Weltberühmte Kunstwerke, legendäre Modelabels und mondänes Dolce Vita. Mailand, die Metropole im Norden Italiens, ist eine Stadt der Superlative. Das letzte Abendmahl von Leonardo da Vinci eines ihrer großen Highlights.
Wenn es um Mailänder Lebensqualität geht, ist der frühe Abend die wichtigste Zeit des Tages. Man trifft sich in einer der coolen Bars mit Freunden auf einen Aperitif und genießt dazu kleine Happen. Zum Beispiel in der altehrwürdigen Bar Basso oder in der hippen Dry Bar im Brera-Viertel. Aktuell ist die Bar im neu eröffneten Mandarin Oriental Hotel für viele Mailänder die angesagteste Adresse für einen entspannten Negroni. Die Stuzzichinos zum Aperitif kommen dazu aus der Küche des angrenzenden Seta-Restaurants von Küchenchef Antonio Guida. Das im Jahre 2015 eröffnete Hotel entwickelte sich in Windeseile zu einem gesellschaftlichen Treffpunkt der Stadt. Es ist mehr als eine Nobel-Herberge in bester Lage, sondern Ausdruck des mondänen Mailänder Lebensgefühls.
Aus diesem Grund ist Direktor Luca Finardi nahezu stolz darauf, dass der Großteil der Bargäste aus Mailand stammt. „Das Herz des Hauses sollte unsere Bar und das Restaurant werden. Nur so können wir es auch für die Mailänder selbst attraktiv machen und damit das spezielle Lebensgefühl der Stadt für unsere Gäste einfangen.“ Die Location des Mandarin Orientals macht es zur idealen Ausgangslage, um die Stadt kennenzulernen. Mode-Fans sind nur einen Steinwurf von der weltberühmten Modestraße Via Monte Napoleone oder der Galleria Vittorio Emanuele II entfernt. Auch kulturelle Sehenswürdigkeiten sind in wenigen Minuten zu Fuß erreichbar. Zum Beispiel der Mailänder Dom oder das Castello. Auch die Kirche Santa Maria delle Grazie, in der Leonardo da Vinci sein berühmtes Wandbild erschaffen hat, für das heute Interessierte aus der ganzen Welt nach Mailand reisen.
Leonardo da Vinci und Das Abendmahl
Leonardo da Vinci kam im Jahre 1482 auf Empfehlung der Medici an den Hof nach Mailand. Herzog Ludovico Sforza war auf der Suche nach einem Künstler für eine monumentale Reiterskulptur zu Ehren des Gründers seines Herrscherhauses Francesco Sforza. In seinem Empfehlungsschreiben bot sich das Genie in erster Linie mit seinen Erfindungen in der Militärtechnik und als Bauingenieur an. Denn dem Herzogtum Mailand stand ein Krieg mit der Republik Venedig bevor und Leonardo brannte darauf, seine Ideen, die ihrer Zeit weit voraus waren, umzusetzen. Erst gegen Ende des Briefes berichtete er von seinen Fertigkeiten als Maler und Bildhauer. Sforza holte ihn daraufhin an seinen Hof, an dem dieser nahezu 20 Jahre zu Diensten stehen sollte und an unzähligen Projekten beteiligt war. Sein Lebensstil war aufwendig. Er beschäftigte zahlreiche Gehilfen, kleidete sich luxuriös und achtete im Gegensatz zu vielen seiner Zeitgenossen penibel auf Sauberkeit. Ideen faszinierten ihn weit mehr als ihre Ausführung, eine Charaktereigenschaft, die viele seiner Auftraggeber und Mäzene zur Verzweiflung trieb. Immer wieder begann er voller Begeisterung Projekte, um sie unvollendet ihrem Schicksal zu überlassen. Auch die von Sforza in Auftrag gegebene Reiterskulptur wurde niemals verwirklicht. Leonardo studierte jahrelang die Anatomie unterschiedlicher Pferderassen, um einen Idealtyp daraus zu erschaffen. Immer wieder aber verwarf er seine Entwürfe. Erst als Ludovico einen anderen Bildhauer für die Umsetzung beauftragen wollte, da Leonardo bereits sieben Jahre ohne greifbares Ergebnis daran arbeitete, präsentierte er ein 7 Meter hohes, kolossales Tonmodell. Um es zu gießen, wurden 100 Tonnen Bronze gefordert, und ein eigenes Gussverfahren sollte dafür entwickelt werden. Verwirklicht wurde es aber nie, die Bronze wurde von Sforza für den Krieg benötigt, um Waffen zu schmieden.
