Nach „Roméo et Juliette“ führt Ben Baur bei Giuseppe Verdis „Il Trovatore“ Regie. In dem Opernklassiker geht es um Rache, Liebe, Hass und Eifersucht.
Text: Julia Braunecker
In der zurückliegenden Spielsaison setzte der international gefragte Regisseur und Bühnenbildner Ben Baur Gounouds Roméo et Juliette in Raum und Szene. Im neuen Spielplan zeichnet er für die Inszenierung der Opernproduktion Il Trovatore verantwortlich. „Ich möchte an den Erfolg der letzten Produktion anknüpfen“, so Baur, der sich jedoch nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen möchte: „Mein Ziel ist, noch eins draufzusetzen.“ Ganz nach dem Motto „Never change a winning team“ arbeitet er wieder mit demselben Kreativteam wie bei Roméo et Juliette zusammen. Il Trovatore gilt als Inbegriff der italienischen Oper. „Die Musik ist wahnsinnig verführerisch.“, schwärmt Baur. Die Beliebtheit von Verdis Trovatore gründet unter anderem im Reichtum ihrer Melodien. Diese sind ebenso leidenschaftlich wie die Gefühlswallungen der Protagonisten.
Im Zentrum der Handlung stehen die Todfeinde Graf Luna und Zigeunersohn Manrico. Die beiden lieben dieselbe Frau, Leonora, ohne zu wissen, dass sie eigentlich Brüder sind. Die Geschichte der verhassten Brüder symbolisiert die Ausweglosigkeit einer von Rache getriebenen Gesellschaft: Blind vor Hass tötet Graf Luna seinen eigenen Bruder, Manricos vermeintliche Mutter Azucena ermordet ihr eigenes Kind und Leonora nimmt sich aus Verzweiflung das Leben. Baur sieht Parallelen in der Gesellschaft: „Auch in Deutschland habe ich das Gefühl, dass aus Übersättigung eine Überreizung entsteht. Auf einmal kommt ein Absturz, bei dem man sich fragt, warum das jetzt eigentlich passiert, wo es doch allen gut geht.“ Ihm zufolge spiegelt Theater immer auch die Gegenwart, selbst wenn es in einer anderen Epoche spielt. „Ich glaube daran, dass das Theater gesellschaftliche Vorgänge transportiert.“ Baur inszeniert Il Trovatore als Varieté der 1930er Jahre. Plakate, alte Bühnenvorhänge sowie clowneske Figuren fungieren als Kulisse. Im ersten Teil der Inszenierung überwiegt das Verführerische. Gleichzeitig etabliert sich jedoch ein immer stärker werdendes militärisches System. Eine Stimmung, die Baur als „Tanz auf einem Vulkan“ beschreibt. „Was ich mir wünsche, ist, dass die Leute nach der ersten Hälfte hinausgehen und überwältigt sind, wie von einer Broadway-Show“, erklärt Baur. Er habe versucht, Verdis Stück als Ausgang zu nehmen und zwischen den Zeilen eine Sprache zu finden, um dem Publikum eine neue Lesart zu bieten.
Wie geht Baur mit der Verantwortung als Regisseur und Bühnenbildner um? Er sei immer mit Leidenschaft bei der Sache, auch wenn man nicht immer alles vorplanen könne. Reibungen betrachtet er als positiv, denn darüber könne ein Dialog entstehen und zu einem besseren Ergebnis führen. „Theater ist so emotional. Auf der Bühne bringen sich Leute um, sind eifersüchtig, streiten sich – warum sollte im Rahmen einer Produktion alles Friede, Feuer, Eierkuchen sein?“
Bekommt er als Regisseur und Bühnenbildner den verdienten Zuspruch? „Ich mache kein Theater, um Applaus zu bekommen“, antwortet Baur. „Ich weiß, dass meine Ideen ohne die anderen gar nicht möglich sind. Für mich ist der schönste Zuspruch, wenn Menschen auf mich zukommen, die in der Produktion mitgearbeitet haben und begeistert sind.“ Auf die Reaktionen des Publikums käme es an. „Wenn die Menschen meine Produktion in ihr Herz schließen, ist das für mich besser als jeder Applaus.“
Il Trovatore
Premiere am 30. September, 19.30 Uhr
Weitere Termine: 5., 15., 18., 25. & 29. Oktober, 3. & 18. November, 1. Dezember, 15. März, 11., 19. April, 24. Mai & 3. Juni 2018