Österreich gilt als eines der letzten Raucherparadiese Europas. Doch bald wird auch dieses Vergangenheit sein. Ein Gespräch mit Gesundheitslandesrat Christopher Drexler über Rauchkultur und den Umgang mit legalen Drogen.
2018 ist das generelle Rauchverbot in der österreichischen Gastronomie Realität. War es die richtige Entscheidung, dieses Gesetz so lange hinauszuzögern?
Es war ein historischer Fehler, nicht gleich eine ordentliche Entscheidung getroffen zu haben. Zu Recht beschweren sich heute jene Gastronomen, die vor wenigen Jahren in eine Gesetzeslage investiert haben, die heute nichtig ist. Als Gesundheitslandesrat kann ich aber nur froh sein, dass Österreich 2018 endlich an den Standard der westlichen Welt anschließt. Diese Vorschriften haben alle einen Sinn. Auch wenn jemand nicht komplett mit dem Rauchen aufhört, wird er sicherlich weniger rauchen. Und damit kann man bereits von einem Erfolg sprechen.
Können Sie die Befürchtungen der Gastronomie nachvollziehen, wenn es heißt, das Rauchverbot wäre schlecht fürs Geschäft?
Nein. Heute sollten sich weniger die Wirte als vielmehr die Putzereien sorgen. Die haben Grund dazu: Gewand, das nach einem Caféhaus-Besuch nach Rauch stinkt, wird es nicht mehr geben.
Werden Café- und Wirtshäuser, in denen nicht mehr geraucht werden darf, ihren ursprünglichen Charakter behalten können? Geht gar nichts verloren?
Ich kann mich noch erinnern, als in Irland als erstes Land in Europa ein generelles Rauchverbot Einzug gehalten hat. Ich kann mich auch noch daran erinnern, als in Amerika das Rauchen verboten wurde. Überall hat sich gezeigt, dass das gesellschaftliche Leben ganz normal weitergeht. Mehr noch, es gab sogar neue Ausprägungen gesellschaftlichen Zusammenseins, zum Beispiel das „Smurting“: Smoking and Flirting vor dem Lokal. Es wird auch bei uns funktionieren, nichts geht verloren.
Sie selbst waren Raucher, warum haben Sie aufgehört? Aus Einsicht?
Meine Frau wurde schwanger, gute Vorsätze waren nicht die Triebfeder. Ich bin aber kein idealtypisches Beispiel. Es kann auch sein, dass ich irgendwann wieder einmal eine Zigarette rauchen werde. Aber: Man sollte es nicht tun, und ich hoffe, meine Kinder werden damit nie anfangen.
So etwas wie Rauchkultur, die es zu bewahren gibt, existiert in Ihren Augen nicht?
Rauchkultur gibt es. Wenn ich an die 50er, 60er oder 70er Jahre denke, wurde eigentlich in allen Lebenslagen und in jeder Situation geraucht. Wer könnte sich heute James Dean ohne Zigarette vorstellen? Es gibt sicherlich kulturelle Facetten. Raucher ist nicht gleich Raucher. Eine Zigarette oder eine Zigarre nur als reines Suchtmittel zu begreifen ist für mich eine zu reduzierte Sicht. Dennoch würde man sich aus heutiger Sicht wahrscheinlich wünschen, dass der Tabak nie den Weg nach Europa gefunden hätte. Dann hätten wir aber auch keine Erdäpfel und keine Tomaten bekommen. So gesehen, schwierig.
Eine andere legale Droge, Alkohol, steht hingegen nicht zur Diskussion. Zu Recht?
Ich glaube, das Wichtige beim Alkohol ist, dass man die Jugendschutzgesetze ordentlich einhält. Ansonsten gilt Alkohol gerade in Österreich als gesellschaftlich akzeptiert. Auch als legale Droge, wenn man so will. Ich selbst bin sicher der Letzte, der den Welschriesling oder den Schilcher abschaffen möchte. Das Leben birgt viele Risiken. Selbst als Gesundheitslandesrat muss ich sagen, ein in Maßen genossenes Genussmittel wie Wein ist mit Sicherheit nicht verbietbar. Das ist einfach Österreich.
Wie sieht es mit einer Legalisierung von Cannabis aus? In immer mehr Ländern wird die Droge entkriminalisiert, ist es auch in Österreich bald so weit?
Ich bin durchaus reich an Lebenserfahrung, in diesem Falle aber kann ich persönlich nichts dazu sagen. Im Gegensatz zum 52. Präsidenten der USA habe ich nicht nur nicht inhaliert, sondern erst gar nicht angezogen. Ich kann also weder die berauschende Wirkung von Cannabis noch ihre medizinische beurteilen. Ich denke aber, in Österreich gibt es bereits genug legale Drogen, das Sortiment muss in meinen Augen nicht erweitert werden.