Kultur als eines der großen Aushängeschilder der Steiermark touristisch zu forcieren, ist seit einigen Jahren ausgegebenes Ziel der Politik. „Achtzig“ sprach mit Landesrätin Barbara Eibinger-Miedl über kulturelle Zugkraft und das Synergiepotenzial zwischen Wirtschaft und Wissenschaft.
Text: Stefan Zavernik
Die Steiermark ist für vieles bekannt. Zum Beispiel für ihre Skipisten, den südsteirischen Wein oder ihre Thermenregion. Als Kulturland hat sie der Steiermark Tourismus erst vor Kurzem entdeckt. Erfolgreich?
Es war eine gute Entscheidung von meinem Vorgänger Christian Buchmann, sich mit dem Thema Kultur-Tourismus auf politischer Ebene intensiver zu beschäftigen. Die Steiermark hat als Kulturland eine lange Tradition und konnte mit der Kulturhauptstadt Graz 2003 ein großes Highlight auf internationaler Bühne feiern. Auch heute hat sie mit dem Angebot in Graz und den einzelnen Regionen kulturell viel zu bieten. Mir erscheint dabei aber wichtig, dass die Steiermark nicht nur über ihre Hochkultur vermarktet wird, sondern auch über die Volkskultur. Diese steht für ein naturnahes Lebensgefühl und wird zunehmend von einem jungen Publikum entdeckt. Gerade in den letzten Jahren erlebt die Tracht ein regelrechtes Revival.
Wie wird das Kulturangebot der Steiermark international beworben?
Steiermark Tourismus hat spezielle Packages geschnürt. Ich möchte hier das Projekt „Kulturgenuss im Grünen“ anführen, das bisher toll angenommen wurde. Touristen haben damit die Möglichkeit, Kultur-Touren innerhalb des Landes zu erleben.
Wird das von Siegfried Nagl angedachte Kulturjahr 2020 auch für Steiermark Tourismus ein Anknüpfungspunkt?
Ich habe mit Freude wahrgenommen, dass hier etwas geplant ist. Details sind mir zwar noch keine bekannt, aber es würde mich freuen, wenn es hier eine Kooperation mit Steiermark Tourismus geben könnte.
Welche Chancen sehen Sie im Tourismus neben dem Thema Kultur, um die Steiermark international als Marke zu stärken? Sind Schwerpunkte geplant?
Eine der großen Herausforderungen sehe ich darin, unsere Tourismusbetriebe dabei zu begleiten, die Chancen der Digitalisierung voll auszunutzen. Niemand wird um dieses Thema herumkommen. Hier geht es auf Seiten der Politik sehr stark darum, Bewusstseinsbildung zu betreiben. Es braucht digitale Buchungsplattformen und Internetzugänge, in Hotels genauso wie auf der Skipiste oder im Museum. Aus diesem Grund wird es eine breit angelegte Digitalisierungsoffensive geben. Ich hoffe, dass wir diese bereits im Herbst präsentieren können. Erste Vorläufer gab es schon, aber ich möchte dieses Thema nun verstärkt vorantreiben.
Nicht nur im Tourismus, auch in der Wirtschaft generell ist die Fähigkeit, innovativ sein zu können, einer der großen Erfolgsfaktoren. Wie kann es die Politik bewerkstelligen, heimische Unternehmen innovativ werden zu lassen?
Der Austausch zwischen den Unternehmen und den Forschungseinrichtungen ist etwas Wesentliches. Insofern ist es auch erfreulich, dass Wissenschaft und Wirtschaft nun in einer politischen Verantwortung liegen. Hier erwarte ich mir sehr viel Synergiepotenzial in meinem politischen Verantwortungsbereich. Unsere Unternehmer müssen wissen, dass sie nur mit innovativen Produkten langfristig erfolgreich sein können. Wir müssen diese, wo es nur geht, für diese Tatsache sensibilisieren. Und sie mit einer perfekten Infrastruktur unterstützen. Der Breitbandausbau ist hier extrem wichtig. Alle Regionen müssen gut versorgt sein, das ist die Grundvoraussetzung.
