Rechtzeitig zur Weihnachtszeit verzaubert die Oper Graz ihr Publikum mit einem der schönsten Ballettklassiker aller Zeiten. In einer Neuinszenierung von Jörg Weinöhl.
Die aktuell an der Oper Graz laufende Produktion bringt den weltberühmten Ballettklassiker wieder zurück zu seinen Wurzeln. Die Aufführung erzählt die Geschichte der kleinen Clara, die zu Weihnachten einen Nussknacker von ihrem Paten als Geschenk bekommt. Mit der Kraft der kindlichen Fantasie findet sich das Mädchen in ihren Träumen in einer magischen Märchenwelt wieder, in der ihr Nussknacker zum Prinzen wird. Als Grundlage für Choreograph Jörg Weinöhl diente die Erzählung Nussknacker und Mäusetraum von E.T.A. Hoffmann, jenes Stück Literatur, das dem Komponisten Peter I. Tschaikowski als Ausgangspunkt für sein Libretto diente.
Tschaikowski ließ sich allerdings von der fürs Theater interpretierten Version des Autors Alexandre Dumas inspirieren. Um der ursprünglichsten Faszination der Geschichte auf den Grund zu gehen, vertiefte sich Jörg Weinöhl gemeinsam mit Saskia Rettig (Bühne und Kostüme) in den Ursprungstext Hoffmanns. „Die ursprüngliche Geschichte ist noch wesentlich komplexer und mit vielen weiteren, tieferen Handlungsebenen versehen. Wir haben den Text über längere Zeit regelrecht studiert und schlussendlich in Vergessenheit geratene Elemente aufgegriffen“, erklärt der Choreograph im Gespräch mit „Achtzig“. Im Gegensatz zum klassischen Nussknacker zeigt unter anderem die Figur des Paten Droßelmeier neue Wesenszüge. Der Uhrmacher bezeichnet sich nicht nur als Erfinder der Mäusefalle, sondern redet auch so mechanisch wie eine aufgezogene Uhr den Sekundentakt schlägt. Einen Zugang zu den Kindern findet er allerdings nicht. Dafür geben seine Worte den Anstoß zum Träumen. „Einem Kind reichen oft ein paar Wörter, die sich in seinem Kopf zu unglaublichen Fantasien vervollständigen können. Zu erleben ist diese Fähigkeit auch im zweiten Akt unseres Stücks, bei dem die Bühne von übergroßen Mäusefallen besetzt wird.“ Um die Perspektive eines weiteren Traums in den Ballettabend zu bringen, ergänzte Weinöhl seine Inszenierung mit Symphonien Tschaikowskis. „Das symphonische Schaffen des Komponisten hat eine hohe tänzerische Qualität, das wollten wir unbedingt nutzen.“
Der Versuch ist gelungen: Die überwältigende Musiksprache entpuppt sich als Vergrößerungsglas, dem es gelingt die tiefer liegenden Handlungsstränge des Textes von E.T.A. Hoffmann in Tanz und Bühnengeschehen zu transformieren. Nussknacker und Mäusetraum ist ein Ballettabend für die ganze Familie und für alle Generationen. Er ist ein Erlebnis für Kinder, Eltern und Großeltern, bei dem die Kraft der Träume und die Fantasie der Kinder mit viel Weihnachtsstimmung zu einem komplexen Kunstwerk verschmelzen.
Choreographie von Jörg Weinöhl
Musik von Peter I. Tschaikowski
Vorstellungen bis zum 19. Jänner 2017
Nachgespräch
Do 19. Jänner 2017, Galeriefoyer, im Anschluss an die Vorstellung