Der vielseitige Künstler Emmerich Weissenberger, 1966 in Graz geboren, erlangte durch diverse Kunstaktionen internationale Bekanntheit. Die Galerie Ursula Stross zeigt aktuell Arbeiten aus seinem Zyklus „Next Stop Jupiter“.
Am Karfreitag 2010 protestierte er mit seiner „Kreuzigungs-Aktion“ gegen kirchliche Missbrauchsfälle und ließ sich nur mit Lendenschurz und Dornenkrone bekleidet in 25 Meter Höhe am Wiener Stephansdom „kreuzigen“. Medien weltweit berichteten.
Ein weiteres Mal für Aufsehen sorgte er mit seiner Aktion „Antikorruption 04/12“, in deren Rahmen er sich von einem Hubschrauber vor der Wiener Telekom-Zentrale absetzen ließ und dort mit selbst angefertigtem „Schmiergeld“ gegen Korruption und Misswirtschaft protestierte. Großeinsatz der Polizei und Feuerwehr inklusive.
Ebenso für Aufsehen sorgte 2012 die Farce um seine Skulptur „Gaia“, die nach der „Green Expo“ in Wien im Kurpark des Thermenortes Bad Blumau ausgestellt und ebendort von Vandalen zerstört wurde. In seinen Aktionen legt sich Weissenberger mit den großen Systemen unserer Zeit an, egal ob Kirche, Wirtschaft, Politik oder Mafia.
ART EMBASSY
Sein jüngstes Kunstprojekt „Art Embassy“ führte Weissenberger nach Amerika, wo er gemeinsam mit seiner Frau, einer Filmemacherin und Künstlerin, und den beiden Söhnen acht Monate durch den Kontinent zog – von Kolumbien über Panama bis in die USA. Die Idee: Die Migrationsreiselinie von Süden nach Norden ins „gelobte Land“ mit seiner Familie nachzureisen – als Botschafter seiner Art Embassy. Dafür gab der Künstler seine Wohnung auf, nahm die Kinder aus der Schule und machte sich auf die Reise ins Unbekannte. Die Klimax seines abenteuerlichen Trips: Er sperrte in einer Kunstaktion die Panamericana in Costa Rica ab. Diese tausende Kilometer lange Hauptverkehrsader Amerikas ist Haupttransitrute für den Drogenschmuggel, was Weissenberger zu dem Schriftzug „Mi droga es pura vida“ (Meine Droge ist das pure Leben) auf dem Absperrbanner quittierte. Gemeinsam mit regionalen Künstlern und Akrobaten, mit denen Choreografien erarbeitet wurden, sperrte er Fahne schwingend und mit Megaphon bewaffnet diese Hauptschlagader des Verkehrs für eine Stunde zur Rush Hour. Weissenbergers Frau Nora Ruzsics filmte die Aktion, der entstandene Film wird 2016 auf dem internationalen Filmfestival von San Jose präsentiert.
Waghalsiger Aktionist und begnadeter Künstler
Doch Weissenberger ist nicht nur Aktionskünstler, sondern begnadeter Maler und studierte überdies bei Franz Graf und Gunter Damisch an der Akademie der Bildenden Künste Wien Bildhauerei. Sein Kunstschaffen mit Zeichnungen, Malerei, Installationen und Kunstaktionen hat einen starken religiösen Bezug und so thematisiert er konsequent Tod, Erwachen und Ikonographisches. Weissenberger ist, wie er selbst sagt, „ein Kind der Freiheit“. „Ich glaube daran, dass ich als Künstler neben der schleichenden Verrohung der Welt, etwas ohne zu resignieren tun kann. Im blinden Winkel der Menschen tauche ich auf und setze bildhafte Signale. Signale für das Schöne, das Visionäre, das Inspirierende, das Imaginierende, das Neue, das in die Welt soll“, so der Künstler, der überzeugt ist davon, dass Kunst die Welt zu verwandeln vermag, weshalb er sein Schaffen auch als Kampf in einer friedlichen Revolution sieht, als „eine freudvolle Revolution gegen eine sich chronisch vollziehende Verschlechterung“.
Next Stop Jupiter
Aktuell zeigt die Grazer Galerie Ursula Stross am Joanneumring 6 den Malereizyklus „Next Stop Jupiter“. Dieser erzählt eine Geschichte von Menschen, abgebildet auf Holztafeln. Menschen, die sich neu zusammenfinden, eine Pioniergruppe in unbekannter nicht vorstellbarer Umgebung. Diese Menschen bringen Fähigkeiten mit, um sich im Unbekannten zurechtzufinden, durch Kooperation, Empathie und einer verfeinerten Wahrnehmung von sich selbst. Sie erschaffen im völlig Unbekannten eine neue Lebenswelt. Emmerich Weissenberger arbeitete für den Zyklus in einer besonderen Technik, die Guache und reine Pigmente in Leinölfirnis, unter Einbeziehung von Eisenblech und 24K Blattgold, auf einen Kreide grundierte Holzplatte bringt.
Zur Finissage am 9. Februar, 18.30 Uhr (nur geladene Gäste) wird der Künstler anwesend sein.
Galerie Ursula Stross / Joanneumring 6 / 8010 Graz / www.galerie-stross.at
Text: Wolfgang Pauker