Start Reise & Genuss Key West: Auf den Spuren von Ernest Hemingway

Key West: Auf den Spuren von Ernest Hemingway

Key West - der südlichste Punkt der USA.

Die einstige Jet-Set-Destination der amerikanischen Upperclass wurde vor allem durch Ernest Hemingway zum Mythos. Mehr als 10 Jahre verbrachte der Schriftsteller auf der paradiesischen Insel, die lange Zeit ersehnter Anziehungspunkt für Künstler und Aussteiger war.

Als Ernest Hemingway im Jahr 1928 mit seiner damaligen Ehefrau Pauline nach Key West zog, war er auf der Suche nach einem ruhigen Ort zum Schreiben. Paulines schwerreicher Onkel Gus schwärmte schon des Längeren von der tropischen Insel am südlichsten Punkt Floridas und spendierte dem frisch verheirateten Pärchen kurzerhand eine prachtvolle Villa in der Whitehead Street im Wert von 8.000 Dollar. Das zweistöckige Gebäude mit einer rundum laufenden Veranda zählte damals zu den größten Anwesen der Insel, sein großer tropischer Garten ist auch heute noch eine Ausnahme auf Key West.

Ernest und Pauline Hemingway bei Hemingway's Key West Haus.
Ernest und Pauline Hemingway bei Hemingway’s Key West Haus.

Obwohl Hemingway seinen ersten großen Bestseller In einem anderen Land erst schreiben würde, führte er dank des finanziellen Backgrounds seiner Gattin bereits den mondänen Lebensstil eines weltberühmten Schriftstellers. Der frühe Morgen war dem konzentrierten Schreiben vorbehalten. Tagsüber widmete er sich gerne dem Boxtraining oder lud seine leeren Schreib-Akkus mit dem Lesen von Büchern im Liegestuhl am eigens angefertigten Pool wieder auf. Um den Haushalt kümmerten sich Bedienstete. Schon im ersten Jahr auf Key West entdeckte Hemingway seine Liebe fürs Hochseefischen – nach einigen Jahren kaufte er schlussendlich eine 38 Meter lange Jacht, die den Namen Pilar erhielt. Gefischt wurde mit Vorliebe nach dem mächtigen Marlin-Raubfisch, immer dabei der eine oder andere eisgekühlte Drink. An Tagen, an denen keine Fische an den Haken wollten, vertrieb sich der Autor die Zeit an Bord mit Zielschießen auf leere Bierflaschen, bevorzugt mit einem Thompson Maschinengewehr.

Hemingways Lehrmeister beim Hochseefischen war zugleich der Besitzer seines Stammlokales Sloppy Joe’s. In diesem verbrachte der Schriftsteller die Abende und lernte auch seine nachfolgende Frau Martha Gellhorn kennen. Insgesamt verbrachte er über 10 Jahre auf Key West und schrieb währenddessen unzählige Romane, zum Beispiel Haben und Nichthaben, der von Hollywood verfilmt werden sollte.

Hemingways Arbeitszimmer
Hemingways Arbeitszimmer

Es war einmal …

Key West kann heute durchaus als Pilgerstätte für Hemingway-Fans bezeichnet werden, auch wenn die Insel an Exklusivität eingebüßt hat, da sie in weiten Teilen zu einem touristischen Massenausflugsziel verkommen ist. Tag für Tag entladen riesige Kreuzfahrtschiffe regelrechte Horden an Touristen am Mallory Square, verstellen den Ausblick auf einen der wohl schönsten Sonnenuntergänge der Welt und sorgen in weiterer Folge dafür, dass die legendäre Duval Street einem zweiten Disneyland gleicht. Wem es allerdings gelingt, den Jahrmarktstrubel auszublenden, der erhält als Belohnung eine Ahnung davon, was Key West einmal war: Ein paradiesischer Ort, an dem es keine Regeln gab und jeder sein konnte, wie er wollte. Die Idee, diesen Charme außerhalb der klassischen Reisesaison in vollen Zügen genießen zu können, will gut überlegt sein: Im Sommer sind nicht nur die Temperaturen aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit eine wirkliche Herausforderung, auch die Möglichkeit, einen Hurrikan live zu erleben, steigt rapide an. Key West ist somit eher eine empfehlenswerte Destination im Zuge eines Miami-Aufenthaltes und weniger ein Reiseziel für einen zweiwöchigen Urlaub.

