Start Interviews Bryan Adams: „Es gab nie einen Plan“

Bryan Adams: „Es gab nie einen Plan“

Foto: Bryan Adams

Superstar Bryan Adams wird Graz am 18. November mit einem Live-Konzert beehren. „Achtzig“ sprach mit dem Multi-Talent im Vorfeld: über seine Karriere als Musiker, seine Fotografie und über die unstillbare Sehnsucht nach kreativen Projekten.

Text: Stefan Zavernik

Im Alter von 15 Jahren haben Sie sich dafür entschieden, die Schule abzubrechen und Musiker zu werden. Haben Sie diesen Schritt jemals bereut?

Nein, niemals. Nicht einmal eine Sekunde lang. Von ein paar wenigen Lehrern abgesehen, war der Schulunterricht einfach nicht kreativ. Meine Mutter konnte es sich nicht leisten, mich auf eine Kunstschule zu schicken. Also musste ich selbst schauen, dass ich dorthin komme, wo ich kreativ sein konnte.

Welche Musik wollten Sie damals machen?

Dieselbe, die ich auch heute spiele. Da war schon vieles von dem dabei, was heute auf meinem aktuellen Album „Get Up“ drauf ist.

„Get Up“ klingt nach richtigem Rock’n’Roll.

„Get up“ war in etwa einem Jahr fertig, was schnell ist, wenn man bedenkt, dass ich auch schon länger für ein Album gebraucht habe. Ich wünschte, es wäre direkt nach Reckless (erschienen 1984, Anm. d. Red.) herausgekommen, denn es war die logische Fortsetzung davon, was die Songs angeht. Außerdem: Wäre es damals herausgekommen, hätte man das auch gehört. So, wie das Album jetzt ist, kann es Jahre dauern, bis es richtig eingeordnet wird, denn es ist weitgehend ein Rock-Album.

Foto: Bryan Adams

Hatten Sie immer schon einen „Masterplan“ für Ihre Karriere?

Lustigerweise hatte ich nie einen Plan. Schon gar keinen Masterplan. Ich habe einfach gehofft, einmal genug zu verdienen, um durchzukommen. Und um ehrlich zu sein: Ich traf einfach die richtigen Leute zum richtigen Zeitpunkt. Und dann hat eines das andere ergeben.

Ihre größten Hits waren Balladen wie „(Everything I do) I do it for you“. Können Sie sich erklären, warum Sie mit großartigen Popsongs den Durchbruch geschafft haben, obwohl Ihr Herz auch für Hard Rock schlägt?

Das hat damit zu tun, dass ich jede Art von Musik mag. Und ich wollte nicht immer dasselbe machen. Auch meine Rock-Songs haben ihren Weg gefunden, es hat nur ein wenig länger gedauert. Meine Nummer „Summer of 69“ zum Beispiel war in Europa auch 10 Jahre nach ihrer Veröffentlichung noch kein Hit.

Wie schwer war eigentlich der Beginn Ihrer Karriere? Sind Sie als klassischer Straßenmusiker aufgetreten, um durchzukommen?

Es war superhart. Ich habe einfach jeden Job angenommen, der sich mir geboten hat, denn meine Familie war eine Zeitlang sehr arm. Heute können meine Mutter und ich über diese Zeit lachen, aber es gab damals Tage, an denen wir absolut gar nichts mehr im Kühlschrank hatten. Hätte es damals in Kanada keine Charity-Vereine wie den Lions Club gegeben, die uns unterstützt haben, wäre es noch viel, viel härter gewesen. Dafür bin ich heute noch dankbar und werde es auch weiterhin sein.

Foto: Bryan Adams

Sie sind nicht nur ein Weltstar auf der Bühne, sondern auch ein gefeierter Fotograf. Warum brauchen Sie neben der Musik noch eine weitere künstlerische Ausdrucksmöglichkeit?

Ich habe schon immer Fotos gemacht, wenn ich auf Tour war, auch schon am Anfang meiner Karriere. Irgendwann kam mir dann die Idee, meine Fotos für meine Album-Covers zu verwenden. So hat meine „Karriere“ als Fotograf im Grunde begonnen.

Ist es einfacher, mit einem Foto eine Geschichte zu erzählen als mit einem Song?

Fotos können enorm kraftvoll sein. So wie es Songs sein können. Ich denke aber nicht, dass man beides wirklich miteinander vergleichen kann.

Sie sind ebenso Herausgeber eines Kunst-Magazins. Es heißt „Zoo“ und beschäftigt sich mit Kunst, Architektur, ­Literatur und Mode.

Danke, dass Sie „Zoo“ erwähnen. Ich sah mit diesem Projekt einfach eine vielversprechende Möglichkeit und hielt es für eine gute Idee. Auch heute, 14 Jahre nachdem wir damit begonnen haben, funktioniert es noch und versprüht jede Menge Energie. Hier muss ich einen großen Dank an mein Team aussprechen.

Was bedeutet für Sie Kreativität generell? Haben Sie ein Geheimnis, das Sie immer weiter mit kreativer Energie auflädt, um neue Projekte anzugehen?

Ich liebe es einfach, Dinge aus dem Nichts heraus entstehen zu lassen. Ich fühle mich von der kreativen Flamme einfach angezogen, wie die Motte vom Licht.

Foto: Bryan Adams

Heute sind Sie weltberühmt und könnten sich auch einfach zurücklehnen und das Leben als Superstar genießen. Was treibt Sie an, immer etwas Neues zu machen? Vor nicht allzu langer Zeit haben Sie in Berlin eine alte Werkshalle gekauft, in der Sie Künstlern, Kreativen und Start-ups unter die Arme greifen …

Keine Sorge. Ich genieße mein Leben mit all seinen Möglichkeiten in vollen Zügen. Die Geschichte in Berlin befriedigt in gewisser Weise meine Faszination für Architektur. Architektur übt etwas auf mich aus, das ich in der Musik nicht finden kann. Es ist der Gegensatz zwischen dem Greifbaren und den Nichtgreifbaren. Beides kann extrem kreativ sein.

Gibt es noch große Ziele, die Sie als Künstler erreichen möchten?

Ich bin gerade dabei, ein Musical für den Broadway zu schreiben. Es wird seine Premiere 2018 feiern und basiert auf dem Film „Pretty Woman“. Diese Art von Songwriting konnte ich erst einmal in meiner Karriere machen. Es war für den Film „Spirit: Stallion of the Cimmaron“. Das macht echt Spaß, denn die Musik treibt die Geschichte voran. SZ

Bryan Adams live in Graz am 18. November 2017 in der Stadthalle Graz, Messeplatz 1

Foto: Bryan Adams

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