Der Weg ist das Ziel – fast 20 Monate arbeitete ein Team an einer neuen Hammer-Purgstall-Ausstellung in Iran.
Der große persische Dichter Hafis des 14. Jahrhunderts wurde fünf Jahrhunderte später vom österreichischen Diplomaten und Wissenschafter Joseph Hammer-Purgstall übersetzt, ohne dass dieser einen Schritt in dessen Persien gemacht hat. Diese große literarische Leistung war Voraussetzung für Goethes West-Östlichen Divan. Ok – und was heute? Nun: Hafis und Goethe lesen und das im Wissen, dass der eine vor 700 Jahren geschrieben hat, was in heutigen Worten von den meisten Nachkommen nicht mehr toleriert wird.
Das interessiert zwar offensichtlich weniger in der Hauptstadt, wo die Ausstellung – vom Österreichischen Kulturforum in Teheran kräftig angeschoben – auch gezeigt wurde. Aber im südlichen Shiraz, mit 1,5 Mio. Einwohnern auf 1.500 Meter Höhe gelegen, hat Kurator Gerhard Dienes mit der Steirischen Gesellschaft für Kulturpolitik und einem kleinen Team im Herbst 2015 angesetzt. Die Verbindungen öffnete und pflegte unermüdlich ein Ex-Iraner, der nach seinem Studium in Graz zu einem bekannten Zahnarzt avancierte: Dr. Ali Reza Emami.
Fragile Balance zwischen Mitteleuropa und dem mittleren Orient
Kurt Flecker, seinerzeit Landeskulturreferent und jetzt GKP-Präsident, fand diesen Anstoß in Richtung Verständnis und Verständigung wichtig und legte als Nagelprobe darauf, dass mit den historischen Dokumenten und Fotos auch ein aktueller Künstler dazu beitragen können muss. Es gelang: Fritz Ganser reagierte auf die fragile Balance zwischen Mitteleuropa und dem mittleren Orient mit einem luziden Konzept: Hafis-Verse, mit gut 13.000 Lettern auf dünnste Nylonfäden geklebt, sollten, von leichten Windstößen bewegt, das „faule“ Auge an persische Zeichen denken lassen.
Dienes und sein Grafiker Gerhard Kübel haben auch für Österreicher ein spannendes Zeitgemälde auf den Wänden einer Galerie im Areal der Nationalbibliothek ausgebreitet. Dazu waren Gansers Lettern-Lyrik und der mitgereiste Klarinettist Peter Kunsek – mit einem jungen Quartett aus Shiraz – die Eisbrecher.
Steirische Gesellschaft für Kulturpolitik
In Phasen medialer, politischer und gesellschaftlicher Irritationen stellt die Steirische Gesellschaft für Kulturpolitik bislang vernachlässigte kulturelle bzw. künstlerische Phänomene in den Fokus, macht weithin unbeachtete Aspekte öffentlich und will ein kritisches Bewusstsein aktivieren. Präsident Dr. Kurt Flecker
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