Banking in Internet-Zeiten – ein Gespräch mit Martin Gölles, Generaldirektor der HYPO Steiermark, über schnelles Geld im Online-Geschäft, soziale Verantwortung und nachhaltiges Wirtschaften.
Immer mehr Banken verlagern ihr Geschäft ins Internet. Beugen sie sich dem Zeitgeist oder sparen sie am Service?
Grundsätzlich hat die Geschichte gezeigt: Man kann sich nicht gegen technischen Fortschritt wehren und das soll man auch nicht. Es gehört zum Selbstverständnis der HYPO Steiermark, ein umfangreiches Online-Service nach modernsten Ansprüchen zu bieten. Diese Dienstleistung wird gerade von jungen Kunden stark nachgefragt. Wir geben aber ein klares Bekenntnis zu persönlichen Beziehungen, zu einer gepflegten Gesprächskultur, zu unseren Mitarbeitern ab. Der Kunde als Individuum steht bei uns im Vordergrund. Wir nehmen uns die Zeit dort, wo andere durch Rationalisierungen einsparen und schnelles Geld machen wollen. Uns liegt an Kundenzufriedenheit, an Nachhaltigkeit, an einem aktiven Austausch und ehrlichem Feedback.
Die Rationalisierungen kosten Arbeitsplätze. Wie kann man dem gegensteuern?
Eine Bank wie die HYPO Steiermark, die sich der Nachhaltigkeit und dem sorgsamen Umgang mit Ressourcen verschrieben hat, anerkennt auch den Wert von Qualität im Service. Natürlich müssen Banken aufgrund der Regulative in einem hart umkämpften Markt auf die Kosten achten, auf Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit. Es gilt aber, eine Mischung zwischen einem effizienten Einsatz von Ressourcen und der Qualität, die wir dem Kunden bieten wollen, zu finden. Um unsere Standards zu sichern, braucht es eine bestimmte Anzahl an Mitarbeitern. Diesen Weg gehen wir konsequent weiter.
Wird das Geschäft im Netz das Bankgeschäft ablösen?
Ich denke nicht, dass das Internet eine klassische Bank ersetzen kann. Anonyme, jederzeit austauschbare 0815-Kredit-Geschäfte sind nicht der Ansatz, den die HYPO Steiermark verfolgt. Wir wollen ein idealerweise lebensbegleitender Partner sein, mit dem man sich austauschen kann und der jede Kundin und jeden Kunden versteht. Gerade in Zeiten wie diesen muss eine Bank auch Verantwortung gegenüber der Gesellschaft übernehmen und klar aufzeigen, dass sie nicht nur an wirtschaftlicher Entwicklung interessiert ist. Daher nehmen wir Verpflichtungen, die über das Bankgeschäft hinausgehen, wahr, um einen Mehrwert für die Gesellschaft zu generieren.
Haben die internationalen Banken hier einen Startvorteil?
Ich fürchte mich nicht vor den Global-Playern. Denn sie sind die Ersten, die gehen, wenn es schwierig wird. Wenn es darum geht, in der Region zu investieren und einen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten – wo sind die international Großen dann? Wer unterstützt die Gemeinden bei ihren Vorhaben und finanziert diese? Nur eine regionale Bank wie die HYPO Steiermark, die von Schladming bis Fürstenfeld Filialen hat, kann das leisten. Sie übernimmt Verantwortung für die Menschen hier im Land.
Inwiefern übernimmt die HYPO Steiermark Verantwortung?
Wir unterstützen viele Einrichtungen, was für ein Haus unserer Größe durchaus eine Herausforderung ist. Das reicht vom Sozial- über den Bildungsbereich bis hin zur Kultur. Wir haben Partnerschaften mit dem Odilien-Institut, der Caritas oder der Marienambulanz. Am Herzen liegt uns auch der Bildungsbereich, denn Bildung ist eines der wertvollsten Güter, die wir haben. Deshalb engagieren wir uns intensiv in den berufsbildenden Schulen und halten auch Vorträge. Wir ermöglichen Jugendlichen darüber hinaus, bei uns Praktika zu machen, um sie gezielt auf die Anforderungen der Wirtschaft vorzubereiten. Auf diese Weise wollen wir der Gesellschaft als regionale Bank etwas zurückgeben, wir sehen dieses Engagement als innere Verpflichtung an. Wir können auch durch Investitionen in der Region einiges bewirken. Der Weltspartag ist ein schönes Beispiel dafür. Wir fordern Wirtschaftstreibende der Steiermark dazu auf, mit uns gemeinsam einen Tag zu gestalten. Handwerklich wirklich herausragende Produkte werden zu diesem Zweck vor den Vorhang geholt und an unsere Kundinnen und Kunden als Dankeschön verschenkt. Auf diese Weise bleibt die Wertschöpfung im Land, denn die Ausgaben der HYPO Steiermark beschränken sich für den Weltspartagsauftritt auf unser Bundesland. Kein einziger Cent geht an Lohndumpingländer. Das ist ein nachhaltiges Green Investment für das grüne Herz Österreichs und seine Menschen.
Warum fühlt sich die HYPO Steiermark der Kultur so intensiv verbunden?
Das hat viel mit unserer Geschichte zu tun. Wir haben seit jeher sehr gezielt versucht, Dinge zu tun, die besonders wichtig für die Region sind. Die Kultur in der Steiermark hat hier freilich einen wesentlichen und wertvollen Anteil. Das schließt alle Felder mit ein und reicht von der bildenden über die darstellende Kunst bis zur Musik. Wir haben in unserem Bundesland eine ganze Reihe von großartigen Künstlerinnen und Künstlern und wollen diese mit unseren Kulturpartnerschaften fördern. Friedrich Kleinhapl, ein Cellist von Weltformat, begleiten wir beispielsweise schon über zehn Jahre. Mit ihm wollen wir in der Welt der Musik etwas bewegen. Mit dem Festival arsonore und Markus Schirmer haben wir ein weiteres Projekt gestartet, mit dem wir den Steirerinnen und Steirern wie den internationalen Gästen zeigen wollen: Seht her, das ist etwas wirklich Besonderes. Ein weiteres Herzensanliegen ist die bildende Kunst. In Kooperation mit der styrianARTfoundation fördern wir steirische Künstlerinnen und Künstler. Aktuell zeigen wir in unserer Zentrale in Graz eine Ausstellung ausgewählter Werke von Axel Staudinger und Kathrin Siegl.