Die China-Ausstellung in der HYPO Steiermark bietet mit rund 100 Kunstwerken verschiedener Sparten einen tiefen Einblick in die Kunst aus dem Reich der Mitte. Wir sprachen mit Dr. Wan Jie Chen, Direktor des Konfuzius-Instituts und Kurator der Ausstellung, sowie Hausherrn Mag. Martin Gölles, Generaldirektor der HYPO Steiermark, über neue Perspektiven, neue Chancen und neue Wege.
Warum entschied man sich bei der großen Jahresausstellung für die Kulturnation China?
Martin Gölles: China steht für mich für Tradition und Innovation. Das Gleiche gilt auch für unsere Heimat. Das ist an diesen beiden Kulturen das Schöne, dass sie aus der Tradition ableitend die Innovation für die Zukunft generieren. Sowohl Österreich als auch China sind sehr kulturbeladene Länder, nämlich dahingehend, als die Menschen sich in der Geschichte sehr intensiv mit kulturellen Themen – von der Malerei über die Musik oder der Kunst des Handwerks – auseinandersetzten. Als regional verwurzelte Bank ist es unser Impetus, mit dieser Ausstellung vorausschauend einen wichtigen Schritt zu setzen und unsere Freunde, Partner und Kunden hier in der Steiermark mit der Kultur Chinas in Kontakt zu bringen. Unser Beitrag ist es nun, diese Verständigung mit Kunst aus dieser Kulturmacht zu zelebrieren.
Wan Jie Chen: Die diplomatischen Beziehungen zwischen Österreich und China werden heuer 45 Jahre alt. Das ist ein guter Anlass, sich der Kultur dieses Partnerlandes näher zu widmen. Natürlich war die Aufmerksamkeit meist dort, wo sich wirtschaftliche Überschneidungen ergeben haben. Durch diese Ausstellung wird aber verstärkt die Kultur beleuchtet. Für die SteirerInnen wird diese Kultur durch diese einzigartige Kombination von KünstlerInnen aus den verschiedensten Bereichen – von Skulpturen, über Malerei, Kalligraphien und Stempel, angefangen von den 50er Jahren bis heute – veranschaulicht.
Es geht also um weit mehr als „nur“ Kunst …
M.G.: Absolut. Man muss sich nur ansehen, wie viele Wirtschaftstreibende aus Österreich bereits in China tätig sind, und wir wissen auch, dass man sich auf andere Kulturen aktiv vorbereiten muss. Wir versuchen nun mit dieser Ausstellung über den Weg der Kunst diese Türen zu öffnen. Sowohl um uns SteirerInnen die chinesische Kunst und Tradition näherzubringen als auch um Kunden aus China hier in unseren Räumlichkeiten wertschätzend zu empfangen. Wir wollen das Fundament legen, sich positiv miteinander zu beschäftigen und damit einen Mehrwert für die Gesellschaft und die Wirtschaft zulassen.
W.J.C.: Die Kunst soll hier zum Verständnis der Kultur beitragen und als ein erleichterndes Hilfsmittel gesehen werden, die Kommunikation zu verbessern. Denn Kultur hat einen großen Vorteil: Sie ist grenzenlos! Man kann durch kulturellen Austausch offen kommunizieren. Das verbessert das Verständnis auf interkultureller Ebene. Diese Ausstellung wird ihren Teil dazu beitragen, die Kunst- und natürlich auch Wirtschaftsmacht China zu verstehen und wieso China in gewisser Weise auch anders ist als der Westen.
Woran erkennt man das Anderssein in der Kunst am deutlichsten?
W.J.C.: In Europa haben sich die Stile konsequent verändert. In China aber steht die Tradition immer an oberster Stelle. Man sieht das in den Landschaftsbildern, die sich durch sämtliche Dynastien ziehen, stilistisch jedoch immer ähnlich sind. Man hat im Westen immer Angst, die Chinesen würden alles kopieren. Aber gerade in der Kunst erkennt man, dass der Chinese in der Tradition lebt und diese stilistische Gleichheit keine Kopie ist, sondern das konsequente Lernen von einem Meister. Dieses „Kopieren“ ist also anders zu verstehen als in Europa. Mittlerweile ändert sich dieser Zugang. Zeitgenössische Kunst in China ist sehr innovativ. Diesen Wechsel wird man in dieser Ausstellung ebenfalls sehr gut nachvollziehen können. Insbesondere auch seit der politischen Öffnung, wo die Kunst deutlich offener, kritischer und progressiver wurde.
