Der Jahrgang 2016 des Steirischen Weins soll trotz der widrigen Bedingungen Anfang des Jahres ein Spitzenwein sein. „Achtzig“ nahm den außergewöhnlichen Jahrgang genauer unter die Lupe.
Schluss mit Warten, volle Halle und beste Stimmung: Der langersehnte 2016er-Jahrgang wurde im Rahmen der traditionellen Jahrgangsverkostung Ende März ausgeschenkt. Neben der Freude über den neuen Wein war vor allem die allgemeine Erleichterung spürbar. Denn Winzer und Weinliebhaber hatten in den vergangenen 12 Monaten allen Grund zur Sorge. Dabei fing alles so schön an. Ein überdurchschnittlich warmer Frühling sorgte dafür, dass die Rebstöcke in den Weinbergen bereits Anfang April 2016 austrieben. Es schien, als würde die Steiermark mit einem vielversprechenden, ja sogar gigantischen Weinjahr gesegnet werden. Doch dann kam die letzte Aprilwoche, in der ein verheerender Frost die jungen Rebtriebe zerstörte. Das Drama nahm seinen Lauf: Erst Ende Mai erfolgte der Wiederaustrieb durch schlafende Knospen, die nur in geringem Ausmaß fruchtbar waren. Wie hoch würden die Ernteausfälle letztendlich werden? Und wie gut kann der Wein eines solchen Jahrganges überhaupt sein? Fragen über Fragen, die das ohnehin lange Warten auf den neuen Jahrgang noch mehr in die Länge zogen. Seit Ende März findet sich das Ergebnis nun in den Flaschen und es steht fest: Der Jahrgang 2016 wird als der mit der kleinsten Menge seit über fünfzig Jahren in die Geschichte eingehen und damit ein äußerst kostbarer Tropfen sein. Vor allem, da es den Winzern trotz allen Widrigkeiten gelungen ist eine unglaublich hohe Qualität in die Flaschen zu bringen, die eine ganz besondere Stilistik in diesem Jahr zum Vorschein bringt. „Ich werde immer wieder gefragt, was denn meine Geheimtipps in Sachen Wein sind. Heuer fällt es mir leicht, eine Antwort darauf zu geben: Der Steirische Wein ist mein Geheimtipp. Wer hätte sich nach all dem Frost und Frust einen solch tollen Jahrgang erwartet?“, so Weinbaudirektor Werner Luttenberger.
Die Jahrgangspräsentation
Die alljährliche Jahrgangspräsentation in Graz hat schon lange Kult-Charakter unter Weinfans erlangt und wird durch die Steiermärkische Sparkasse als Hauptsponsor unterstützt. Bei kaum einer anderen Gelegenheit ist es möglich, eine dermaßen hohe Vielfalt an Weingütern an einem Abend zu erleben und sich so ein umfassendes Bild über den aktuellen Jahrgang zu machen. Diese Möglichkeit wurde auch 2017 geboten. Der Andrang war riesig, schon einige Wochen davor war die Veranstaltung restlos ausverkauft. Trotz der hohen Ernteausfälle präsentierten rund 95 steirische Weinbauern ihren aktuellen Jahrgang in der Messehalle A und boten rund 800 Weine zur Auswahl. Der erste Eindruck? Wer sich durch den Abend kostete, merkte schnell, der 2016er ist auffallend fruchtbetont und verfügt über eine harmonische Säurestruktur. Die Weine präsentieren sich meist mittelkräftig mit schlankem Körper. Auffallend ist immer wieder die leichte Zugänglichkeit des Jahrgangs, er wirkt sortenübergreifend lebendig und facettenreich. „Die Winzer und Weinfreunde freuen sich über viel Finesse, Frische und Eleganz bei den klassischen Weinen. Großes Potenzial und viel Charakter versprechen die Lagenweine, die erst im Laufe des Spätsommers auf den Markt kommen werden“, so Weinbaudirektor Werner Luttenberger. Doch es war ein steiniger Weg, dieses Endergebnis aus den Weinkellern zu zaubern.
