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Spaniens Bürgerkrieg und Österreichs Kämpfer

Ein Foto, das Legende wurde. Spanien, Cordoba Front, September, 1936. Foto: Robert Capa, "Fallender Soldat"

In einer beispielhaften Kooperation aktiver steirischer Gruppierungen aus Kultur und Wissenschaft wird an den Spanischen Bürgerkrieg und die österreichische Beteiligung an diesem seltenen Ausnahmefall internationaler Solidarität erinnert. Zahlreiche Veranstaltungen geben ein Bild über die atemberaubenden Ereignisse rund um den „Vorabend des Zweiten Weltkriegs“.

Der Spanische Bürgerkrieg tobte von Juli 1936 bis April 1939 zwischen der demokratisch gewählten Regierung der Zweiten Spanischen Republik und den rechtsgerichteten Putschisten unter General Francisco Franco. Vorausgegangen waren extreme sozialpolitische und kulturelle Verwerfungen in der spanischen Gesellschaft sowie regionale Unabhängigkeitsbestrebungen, etwa im Baskenland und Katalonien. Die traditionellen Eliten fürchteten eine Gefährdung ihrer Privilegien, die Arbeiterschaft sah in dieser parlamentarischen Staatsform die Fortsetzung der Unterdrückung und weite Teile des Bürgertums fürchteten eine Dominanz der Arbeiterschaft. Zwischen 1932 und 1935 kam es zu gescheiterten Aufständen, Putschversuchen und neuen Koalitionen, bevor auf dem Höhepunkt der Unruhen am 13. Juli 1936 der konservative Oppositionsführer José Calvo Sotelo ermordet wurde. Daraufhin zettelte General Franco den Aufstand gegen die Regierung der Zweiten Republik an. Aus dem Putsch wurde ein Bürgerkrieg, der schon bald in das internationale Beziehungsgeflecht Europas geriet. Francos nationalistisch-faschistische Seite stand dem liberalen, sozialistischen Lager gegenüber. Da der Konflikt die ideologischen Linien Europas widerspiegelte und die kontinentale Machtkonstellation in Bewegung brachte, hing das Schicksal der Republik entscheidend von der Haltung der europäischen Staaten ab. Die faschistischen Mächte Italien und Deutschland unterstützten offen die Putschisten, während die liberalen Demokratien Frankreich und Großbritannien eine Nichteinmischungspolitik praktizierten und damit den Siegeszug der Aufständischen begünstigten. Die Sowjetunion dagegen belieferte die Republik bis 1938 mit Waffen und Beratern. So wurde Spanien zu einem militärischen und politischen Labor für die schwelende Systemkonkurrenz in Europa, die in den Zweiten Weltkrieg mündete. Der Spanische Bürgerkrieg endete mit dem Sieg der Anhänger Francos und der bis zu seinem Tod 1975 anhaltenden Diktatur in Spanien, dem sogenannten Franquismus. Die Zahl der Todesopfer wird auf 600.000 bis 800.000 Menschen geschätzt. Mehr als die Hälfte davon Zivilisten.

Eine Pionieraktion der Steirischen Gesellschaft für Kulturpolitik aus dem Jahr 1998 wird mit enorm erweiterten Inhalten und Darstellungen nun völlig neu aufgerollt.

Camaradas – Österreicher im Spanischen Bürgerkrieg

Drei Monate nach dem Putsch wurden die Internationalen Brigaden gegründet, denen sich in den kommenden zwei Jahren an die 35.000 Männer und Frauen aus vielen Ländern anschlossen, darunter viele Intellektuelle, Künstler und Dichter – etwa Ernest Hemingway –, aber auch 1.400 Österreicherinnen und Österreicher. Eine Foto-Ausstellung in Prenning’s Garten in Deutschfeistritz möchte das Schicksal dieser österreichischen Interbrigadisten nun vor Augen führen und ihre Lebenswege nachzeichnen, die sie aus der Diktatur des Ständestaats in den Krieg nach Spanien, ins Exil, in die Konzentrationslager oder in den Widerstand und schließlich zurück ins befreite Österreich führten – sofern sie nicht vorher ums Leben kamen. Zugleich soll die Tatsache ins Gedächtnis gerufen werden, dass nicht, wie die Ausrede und der Topos lauten, alle Österreicher Nazis waren, sondern dass es sehr wohl Widerstand gegen den Faschismus gab, innerhalb und außerhalb der Grenzen des Landes. Die österreichischen SpanienkämpferInnen sind dafür ein herausragendes Beispiel.

Erweitert wird die Schau Ende Juli um einen zweiten Teil mit den Biografien der beteiligten ÖsterreicherInnen.

Eröffnung am Freitag, 20. Mai, 19 Uhr

„Soweit uns Spaniens Hoffnung trägt“

Viele deutschsprachige Schriftsteller – darunter Anna Seghers, Erika Mann, Joseph Roth, Arthur Koestler, Ernst Toller oder Egon Erwin Kisch – haben über den Spanischen Bürgerkrieg geschrieben, dessen Beginn sich im Juli 2016 zum 80. Mal jährt. Aus diesem Anlass hat Erich Hackl 46 Texte von Frauen und Männern zu einer einzigen großen, vielstimmigen Erzählung zusammengestellt, die auch Lebenszeugnisse der österreichischen Spanienkämpfer Walter Fischer, Lisa Gavric, Fritz Jensen und Gusti Stridsberg enthält.