M.G.: Wir wollen zeigen, dass China genauso kreativ und innovativ ist wie wir hier in Europa, und da gehört eben auch die Kultur dazu. Und die Ausstellung ist der Beweis dafür, dass die traditionelle wie auch die zeitgenössische chinesische Kultur durchaus in der Lage ist, mit der steirischen, mit der österreichischen Kultur im Einklang zu stehen.
„Brücken bauen mit Partnerschaften“ – ein Leitsatz der HYPO Steiermark …
M.G.: Es ist die Fortsetzung einer mittlerweile schon fast 5 Jahrzehnte lang gelebten Tradition unseres Hauses. Kunst und Kultur wurden bereits in den 1970-er Jahren von der HYPO Steiermark als eines der ersten Institute und Gesellschaften in Graz in unseren Räumlichkeiten einer breiten Öffentlichkeit präsentiert. Unser Ansinnen war es immer, die heimische Kultur den Menschen nahezubringen und dabei ein Teil der weiteren Entwicklung zu sein. Wir haben hier mit unseren Partnern versucht, in erster Linie die steirische Kulturbühne zu beleben und in die Zukunft zu bringen. Hier war im Bereich der bildenden Kunst die styrianARTfoundation über 10 Jahre ein sehr geschätzter und hochwertiger Partner. Nun setzen wir den nächsten zukunftsorientierten Schritt mit dem Konfuzius-Institut der Universität Graz.
W.J.C.: Das Konfuzius-Institut möchte die Sprache und die Kultur Chinas vermitteln. Aber wir wollen auch Kultur mit der Wirtschaft verbinden und in den Bereichen Forschung und Entwicklung eine Win-win- Situation für steirische Betriebe schaffen. Bis 2020 werden 500 Millionen Chinesen ins Ausland reisen und diese Menschen werden hierher kommen, ob als Geschäftspartner oder Touristen. Was wir tun wollen, ist, Traditionspflege zu betreiben und Brücken zu bauen.
Teil der Zusammenarbeit mit dem Konfuzius-Institut ist auch das Thema Bildung.
M.G.: Mittels unserer Bildungspartnerschaft mit der HAK Grazbachgasse konnten wir auch eine weitere Brücke schlagen und durch unsere Unterstützung in den Schulen Chinesisch als Freigegenstand anbieten. Weiters konnten wir gemeinsam mit dem HAK-Absolventenverband und Dr. Chen eine Bildungsreise für zwei Wochen nach China ermöglichen und damit schon sehr früh die jungen Menschen in Kontakt mit der chinesischen Kultur, der Wirtschaft und dem Leben direkt vor Ort bringen. Das bringt unserer Jugend einen direkten Startvorteil. Wir wissen ja nur zu gut, dass man in der Wirtschaft global denken muss – ob das nun der amerikanische, der chinesische oder der russische Raum ist – und wir wollen der Steiermark den Vorteil verschaffen, der schlussendlich ausschlaggebend ist.
China-Ausstellung „Kultur.Begegnung“
Skulptur / Malerei / Kalligraphie / Stempel
Eine Ausstellung der HYPO Steiermark in Kooperation mit dem Konfuzius-Institut an der Universität Graz
Diese Schau stellt eine Premiere im europäischen Raum dar und wird mittels eines breiten Querschnitts durch verschiedene Kunstdisziplinen mehrerer Epochen einen einzigartigen Einblick in die Kunst aus dem Reich der Mitte bieten. Hierfür werden auf 4 Etagen rund 100 Kunstwerke 13 führender chinesischer KünstlerInnen ausgestellt sein. Kostenlose Führungen für Interessierte durch Kurator Dr. Wan Jie Chen wird es jeden Montag um 14 Uhr und jeden Mittwoch um 10 Uhr geben.
KünstlerInnen: Chen Chengxiang / Wan Guoying / Zhuang Lin / Ma Yue / Li Dapeng
KünstlerInnen der immateriellen Kulturgüter: Liu Zhenghui / Lin Hongkui / Ma Guoqing / Shi Yali / Liu Bin / Wang Yiliang / Bai Dacheng / Liu Xiaodi
19. April – 13. Mai 2016 / Zentrale HYPO Steiermark, Radetzkystraße 15-17, 8010 Graz