Start Kunst & Kultur manuskripte: Zwischen Anerkennung, Dialektik und Traumberuf

manuskripte: Zwischen Anerkennung, Dialektik und Traumberuf

Literaturpreise haben eine ganz spezielle Bedeutung. Die Literaturzeitschrift manuskripte initiierte und vergibt einen der wichtigsten von ihnen in der Steiermark. Ein Gespräch mit zwei aktuellen Preisträgern.

Text: Kerstin Hatzi

War das Schreiben schon immer Notwendigkeit oder „Schriftsteller“ seit Kindheitstagen ein Traumberuf?

Kuratle: Ich brauche es, mich mit Texten zu befassen und an meinen eigenen zu arbeiten. Das hat bei mir in der Schule angefangen. Aber nicht mit irgendwelchen Erzählungen, sondern mit Aufsätzen. Ich habe mich immer sehr mit der Form auseinandergesetzt.

Unterweger: Ich kann mich erinnern: Ich wollte erst Tiefseetaucher werden und dann Dichter. Irgendwas habe ich immer geschrieben. Das Schreiben fehlt mir, wenn ich es nicht tue. Ich fühle mich ohne nicht wohl.

Wie wichtig sind Preise für einen Schriftsteller und seinen Werdegang?

Unterweger: Ich denke, dass Preise sehr wichtig sind. Am Anfang, um den Status ein bisschen zu heben, vor allem dann, wenn man noch kein Buch veröffentlicht hat. Später geht es um Reputation. Zusätzlich wird es dann immer mehr eine finanzielle Frage. Wenn du als Schriftsteller überleben willst, dann brauchst du in der qualitativen Literatur immer wieder einmal einen Preis und das damit verbundene Preisgeld.

Frau Kuratle, kam der manuskripte-Förderungspreis überraschend für Sie?

Kuratle: Es war schon eine Überraschung. Für mich ist er allerdings mehr eine Bestärkung. Der Preis ist der letzte Zuspruch in einer Reihe von Zusprüchen, die ich immer wieder gebraucht habe und brauche. Gerade weil es als junge Autorin nicht leicht ist, sich durchzusetzen. Es gibt ja viele, die schreiben. Daher bedeutet mir der Preis sehr viel.

Das nächste konkrete Ziel ist Ihr erster Roman?

Kuratle: Ja, genau. Die Erzählung Iris, die immer in Fortsetzungen in den manuskripten erschienen ist und erscheint, soll ein kurzer Roman werden. Jetzt bin ich über der Hälfte. Ich denke, im nächsten Jahr werde ich fertig. Dann beginnt die Verlagssuche.

dsc_5750-mediumHerr Unterweger, was bedeutet der manuskripte-Preis für Sie?

Unterweger: Das ist ja ein Preis für Schriftsteller, die den manuskripten nahe-stehen, die von den manuskripten entdeckt worden sind – und das wurde ich. Mein erster Preis war der manuskripte-Förderungspreis und meine erste Veröffentlichung war in den manuskripten. Ich habe die Leute rund um die Zeitschrift immer schon toll gefunden, den Alfred Kolleritsch und den Wolfi Bauer. Insofern bedeutet mir der Preis sehr viel. Das ist von allen Landeskulturpreisen der, der für mich genau der richtige ist.

Für die manuskripte lesen Sie vermutlich viele Texteinsendungen. Wie sehr beeinflussen Sie diese Texte? Läuft man Gefahr, sich selbst beim eigenen Schreiben ein wenig fremd zu werden?

Unterweger: Diese Angst hatte ich lange. Früher wäre das sicher eine Gefahr gewesen. Ich habe mich den Manuskripten und dem Job auch nur sehr langsam genähert – eben aus diesen Gründen. Irgendwann hatte ich dann den Eindruck, dass ich gefestigt genug bin in dem, was ich mache. Am liebsten lese ich Essays. Da stehen nur wissenswerte Sachen und interessante Ideen, die mich auch irgendwie befruchten. Man nimmt gute Einflüsse mit.

Wie offen sind Sie noch für neue Einflüsse oder haben Sie Ihren Stil gefunden?

Kuratle: Ich kann nicht sagen, wie sich mein Stil noch entwickeln wird. Mich beeinflusst, wie man meinen Texten vermutlich anmerkt, die Malerei stark. Ich glaube, meine eigene Art zu schreiben habe ich zu einem großen Teil über das Briefe- und E-Mail-Schreiben gefunden, dann über die Lyrik und schließlich bin ich jetzt bei der Prosa angelangt.

Thomas Bernhard hat seine Preise angenommen, sie aber trotzdem irgendwie abgelehnt. Ist das aus Ihrer Sicht nachvollziehbar?

Unterweger: Bei dem Ganzen gibt es eine gewisse Dialektik. Die Menschen, die den Preis verleihen, brüsten sich natürlich und nehmen Einfluss auf einen. Diese Dialektik muss man einfach aushalten. Man darf sich nicht korrumpieren lassen. Bei Thomas Bernhard war es extrem. Er hat den Preis angenommen und dann in der Rede alle beschimpft. Das ist natürlich mutig, aber ob das die richtige Einstellung ist?

Gerhard Roth, H.C. Artmann, Wolfgang Bauer, Ernst Jandl – nur einige Namen der bekannten manuskripte-Preisträger. Was ist das für ein Gefühl, sich in diese Riege einzureihen?

Unterweger: Als Sportler würde ich sagen, dass ich das noch nicht realisiert habe. Einerseits bestärkt einen das, andererseits ist es natürlich etwas einschüchternd. Aber es macht einen stolz.