Leonardo da Vinci war weit mehr als ein klassischer Künstler, er war ein Universalgelehrter, der Forschungen auf den unterschiedlichsten Gebieten der Naturwissenschaften betrieb. Und zwar als Anatom, Naturforscher, Architekt, Baumeister, Bildhauer, Philosoph, Ingenieur, Maler, Mechaniker, Schriftsteller und Techniker. Dennoch verwirklichte er sich in Mailand in erster Linie als Maler. Zwei seiner bedeutendsten Kunstwerke stammen aus jener Zeit. Das erste Bildnis der Madonna in der Felsengrotte, welches heute im Louvre in Paris zu sehen ist. Und das weltberühmte Wandgemälde Das Abendmahl, welches die Südmauer des Refektoriums in der Kirche Santa Maria delle Grazie schmückt.
Wer es heute live erleben möchte, sollte sich früh um Tickets bemühen, oftmals sind die Plätze auf Monate hin ausverkauft. Um das Kunstwerk vor seinem Verfall zu schützen, ist dieses in einem konservatorischen Hochsicherheitstrakt untergebracht. Besucher werden in Gruppen zu je 25 Personen durch zwei Luftschleusen geführt und haben danach 15 Minuten Zeit, das Kunstwerk mit eigenen Augen zu sehen. Leonardo erschuf es mit Tempera-Farben in der Secco-Technik, da ihm die Malweise des Fresco, bei der er unter Zeitdruck arbeiten musste, nicht zusagte. So kam es, dass das Meisterwerk schon wenige Jahre nach seiner Fertigstellung dem Verfall preisgegeben war. Was heute nach aufwendigen Renovierungen zu sehen ist, hat vermutlich nicht ansatzweise jene Leuchtkraft und jene Detailliertheit, die einst seine Magie ausmachten. Auch eine im Nachhinein eingezogene Türe in der Wand beschädigte das Bild beträchtlich. Dennoch, seine Faszination ist ungebrochen. Zu Recht zählt es zu jenen Kunstwerken, die man einmal in seinem Leben live gesehen haben sollte.
Mailands Küche
Eine Reise nach Mailand ist ein kulinarisches Erlebnis – vom letzten Abendmahl einmal abgesehen. Wer die klassische Mailänder Küche in ihrer authentischsten Form kennenlernen möchte, ist in einer der altehrwürdigen Trattorien gut aufgehoben. Zum Beispiel in der Trattoria Milanese in der Via Santa Marta, nur einige Gehminuten vom Domplatz entfernt. Auf der Speisekarte finden sich gutbürgerliche Klassiker wie das Risotto milanese. Es wird mit Safran gekocht, der ihm seine goldene Farbe verleiht. Gerne serviert man es gemeinsam mit Osso Buco, einer Scheibe von einer langsam geschmorten Kalbshaxe. Es schmeckt aber auch alleine für sich grandios. Ein weiteres Kult-Gericht ist das Costoletta alla milanese, ein Kalbskottelet am Knochen, das wie ein Wiener Schnitzel gebacken wird. Ebenfalls eine Pflichtbestellung. Wer Haute Cuisine bevorzugt, hat in Mailand eine Vielzahl an großartigen Restaurants zur Auswahl. Der Shooting Star ist momentan das Seta-Restaurant im Mandarin Oriental. Schon vier Monate nach seiner Eröffnung wurde es mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet.
Küchenchef Antonio Guida stammt aus Puglien in Süditalien. Seine Küchenlinie setzte sich auf der Einfachheit der süditalienischen Küche und der Raffinesse französischer Kochkunst zusammen. Immer steht das einzelne Hauptprodukt im Mittelpunkt des jeweiligen Gerichts, das er nicht nur geschmacklich kunstvoll zur Geltung bringt, sondern auch optisch. Zum Beispiel bei seinem gebratenen Karfiol mit Meeresfrüchten oder seinem genialen Risotto mit Maccagno-Käse und Himbeer-Puder. Ein Abendmahl in Mailand, wenn auch nicht das letzte, bleibt so in biblischer Erinnerung.