Jahr für Jahr sorgt der Steirische Junker für Begeisterung. Doch was macht ihn eigentlich aus? Wer hat ihn erfunden? Und wie schmeckt der aktuelle Jahrgang? „Achtzig“ nahm den spritzigen Jungwein genauer unter die Lupe.
Text: Stefan Zavernik
„Ein guter Junker überzeugt mit seiner Frische und bietet eine Qualität, die man einem jungen Wein oft gar nicht zutraut“, weiß Franz Kerber, Vorstandsvorsitzender-Stellvertreter der Steiermärkischen Sparkasse. Seine Bank hat zum Steirischen Wein eine ganz besondere Beziehung. Vor etwa 80 Jahren galt sie als „Retterin des steirischen Weines“, die den Weinbauern nach einer Schädlingskatastrophe zinsenfreie Kredite gewährte. Heute ist man Hauptsponsor der Vermarktungsgesellschaft „Wein Steiermark“, versteht sich selbst als Promoter eines Kulturgutes und unterstützt die drei Highlights des steirischen Weinjahres: Junkerverkostung, Jahrgangsverkostung und Jungwinzerwettbewerb. „Der Junker ist eine geniale Marke, die zeigt, dass die steirischen Weinbauern in den letzten Jahren sehr viel richtig gemacht haben. Auch was das Marketing betrifft. Es stimmt die Strategie.“ Dennoch steht die heimische Weinwirtschaft vor einer großen Herausforderung, leiden Winzer und Weinliebhaber gleichermaßen. Denn: 2017 wird einfach zu wenig Wein da sein.
Der Jahrgang 2016
Aufgrund des katastrophalen Frosteinbruchs im Frühjahr 2016 wird die Erntemenge des kommenden Jahrgangs extrem klein ausfallen. Das betrifft auch den Junker. „Lange Zeit stand zur Diskussion, ob Weinbauern überhaupt Junker abfüllen würden. Zu gering waren die Erntemengen,“ erklärt der steirische Weinbaudirektor Werner Luttenberger. Doch es zeigte sich, dass der junge Wein aus der Steiermark bereits unverzichtbar ist. Und neben allen negativen Entwicklungen, was den Ertrag betrifft, steht fest: Was zu ernten war, wurde zu einem großartigen Junker ausgebaut. „Und zwar auffallend fruchtbetont, mit ein wenig mehr Säure – aber mehr Fülle – als üblich“, so Luttenberger. Der weiße Junker überzeugt 2016 mit frischen Apfelaromen und dominanter Würze. Der Schilcher-Junker zeigt sich ebenfalls fruchtintensiv mit besonders rescher Säurestruktur: Sortentypische Aromen nach Beeren, insbesondere Himbeeren, stehen im Vordergrund.
Was steckt eigentlich im Junker?
Da die Primärfrucht der frühreifen Müller-Thurgau-Rebe vordergründig ist, haben die ersten Junker-Winzer vor 30 Jahren ihre weißen Jungweine meist sortenrein aus dieser Traubensorte vinifiziert. In der Praxis stecken im Junker heute Weißburgunder, Sauvignon Blanc, Muskateller, Sämling und natürlich Müller-Thurgau. Wie kommt es, dass man beim Junker auf Cuvée setzt, wo doch die Steiermark für ihre sortenreinen Weine berühmt ist? Gibt es überhaupt sortenreinen Junker? „Über die Jahre ist man zu der Erkenntnis gekommen, dass man über einen Cuvée den typischen Junker-Charakter besser auf die einzelnen Jahrgänge abstimmen kann. Hin und wieder braucht es mehr Säure, dann kommt mehr Welschriesling dazu. Dann wieder bedarf es etwas mehr Fülle, wo der Weißburgunder guttut. Sortenreine Junker, wie zum Beispiel vom Muskateller, sind sehr rar, aber auch sehr begehrt.“ Eine Rarität, die auch schwer auf den ersten Blick zu erkennen ist, denn es ist nicht erlaubt, die Rebsorte plakativ auf die Flasche zu schreiben. Überhaupt gibt es eine Reihe an Kriterien, die zu erfüllen sind, um Wein als originalen Junker verkaufen zu dürfen. Diese Kriterien werden streng überprüft. „Der Junker muss auch in großartigen Jahrgängen immer ein leichter Wein bleiben und unter 12% Alkohol stehen. Oft ist das gar nicht so einfach, die Hürde nach unten zu knacken und früh genug zu ernten. Der Junker braucht eine kräftige Säure, davon lebt sein Charakter. Nur so bleibt er lebendig-spritzig.“ Er soll immer ein Wein sein, „der seine Konsumenten quietschlebendig macht. Auch aus diesem Grund ist er ein tolles Getränk für die Ballsaison.“
Wem haben wir den Junker eigentlich zu verdanken?
Die Geschichte des Junkers beginnt Ende der 80er Jahre. Unter der Führung von Weinbaumeister Franz Hirschmugl schlossen sich insgesamt 9 steirische Winzer zusammen, um eine einheitliche Marke für steirischen Jungwein ins Leben zu rufen. Was in Frankreich mit dem Beaujolais groß in Mode war, sollte auch für die Steiermark Erfolg versprechen: Qualitativ hochwertiger, junger Wein, der einen ersten Ausblick auf den kommenden Jahrgang gewährt. Und das mit hohem Trinkgenuss. Wie er heißen sollte? „Steirischer Junker“! Mitte der 90er wurde die Marke dann in größere Hände gelegt, die Marktgemeinschaft „Wein Steiermark“ übernahm das Rohjuwel und bot all ihren Mitglieder an, wenn sie die Vorausetzungen in der Produktion erfüllten, um eine Lizenz für die Marke Steirischer Junker anzusuchen. Der Rest ist Geschichte. Heute steht der „Steirische Junker“ für einen knackigen, leichten Jungwein, der für Fans der Steirischen Weine als eine erste Kostprobe des neuen Jahrgangs gilt. Am besten schmeckt er zwischen November und Jänner, wenn er noch frisch in der Flasche ist. „Doch es zahlt sich auch aus, einige Flaschen für den kommenden Sommer aufzuheben. Der Junker macht sich auch als Terrassenwein hervorragend“, so Werner Luttenberger. Ob dieses Kunststück gelingt, bleibt bei der überschaubaren Flaschenmenge von 200.000 Stück abzuwarten. Es heißt also: schnell sein und sich seine Flaschen sichern!
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