machte sich eine Gruppe von österreichischen und südosteuropäischen Künstlern auf den Weg in den Balkan, um massenmedial erzeugte Bilder auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen. Was sie sahen? „Eine harte Wirklichkeit“, erinnert sich Eva Ursprung mehr als 10 Jahre nach ihrem Aufenthalt im Gespräch mit „Achtzig“ nach ihrer Kunst-Performance Anfang Dezember im Steiermark Büro in Brüssel. Die 2003 erstellte Internetseite, auf der die Künstler ihre Eindrücke mit der restlichen Welt teilten, ist nach wie vor im Einsatz. Und die harte Wirklichkeit von einst ist auch heute noch Realität, auch wenn sie nun ein anderes Gesicht angenommen hat. Für ihre Video-Performance in Brüssel bediente sich Ursprung in der Welt der Fernsehmedien und produzierte einen rund 30 Minuten langen Film, der seine Zuseher auf eine unbequeme Reise entlang der Balkenroute befördert.
Unbequem intensiv: Kunst, so hart wie die Realität sein kann
Es sind durchwegs bekannte Bilder. Menschen, die alles verloren und nichts außer Angst und Hoffnung im Gepäck haben. Zu Fuß über Stock und Stein, unterwegs in übervollen Schlauchbooten. Ungewisses Warten, versperrte Grenzen und überfüllte Lager. Vom Nahen Osten bis in die Türkei, nach Griechenland hinein in den Balkan bis nach Österreich mit dem ersehnten Ziel Deutschland vor Augen. Bilder, die tagtäglich in den Fernsehnachrichten laufen, die aber aneinandergereiht, miteinander in einer Video-Installation verwoben eine vielfach bedrückende Wirkung besitzen. Ursprung verstärkte das Video mit Live-Saxophon und düsteren Soundeffekten. Ein Kunstereignis, das keine Antworten lieferte, aber wichtige Fragen stellte. „Ich empfinde es als wichtig, die Realität auf so brutale Weise vor Augen geführt zu bekommen, wie es der Kunst von Eva Ursprung gelungen ist“, so Kulturlandesrat Christian Buchmann. Ursprung verbrachte insgesamt fünf Tage in Brüssel und befragte zahlreiche Bewohner über deren Assoziationen zum Balkan. Diese sind auf der Webseite http://balkanize.mur.at dokumentiert. Abgeschlossen ist das Projekt damit nicht, weiter ruft man dazu auf, Bildmaterial für die Webseite beizusteuern, um das nächste Kapitel von Balkanize it! aufzuschlagen. Dieses soll dann im Februar im Rahmen von Passages in Graz präsentiert werden.
Der Veranstaltungszyklus Passages, in dem Aspekte der kreativen und innovativen Grenzüberschreitung thematisiert werden, ist Teil des von Kulturlandesrat Christian Buchmann initiierten Schwerpunkts „Kultur international“. Unterstützt werden Künstler, die auf ihre Weise Grenzen ausloten. Zwei Mal im Jahr präsentieren diese im Steiermark Büro ihre Produktionen, um so ihre Kunst auf die internationale Bühne zu stellen. Um den europäischen Gedanken auch in die Steiermark zu tragen, findet Passages auch in Graz statt. Eröffnet wurde der Zyklus im Jahre 2014. Für 2016 sind zwei Kunstprojekte geplant.