Montag, 23. Mai, 19 Uhr im KPÖ-Bildungszentrum.

Unser Herz ist international!

Eine weitere Ausstellung widmet sich den SteirerInnen. In einer identitätsstiftenden europäischen Tradition spielt die Unterstützung der Spanischen Republik durch Freiwillige aus ganz Europa eine zentrale Rolle.

Goldy Matthey-Parin
Goldy Matthey-Parin

So ist der Kampf gegen den spanischen Faschismus eine gemeinsame Erfahrung in allen europäischen Völkern. In dieser Ausstellung werden an Hand von ausgewählten Lebensläufen die Motive aufgezeigt, sich an den Kämpfen gegen die Ausbreitung des Faschismus zu beteiligen. Es waren aus Österreich vor allem Arbeiter, die sich bereits im Februar 1934 aktiv gegen den österreichischen Faschismus zur Wehr gesetzt hatten, die ab 1936 nach Spanien gingen.

Ferdinand Bilger
Ferdinand Bilger

Zu den wenigen Intellektuellen aus der Steiermark zählen Goldy Matthey-Parin und Ferdinand Bilger, die mit vielen befreundet waren, die sich später auch im „Prenninger Kreis“ trafen.

Eröffnung: Freitag, 30. September, 19 Uhr

Internationales Symposion

Der 80. Jahrestag des Spanischen Bürgerkriegs ist auch Anlass, eine Leerstelle im sozialen Gedächtnis Österreichs zu füllen und aus einer interdisziplinären Perspektive über die Teilnahme der rund 1.400 ÖsterreicherInnen nachzudenken. Neue Erkenntnisse in der internationalen Aufarbeitung des Themenbereichs, die Öffnung russischer Archive und die jüngsten Forschungsergebnisse zur österreichischen Geschichte der 30er- und 40er-Jahre erlauben es, einen neuen Blick auf das Thema zu werfen. Im Rahmen der gedächtnispolitischen Debatte um den Stellenwert des Bürgerkriegs in der spanischen und europäischen Geschichte werden im Zuge eines internationalen Symposions Themenkomplexe wie die künstlerische und literarische Verarbeitung, der Beitrag der Frauen, ideologische Aspekte innerhalb der Internationalen Brigaden oder die Teilnahme von Österreichern auf Seiten der aufständischen Generäle behandelt.

Mittwoch, 5. 10. – Freitag, 7. 10. im GrazMuseum

Filmpremiere

Am 26. Oktober zeigt man mit der Filmpremiere „Herbert Eichholzer – Architekt & Widerstandskämpfer“ das Filmportrait des bekannten steirischen Architekten und Widerstandskämpfers gegen das NS-Regime, der 1943 hingerichtet wurde. Nach einem Konzept von Eugen Gross und Michael Domian kommen darin Interviewpartner wie Heimo Halbrainer, Antje Senarclens de Grancy, Holger Neuwirth, Johannes Fiedler, Erika Thümmel, Gabriel Hirnthaler, Günter Eisenhut, Eugen Gross u. a. zu Wort.

 

Spaniens Himmel. Revolution für die Republik.

Erstmals wurde in der Steiermark der Gesamtkomplex des so genannten Spanischen Bürgerkriegs von der Steirischen Gesellschaft für Kulturpolitik im Jahr 1998 in Fotografien, Plakaten und Dokumentationsmaterial gezeigt, die aus mehreren Archiven, Sammlungen und Beständen stammen: u. a. von Robert Capa, Gerta Taro, John Heartfield, Heinrich von Vogeler, Pablo Picasso. Unter den 1350 Spanienkämpfern aus Österreich waren 161 Steirer, in der Mehrzahl ehemalige Schutzbündler, die schon im Februar 1934 in Österreich für den Erhalt der Demokratie gekämpft hatten. Die Ausstellung „Schieß gut, aber freu’ Dich nicht” (Felicitas Kruse) dokumentierte in ihren Fotografien die ehemaligen Freiheitskämpfer.

26.2.1998–1.5.1998, Orpheum, Graz

Produktion: Galerie Bilderwelt Berlin / Kurator: Reinhard Schultz / Veranstalter: GKPDie

 

Beispielhafte Kooperationspartner

Verein „prenninger gespräche“, Obmann Eugen Gross / CLIO – Verein für Geschichts- und Bildungsarbeit / Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes / Vereinigung österreichischer Freiwilliger in der Spanischen Republik 1936–1938 / Steirische Gesellschaft für Kulturpolitik / Theodor Kramer Gesellschaft, Wien / Fundación Pablo Iglesias, Madrid / Asociación de los Amigos de las Brigadas Internacionales, Madrid / Österreichisches Kulturforum Madrid / Bildungsverein der KPÖ Steiermark / Studio RAUM.FILM Filmproduktion, Wien

 

GKP

Steirische Gesellschaft für Kulturpolitik konfrontiert möglichst viele Menschen mit kulturellen bzw. künstlerischen Phänomenen, will sie in Diskussionsprozesse einbeziehen und kritisches Bewusstsein aktivieren. Präsident Dr. Kurt Flecker