Wie unterstützt man Klein- und Mittelbetriebe?
Klein- und Mittelbetriebe tun sich oft schwer mit der Finanzierung von Projekten, wir haben hier die stillen Beteiligungen gesteigert. Sie bekommen so eine Eigenkapitalförderung und können damit ihre Projekte starten.
Was wird für junge Unternehmer und Firmengründer getan?
Hier haben wir schon ein breites Angebot. Ich denke hier an die steirischen Impulszentren oder an den EPU-Tag, der Anfang September stattfand. Es gibt eigene Förderschienen nur für Gründer. Die Finanzierungsunterstützung ist ein großes Thema. Eines sollte aber gesagt werden: In der Steiermark gibt es auch eine große Anzahl an Unternehmen, die auf der Suche nach Nachfolgern sind. Ich möchte hier eigene Unterstützungsinstrumente forcieren, die helfen sollen, Betriebsübernehmer zu finden. Es ist immer schwieriger, einen neuen Betrieb anzusiedeln als einen bestehenden fortzuführen.
Die Steiermark gilt als Forschungsland Nummer 1 in Europa. Was hat dazu geführt, diese Stellung einzunehmen? Und was hat – abgesehen von den Vorteilen für den Wirtschaftsstandort – schlussendlich die steirische Bevölkerung davon?
Es ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass in Regionen mit hoher Forschungsquote auch der Wohlstand steigt; und in weiterer Folge auch die Lebensqualität. Arbeitsplätze werden geschaffen. Die Steiermark hat in ihrer Kompaktheit vieles, was andere Regionen nicht haben. Eine lebendige Universitätslandschaft mit fünf Universitäten, zwei Fachhochschulen und zwei pädagogischen Hochschulen. Einige Leitbetriebe, die in ihrem Bereich zu den Weltmarktführern zählen, sowie viele innovative Klein- und Mittelbetriebe. Dieses gesamte Umfeld ist schon herausragend, hinzu kommt jedoch noch, dass es durch ein Klima der Kooperation geprägt ist. Die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Wirtschaft funktioniert ausgezeichnet. Die Politik trägt schon seit vielen Jahren dazu bei, diese Kooperationskultur zu fördern und hat die richtigen Weichen gestellt. Beginnend in den 90er Jahren, als der erste Cluster, der Auto-Cluster, gegründet wurde. Er ist auch heute noch führend, was die Forschungsquote betrifft. Aber auch die Kompetenz- und Impulszentren haben vieles möglich gemacht.
Welche Themenfelder werden in den nächsten Jahren im Bereich „Wissenschaft & Forschung“ im Mittelpunkt stehen?
Wir sind nun an der Spitze. Es gilt aber weiterhin darauf zu achten, in den richtigen Bereichen zu investieren. Das große Thema ist hier der Mikroelektronik-Bereich. Hier bin ich stolz, dass wir mit dem Silicon Austria ein Forschungszentrum in die Steiermark holen konnten. Gerade in Hinblick auf die Digitalisierung ist das der Bereich, der die Zukunft bestimmen wird.
Die Zukunft wird auch von den in Kürze anstehenden Nationalratswahlen bestimmt werden. Als Stellvertreterin von Sebastian Kurz in der Bundespartei möchte ich Sie fragen: Warum glauben so viele Menschen, dass gerade er in Österreich für Veränderung sorgen wird?
Er spricht eine klare Sprache und scheut sich nicht davor, unangenehme Themen anzusprechen. Vor allem aber zeigt er immer Lösungen auf, viele andere Politiker konzentrieren sich nur darauf, Dinge zu kritisieren. Es geht darum, Politik für die nächsten Generationen zu machen. In den letzten Jahren haben die Menschen eine Bundesregierung miterleben müssen, die sich gegenseitig stark blockiert hat. Die Menschen wollen Lösungen und keine Streitereien. Viele Reformen sind längst überfällig. Sebastian Kurz ist hier der richtige Mann dafür. Ich bin seit 2001 ehrenamtlich und seit 2006 als Mandatarin tätig, so eine tolle Stimmung habe ich in unserer Partei auf Bundesebene noch nie erlebt.