Mit dem Grazer KünstlerInnenkollektiv „ekw14,90“ zeigt man in Raum D des Künstlerhaus. Halle für Kunst & Medien Positionen, die sich durch subtilen Umgang mit Assoziation und Sprachwitz, mit radikaler Reduktion und angewandt situativer, absurder Überhöhung auszeichnen.
Das Kollektiv ekw14,90 wurde im Jahr 2000 von Moke Klengel, Christoph Rath, Marlies Stöger und André Tschinder in Graz gegründet und entwickelt seitdem kontinuierlich seine gemeinsame künstlerische Praxis sowohl installativ als auch performativ in den Bereichen Video, Fotografie, Musik und Theater. Die nun im KM– gezeigte Ausstellung „eh ben“ widmet die Truppe nun einer fiktiven künstlerischen Avantgarde, die sich gegen die Drastik der Realität gesamthin stellt – von einer Gruppierung ausgehend, die sich die „Zu-Realisten“ nennt. Diese fordern vehement den Rückzug aus dem Realen. Dabei ziehen sie sich aber selbst nicht einfach zurück, sondern scheinen sich gerade in der Propagierung des permanenten Rückzugs als eine neue und vitale Kraft im gesellschaftlichen Handeln zu begreifen. In ihrer stark eskapistischen Tendenz entwickeln die „Zu-Realisten“ eine künstlerische Doppelstrategie, die ihre Haltung deutlich veranschaulicht und veröffentlicht. Auch in ihrer visuellen Produktion legen es die „Zu-Realisten“ darauf an, den hoch aufgelösten und als schmerzhaft wahrgenommenen Abbildungen der Wirklichkeit massiv gegenwärtiger Bildtechnologien entgegenzuwirken.
Diese Fiktion der „Zu-Realisten“ wird im Untergeschoß des Künstlerhaus, der Halle für Kunst & Medien, zudem gleich zwei Mal erzählt: Zum einen anhand einer Werkgruppe aus dem Jahr 2012, die mögliche entstandene Arbeiten der „Zu-Realisten“ präsentiert. Die Arbeiten selbst und auch die Bewegung der „Zu-Realisten“ werden dabei über einen begleitenden Audioguide vorgestellt und erläutert. Der vermittelnde Text ist dabei durchgehend in der Möglichkeitsform gehalten. Zum anderen erfährt das Narrativ der „Zu-Realisten“ erneut seine Aufführung. Diesmal jedoch im veränderten Tonfall und stilistisch an das filmische Werk Jean-Luc Godards anschließend, in Form eines Filmes.
Humoresker Höhepunkt ist die Mixed-Media Installation „Past (Brennen für das Biedermeier)“ aus dem Jahr 2014, in welchem der Besucher über einen Lautsprecher und mit einer Bluse vor Augen anhand eines Radiomittschnitts die Geschehnisse rund um eine Demonstration für die Werte des Biedermeier miterlebt. Die „noch nicht gewaltbereite“ und teils berittene Menge skandiert Ruhe und Geborgenheit und macht sich auf in Richtung Schönbrunn…
Zu sehen noch bis 15. September im KM– / Burgring 2 / 8010 Graz