Start Interviews Tanita Tikaram: „Österreich ist ein sehr hippieskes Land“

Tanita Tikaram: „Österreich ist ein sehr hippieskes Land“

Mit "Twist In My Sobriety" wurde Tanita Tikaram 1988 weltweit bekannt.

Der Song „Twist In My Sobriety” machte die britische Singer-Songwriterin Tanita Tikaram 1988 schlagartig international berühmt. Dem Welthit folgten weitere und ihre „Closer to the People“-Tour führt die Künstlerin mit der markanten Stimme nun am 19. März ins forumKLOSTER nach Gleisdorf. Ein absoluter Leckerbissen für Musikfans.

Mit nur 19 Jahren wurden Sie mit „Twist In My Sobriety“ weltbekannt. Wie hat das Ihr Leben verändert?
Wenn man 19 Jahre alt ist, ändert sich das Leben sowieso. Man verlässt das Elternhaus, geht auf die Universität oder beginnt zu arbeiten. Wenngleich es für mich natürlich eine größere Veränderung war, verglichen mit jenen, mit denen mein Freundeskreis konfrontiert war. Aber es hat sich schon gut angefühlt.

Wie schwierig ist es für einen Teenager, die Füße am Boden zu behalten, wenn das erste Album ein paar Millionen Mal verkauft wird?
Ich denke, es ist für jeden, der mit Erfolg überrascht wird, schwierig, damit umzugehen. Es ist eine komische Sache und man muss wohl wirklich daran arbeiten, nicht die Bodenhaftung zu verlieren. Aber wenn man sich auf das Wichtige konzentriert – wie Freundschaft, Musik und die ganz normalen Dinge – dann schlägt man auch nicht über die Stränge.

Tanita 0492_press pic (Medium)
„Meine Haare sind vielleicht nicht lang genug, aber mein Herz ist das eines Hippies.“

Zurückblickend – war dieser frühe Erfolg mehr Fluch oder Segen?
Jeder Erfolg ist ein Segen. Man muss ihn umarmen und ihn im bestmöglichen Weg benutzen. Viele Künstler werden diese finanzielle Sicherheit nie haben, die ich schon in so jungen Jahren bekam. Und für diese Freiheit, insbesondere auch die Künstlerische, bin ich sehr dankbar. Das ist für junge Künstler heutzutage kaum mehr möglich.

Ihre Stimme ist immer noch unverwechselbar, die Songs tiefgründig. Wie hat sich Tanita Tikaram über die Jahre verändert?
Ich denke, dass man als Musiker einfach wächst, inspiriert wird, hoffentlich sensibler wird und immer daran arbeitet, sich zu einem besseren Künstler zu entwickeln. Ich habe mich in den letzten Jahren, insbesondere durch die Band, mit der ich seit zwei Jahren arbeite, enorm weiterentwickelt. Diese Symbiose hat auch das neue Album geformt und einen besonderen Mix kreiert. „Old-fashioned music“ und dennoch sehr modern. Ich habe eine wirklich enge Beziehung zu meinen Musikern und das gemeinsame Touren hat diesen Effekt noch verstärkt.

Ihre Musik ist sehr melancholisch. Sind Sie ein trübsinniger Charakter?
Nein, ganz und gar nicht. Ich habe einfach nur eine dunkle Stimme und die passt sehr gut zu dieser Art von Musik. Das neue Album ist aber ganz und gar nicht melancholisch. Es hat Licht und Schatten, und das schätze ich einfach an Musik. An der, die ich höre, und auch an der, die ich mache.

Ihr neues Album steht kurz vor der Veröffentlichung. Was darf man erwarten?
Sehr spezielle Arrangements. Es ist das erste Mal, dass ich es dermaßen genossen habe, ein Album aufzunehmen. Ich hatte bei den bisherigen Alben das Gefühl, dazugelernt zu haben, aber bei Closer to the people hatte ich den Eindruck, genau die Dinge erreicht zu haben, die ich wollte. Dadurch hat das Album auch ein ganz spezielles Momentum und verschiedene Welten, die sich treffen. Ich habe darauf die Liebe zu verschiedenen Stilen entdeckt, die darin kombiniert sind – wie Jazz und Rhythm and Blues.

Ihre Tour führt Sie auch nach Gleisdorf – was kommt Ihnen als Erstes in den Sinn, wenn Sie an Österreich denken?
Ich denke an Hippies. Ich denke, dass es ein sehr hippieskes Land ist. Ich habe meine Kindheit ja in Deutschland verbracht, und da hatte ich immer das Gefühl, dass die Österreicher viel relaxter sind. Ich weiß zwar nicht, ob das stimmt, aber ich hatte immer dieses Gefühl. Jetzt denke ich natürlich an Wien, die Kunst, Klimt und Schiele.

Sind Sie ein Hippie?
Ja, ich denke ich bin ein Hippie (lacht). Meine Haare sind vielleicht nicht lang genug, aber mein Herz ist das eines Hippies.

 

Tanita_bw_hoch (Medium)Die in Münster geborene und im englischen Basingstoke aufgewachsene Tochter der aus Malaysia und den Fidschi-Inseln stammenden Eltern wurde in einem West-Londoner Club entdeckt. Im Alter von 18 Jahren nahm sie ihr Debutalbum „Ancient Heart“ auf. Die zweite Singleauskoppelung „Twist In My Sobriety“ machte sie mit 19 weltweit berühmt und das Album verkaufte sich über 5 Millionen Mal. Nun ist die Künstlerin mit dem neuen Longplayer „Closer to the people“ zurück. Und die Kritiken sind voll des Lobes. Ihre Markenzeichen sind unverändert: die markante Stimme und die direkten, eindringlichen selbst geschriebenen Songs überzeugen heute genauso wie Ende der 80er Jahre. Von der Qualität des neuen Albums kann man sich bei ihrem Konzert im Gleisdorfer forumKLOSTER selbst überzeugen. Im Gepäck: Ihre grandiose Live-Band, die bereits mit Van Morrison und Jon Martyn gespielt hat.

Text: Wolfgang Pauker

Tanita Tikaram – Closer to the people Tour
Samstag, 19. März, 20 Uhr, forumKLOSTER
Rathausplatz 5, 8200 Gleisdorf