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HYPO Steiermark Kultur-Partnerschaft: „Kunst darf nicht zum Verkäufer werden“

HYPO Steiermark Generaldirektor Martin Gölles und Cellist Friedrich Kleinhapl im Gespräch. Foto: Hannes Loske

Kulturelle Spitzenleistungen sind ohne Förderer längst nicht mehr möglich. Ein Musterbeispiel einer Kultur-Partnerschaft besteht zwischen der HYPO Steiermark und dem Meister-Cellisten Friedrich Kleinhapl.

Text: Wolfgang Pauker

Wie kam es zu dieser Kultur-Partnerschaft, einer mittlerweile jahrelangen Erfolgsgeschichte?

Martin Gölles: Wir wollten mit der HYPO Steiermark in der Kultur einen neuen Schritt wagen und mit einem Künstler einen gemeinsamen Weg gehen. Mit ihm gemeinsam erleben, was es bedeutet, Kulturschaffender zu sein, um daraus für die Bank ableiten zu können, was man tun muss, um sich von der breiten Masse der Mitbewerber abzuheben und ein schärferes Profil zu bekommen. Dieser Austausch hat uns bisher viel gelehrt. Ich glaube auch, dass er dazu geführt hat, dass nicht nur wir als Bankhaus, sondern auch Friedrich Kleinhapl sich verändert hat. