Nach China folgt in der Ausstellungsreihe „Kultur.Begegnung“ in der HYPO Steiermark mit Russland heuer eine weitere Kultursupermacht.
Text: Wolfgang Pauker
Die kulturellen Verbindungen zwischen Russland und Österreich haben eine lange und reiche Tradition. Mit einer Ausstellung in der Zentrale der HYPO Steiermark wird diese um eine interessante Dimension erweitert. Gemeinsam mit der Österreichisch-Russischen Freundschaftsgesellschaft Graz und der russischen Galerie Allrus stellt man in der Schau nämlich nicht einfach Arbeiten hochkarätiger zeitgenössischer Künstler aus Russland aus, sondern zeigt deren Blick auf Österreich. Das Ergebnis ist eine unverhohlene Liebeserklärung an ein Land und seine Menschen, dessen malerische Seen und majestätische Berge seit jeher Maler inspirierten. Die Ausstellung mit mehr als 100 Arbeiten von 14 Künstlerinnen und Künstlern, die allesamt neorealistischen Schulen zuzuordnen sind und deren Werke weltweit in maßgeblichen Museen und Galerien vertreten sind, ist eine markante Bekräftigung dieser Feststellung.
Kuratiert von Prof. Edith Temmel, schafft die Schau Zeit und Raum für das Bewusstmachen kultureller Werte und bietet die Möglichkeit, auf eine neue Weise auf die Sehenswürdigkeiten und bildhaften Landschaften der Alpenrepublik zu blicken. Das Ennstal ist mit Motiven ebenso vertreten wie die Bundeshauptstadt. Vom Grimming bis zur Weinstraße, vom Kärntner Rosental bis zum Tiergarten Schönbrunn, von Innsbruck über Wien bis Graz spannt sich der Bogen. Die ausgewählten Werke gewähren einen vielfältigen Einblick, aus welchen Perspektiven russische Künstlerinnen und Künstler Österreich sehen und mit ihrer Malerei interpretieren. Sie erzählen von Stereotypen, Geschichte und von der Faszination österreichischer Traditionen und ermöglichen sowohl dem Künstler als auch dem Betrachter einen kulturellen Perspektivenwechsel.
Kultur.Begegnung: Russland
Die HYPO Steiermark legt seit Jahrzehnten einen klaren Fokus auf die Förderung und den Erhalt kultureller Werte. Die im Vorjahr begründete Tradition der Öffnung des Bankhauses für eine intensive Begegnung mit internationaler Kunst und die nachhaltige Belebung interkultureller Beziehungen wird nun mit Russland erfolgreich fortgesetzt. Die Schau basiert auf einer Sammlung des Kunstmäzens Roman Fedchin. Das Projekt „Österreich aus dem Blickwinkel zeitgenössischer russischer Maler“ seiner Galerie Allrus hat der Industrielle als „Liebeserklärung an Österreich, seine Menschen, seine Geschichte und Kultur“ formuliert. Ein Spiegel, der Reizvolles, Tiefgründiges, Erhellendes offenbart.
Ausgestellte Künstlerinnen und Künstler:
Alla Bedina, Nikolaj Burtow, Sergej Wolkow, Alexander Dragowoj, Sergej Jewsin, Vitalij Jermolajew, Andrej Kazakow, Alexej Lazykin, Michail Lewin, Ljubow Lesochina, Alexej Smirnow-Woskresenskij, Konstantin Sutjagin, Alexander Schewtschenko, Sergey Belov
Von 22. Juni – 15. September 2017 in der Zentrale der HYPO Steiermark / Radetzkystraße 15–17, 8010 Graz
Über Grenzen denken
Generaldirektor Martin Gölles über Kunst, die Brücken baut.
Warum widmet man sich nach China mit Russland erneut einer kulturellen Großmacht?
Als regionale Bank verfolgt die HYPO Steiermark das Ziel, zwei Positionen einzunehmen. Zum einen möchten wir die steirische Schiene in den Vordergrund stellen und einen Beitrag für unsere jungen heimischen Künstler leisten, aber auf der anderen Seite auch nicht vergessen, dass es wichtig ist, sich mit anderen Kulturen zu beschäftigen. Da war China eine sehr interessante Möglichkeit, weil die chinesische Kultur doch eine sehr fremde ist und wir ein sehr breites Spektrum abbilden konnten – von der Kalligrafie über die Malerei bis zu den Seidendrucken. Nun widmen wir uns Russland, einem Land, das schon von seinem selbstbewussten Auftritt und seiner Tradition her imposant ist. Auch in der Kunst spürt man diese Stärke. Führten wir vergangenes Jahr die Größe der Kulturnation China vor Augen, wollen wir mit der heurigen Ausstellung nun noch weiter über den Tellerrand denken und uns mit der Russland-Ausstellung selber besser erkennen.
Man zeigt Österreich aus dem Blickwinkel russischer Maler. Wieso dieser spezielle Zugang?
Wir kamen bei einem Botschafterempfang in Graz mit dem russischen Mäzen Roman Fedchin in Kontakt, einem Mann, der führende russische Künstler einlädt, in Österreich zu arbeiten, sich mit unserer Kulturnation zu beschäftigen und ihre Eindrücke künstlerisch zu verarbeiten. Eine Vorgehensweise, die uns an die styrianARTfoundation und die KünstlerInnen-Klausuren erinnert hat, die wir zehn Jahre lang gemeinsam mit Margret Roth und Edith Temmel durchgeführt haben. Das fanden wir sehr interessant, weil es neben den bekannten Klischees und der Landschaftsmalerei vieles gibt, das die russischen Künstler anders betrachten, da ihre Mentalität eine andere ist. Jedes Bild ist somit gleichzeitig ein Spiegel, in dem man erkennt, wie man uns Österreicher sieht. Das regt oft auch zum Schmunzeln an. Hier zu beobachten, wie Künstler an gewisse Problemstellungen herangehen, ist auch für uns eine Anregung, um im Geschäftsleben und in der Gedankenwelt breiter zu werden und Dienstleistungen dahingehend zu definieren, dass man auch hier einfallsreicher sein muss, um erfolgreich zu sein.
Es geht also um das gegenseitige Bereichern der Kulturen?
Was uns immer wichtig war, ist die Interaktion. Also nicht nur das Zeigen der Kunstwerke, sondern auch das Darüberreden. Menschen zu uns ins Haus zu bringen, die an Kunst interessiert sind. Aber auch die Künstler bzw. Kuratoren und Organisatoren einer Ausstellung mit dabei zu haben und diese Interaktion zu nutzen, um unser Weltbild und unser Kulturbild zu erweitern. Nicht in den eigenen Grenzen zu verharren, sondern die Kulturen anderer Länder wahrzunehmen. Und zwar wie sie sind, nicht wertend, sondern für uns selbst bereichernd.
Nähert man sich im Angesicht der Kunst einfacher an?
Wenn man sagt, man möchte Brücken bauen, dann ist es ganz gut, wenn man weiß, woraus Brücken bestehen. Und Kunst ist für uns so eine Brücke. Kunst stellt für uns etwas dar, das belastbar ist, weil Kunst auch bestimmte Freiheiten zulässt. Und ich glaube, dass das ein Schlüssel ist, um auf Menschen besser zugehen zu können. Hier kann man auch für den Bildungsbereich viel ableiten. Die HYPO Steiermark setzt ja auch im Bildungsbereich verstärkt Aktionen und so versuchen wir, auch in der Wirtschaft – etwa durch Partnerschaften mit den Handelsakademien – jungen Menschen früh einen Nährboden zu bieten, der ihre Entwicklung positiv beeinflusst. Weil ihre Entwicklung auch die Entwicklung des ganzen Landes maßgeblich beeinflusst. Je mehr man an Wirkstoffen in diesen Boden einbringen kann, desto besser kann sich die Jugend, kann sich ein Staat und desto besser kann sich auch die Wirtschaft entwickeln. Wir sehen das als unsere gesellschaftliche Verantwortung. Wir wollen zeigen, dass die Welt nicht in Österreich endet, sondern wir über die Grenzen denken müssen.
Wieso sind der HYPO Steiermark Partnerschaften so wichtig?
Wir sind ein wesentlicher Teil der Steiermark, wir haben hier unsere Wurzeln und wir wollen hier auch gestalten. Deshalb sind all unsere Partnerschaften langfristig und sie sind das Instrument, um die Verbundenheit mit der Region zu zeigen. Die Verbundenheit auf der einen Seite, aber auch ganz klar die Pflicht und die Verantwortung, die wir uns auferlegen, die Steiermark weiterzuentwickeln. Jede einzelne Partnerschaft die wir eingehen, hat ganz klar den Fokus auf Nachhaltigkeit. Wenn man viele Dinge erreichen möchte, muss man sein Herz und seine Seele auch langfristig binden. Nur so kann man mitleben, miterfahren und mitgestalten. Nehmen wir etwa Friedrich Kleinhapl, den Cellisten von Weltformat, mit dem wir seit mittlerweile 2004 zusammenarbeiten und der ein fixer Bestandteil unserer Kulturpartnerschaften ist. Oder die styrianARTfoundation, mit der wir 10 Jahre lang Klausuren veranstaltet haben. Auch mit dem weltältesten Zisterzienserstift Rein, das 2029 sein 900-jähriges Bestehen feiert, sind wir mittlerweile schon bald vier Jahrzehnte gemeinsam gegangen. Kulturgut muss gepflegt werden, um seinen Fortbestand zu sichern.