Österreichs Aushängeschild der Medienkunst erweiterte den Kunstbegriff durch seinen wissenschaftlich-forschenden Ansatz. Die Ausstellung bietet einen Überblick seines Schaffens seit 1964.
2013: Dem Universalmuseum Joanneum gelang es, ein Kompendium an 60 Werken – darunter 21 Schenkungen des Künstlers selbst – in die Sammlung der Neuen Galerie Graz überzuführen. Es umfasst neben abgeschlossenen zahlreiche Work-in-Progress-Arbeiten wie Skizzen, Manifesten, dokumentarische Fotografien und macht sowohl innerhalb der Kunst als auch im soziopolitischen Weltgeschehen grundlegende Entwicklungen begreifbar. Richard Kriesche setzt sich mit Erneuerungsprozessen in der bildenden Kunst und Dynamiken in Gesellschaft und Wissenschaft auseinander. Früh fand der mehrfache Biennale (von Venedig)-Teilnehmer, den wissenschaftlich-forschenden Zugang zur Kunst und förderte einen programmierbaren, analytischen Zugang, nutzte hochtechnologische Bereiche, maschinenunterstützte Generierung zur Übertragung von Bildern und schuf so einen neuen Zugang des Publikums zur Virtualität.
Den öffentlichen Raum verortete er im Medienraum, den „geschlossenen“ Museumsraum stellt er in Frage, erweitert ihn um öffentliche Einrichtungen, industrielle Produktionsstätten und Bildungseinrichtungen. Den Fokus legt er auf den (künstlerischen) Prozess, der auf seine gesellschaftlich-emanzipatorische Funktion hin überprüft wird. Kriesche versteht eine Ausstellung als Sichtbarmachung eines verborgenen Prozesses. „Der Arbeitsvorgang ist jederzeit reproduzierbar“, heißt es in seinem Text zu Videopräsentation 1, „(…) die dokumentation ist das Kunstwerk.“ Das Publikum wird als aktiver Teil verstanden, der kritisieren soll und darf; denn Kriesche gehört zu jenem Künstlertyp, der die Welt erschließen will, eine engere Beziehung mit der Wissenschaft eingeht, ähnliche Methoden und Technologien nutzt. Dabei liegt es in der Natur von Kriesches Medienkunst, dass diese temporär, für spezielle Orte konzipiert und physisch schwer fassbar ist, nur mehr als Datenträger existiert und verwendete Apparaturen ihre Funktionsfähigkeit verloren haben. Das Konservieren derartiger Kunst für die Nachwelt stellt auch heute noch ausstellende wie sammelnde Institutionen vor große Herausforderungen. Die Ausstellung thematisiert den temporären Charakter der Medienkunst, der dem musealen Anspruch der Bewahrung auf Dauer entgegensteht, und fragt nach sensiblen Maßnahmen und innovativen Ansätzen.
Ausstellung: medienblock-richard-kriesche
Bis 2.10.2016 / Neue Galerie Graz, Joanneumsviertel / www.neuegaleriegraz.at