Markus Wilflings künstlerische Auseinandersetzung mit dem Badezimmerschrank Allibert reicht weit zurück. Von seiner Installation am neuen Kommodhaus in Graz zur Präsentation im MMKK in Klagenfurt ist aber ein weiter Weg. Sein Kurator Thomas Miessgang skizziert ihn.
Der Künstler, der gerne Alltagsgegenstände und profane Materialien benutzt, um sie dann, durchaus im Sinne des Situationismus, zu detournieren oder ihnen einen unheimlichen Subtext einzuschreiben, hatte schon 1995 seine Epiphanie mit dem Badezimmerschrank. Warum der Allibert, ein Gegenstand, bei dem im Lauf der Jahre der Produktname die Funktionsbezeichnung Badezimmerschrank überlagert hat, für ihn so wichtig wurde, erklärt Markus Wilfling mit dem Zusammenwirken von Design und Funktion: „Zum einen besteht ein Allibert aus einem präzisen Aufbau der Innen-struktur zur Aufbewahrung von Dingen der alltäglichen Körperpflege“, schreibt er. „Zum anderen ist diese Struktur hinter drei verspiegelten Türen verborgen und durch unterschiedliche Stellungen der geöffneten Türen ist es möglich, verschiedene Betrachtungswinkel zum Gesicht bzw. Kopf einzustellen.“
Obszöne Chiffre am Haus
Die hier zu sehende aktuelle Deutung des Badezimmerschranks durch den Künstler nutzt den öffentlichen Raum als Ausstellungsfläche: Ein von innen erleuchteter Allibert an einer Hausfassade: „Ich möchte durch diese Inszenierung bewirken, dass man in der Nacht in diesen Innenraum hineinsieht, der normalerweise dem Blick entzogen ist“, sagt Markus Wilfling. Es geht also um die Ausstülpung/Externalisierung eines intimen Gegenstandes, der an der Hauswand wuchert und gewissermaßen die obszöne Chiffre dessen ist, was als private Mangelbehebung in den dem allgemeinen Blick entzogenen Bereich gehört. So erlebt der Allibert als im Materiellen konkretisierte Verdichtung eines historischen Momentes schlussendlich seine Transzendenz: Als Symbol eines Seins, das wie der Philosoph Jacques Derrida sagen würde, „weder gegenwärtig ist noch abwesend, weder tot noch lebendig.“