Die Arbeit in den Weingärten
Die Winzer mussten im Weinjahr 2016 all ihre Erfahrung nutzen, um das unübliche Wachstum der Reben in den Griff zu kriegen. Der späte Wiederaustrieb hat verschiedene Auswirkungen. Zum einen kam es zu einer verzettelten Blüte, bei der die wenigen nicht abgestorbenen Blüten auf den Erstaustrieben bereits Mitte Juni verblühten, wobei der Nachtrieb bis in den Juli hinein blühte. Die Folge waren unterschiedliche Reifestadien auf den Rebstöcken. Ein weiterer Effekt war, dass durch den geringen Fruchtansatz die Rebstöcke verstärkt vegetatives Wachstum zeigten und daher mehr Laubarbeiten in den Weinbergen erforderlich war. Der Herbst meinte es allerdings gut mit dem Steirischen Wein. Viele warme Sonnenstunden machten es möglich, dass bereits in der zweiten Septemberhälfte mit der Ernte begonnen werden konnte. Und jene Trauben, die für kräftigere Lagenweine bestimmt waren, konnten weiterhin eine gute Vollreife entwickeln. Die Qualität der geernteten Trauben war schlussendlich hervorragend: Ausreichend Zuckergehalt bei frischer, lebendiger Säure und wunderbare Fruchtaromen waren vorherrschend. Fazit: Der 2016er-Jahrgang ist schon aufgrund seiner geringen Menge eine Besonderheit. Insgesamt wurde gerade einmal ein Drittel von dem produziert, was noch 2015 in die Flaschen kam. Zur Besonderheit wird er jedoch auch aufgrund seiner einzigartigen Stilistik, die er seiner unüblichen Vegetation zu verdanken hat. Versorgen Sie sich mit Ihren Lieblingsweinen, solange diese noch bei den Winzern vorrätig sind. Der 2016er wird noch viele Jahre Freude machen und an ein Weinjahr erinnern, das trotz zahlreicher Turbulenzen geschmacklich in guter Erinnerung bleiben wird.
Wie schmeckt der Jahrgang 2016? Die wichtigsten Rebsorten im Überblick
Der Welschriesling
Reif in der Fruchtausprägung, geht mehr in Richtung gelbe und rote Apfelfrucht. Oft zeigen sich leichte Zitrusnoten als Begleiter. Die Säuren sind in diesem Jahr besonders harmonisch eingebunden. Der 2016er ist ein „Terrassenwein“ der Sonderklasse, wie geschaffen für heiße Sommertage.
Der Sauvignon Blanc
Zeigt heuer ein breites Aromaspektrum von grünem Paprika bis hin zu fein duftigen Weinen mit reifer Fruchtausprägung nach Stachelbeere, Cassis und zum Teil auch exotischen Fruchtnoten. Wieder einmal zeigt sich, dass die Steiermark zu Recht zu den ganz großen Sauvignon-Blanc-Meistern zählt.
Der Weißburgunder
Sehr vielfältig, von klassisch bis reif. Oft zu finden sind fülligere Weißburgunder mit geringen Anteilen von Morillon oder auch Grauburgunder. Es gibt aber auch sehr kompakte, kreidig wirkende, langanhaltende Weißburgunder, bei denen im Herbst mit der Lese bewusst zugewartet wurde.
Der Schilcher
Ist besonders in diesem Jahr rar am Markt. Große Farbunterschiede von zart rosa bis rubinrot, im Geruch frische Anklänge, zarte Beerenaromatik. Am Gaumen schön eingebundene Säurestruktur, anhaltendes Geschmacksprofil, positiver Gerbstoff verleiht dichten Gaumen.
Der Gelbe Muskateller
Zeigt sich in diesem Jahr mit ausgeprägt würzigen, kräuterartigen Aromen, die durch ausreichende Phenolreife und gesunde, gelbe Schalen gefördert wurden. Die Reife wird heuer oftmals durch zitrusartige Einflüsse unterstrichen, die der Erwartungshaltung der Konsumentinnen und Konsumenten besonders entgegenkommt.
Der Traminer
Besticht mit einem eleganten Jahrgang, der leichter als 2015 und höher in der Säure ist. Feine Blütenaromatik, kompakt strukturiert und mit hohem Lagerpotenzial ausgestattet.