Eines war Key West nie und ist es auch heute nicht: billig.
Eines war Key West nie und ist es auch heute nicht: billig.

 

Karibische Postkartenidylle

Immer wieder hört man, dass das eigentliche Erlebnis eines Besuchs der kleinen Insel die Anfahrt von Miami über den 205 km langen Ocean Highway ist. Und in der Tat gibt es wohl kaum eine genialere Autobahn. Insgesamt 40 Inseln der Florida Keys sind nacheinander durch den spektakulären Highway miteinander verbunden und bieten eine erstklassige Filmkulisse, die unter anderem bereits bei James-Bond-Dreharbeiten zum Einsatz kam. Wer in Key West nicht bei seiner Unterkunft spart, hat dennoch guten Grund, sich auf das eigentliche Ziel zu freuen. Als eines der mondänsten Hotels gilt das Waldorf Astoria Resort Casa Marina. Gäste genießen den größten Sandstrand der Insel: weißer Sand, türkises Meer und schattenspendende Palmen sorgen für Karibik-Feeling der Extraklasse. Dennoch lohnt es sich, dieser Postkartenidylle für einige Stunden zu entfliehen, um sich Zeit für einen Spaziergang in die Altstadt, zu dem als Museum geführte Hemingway-Haus, zu nehmen. Am Weg dorthin sieht man die für Key West so charakteristischen Häuser, die in der typischen Bahamas-Architektur errichtet und bis heute toll erhalten wurden.

Die typische Architektur der Stadt.
Die typische Architektur der Stadt.

Das Urlaubsparadies im Golf von Mexiko war schon immer Anziehungspunkt für Künstler, Bonvivants und Aussteiger, genauso aber auch Feriendomizil der Upperclass. Das Leben ist relaxed, die Bevölkerung sehr aufgeschlossen, was auch Grund dafür ist, dass Key West in der Schwulen- und Lesbenszene zu einem Kult-Ort wurde.

Das Hemingway-Museum und einer der schönsten Sonnenuntergänge der Welt

Wer Hemingways Anwesen aus den 30er Jahren betritt, bekommt das Gefühl, als wäre der Schriftsteller noch immer anwesend. Viele originale Einrichtungsgegenstände sorgen ebenso für Authentizität wie die im Haus lebenden Nachfahren von Hemingways Lieblingskatze Snowball, deren Merkmal eine sechste Zehe an den Vorderpfoten war. Wem das Museum nicht genug ist, um Hemingways Key West nachzuempfinden, der kann auch eine Runde Hochseefischen gehen – ein Ausflug mit Charterboot gibt es ab ca. 1000 Dollar. Auch seine Stammbar gibt es noch, oder besser gesagt eine Bar, die diesen Namen trägt. Definitiv kein Pflichtbesuch. Was sollte man gesehen haben? Auf jeden Fall den Sonnenuntergang. Als beste Location dafür gilt der Mallory Square am Ende der Duval Street. Zählt man zu den Glücklichen und erreicht diesen an einem Abend ohne angelegtes Kreuzfahrtschiff, darf man sich auf wirklich magische Momente gefasst machen. Einen kühlen Cocktail in der Hand, erlebt man den Himmel in Farbtönen, die jede Computeranimation in den Schatten stellt. Dazu unzählige Segelboote, die den Horizont kreuzen. Schnell wird klar, warum Key West auch heute noch ein Erlebnis ist.DSC_2014 (Medium)

Text: Stefan Zavernik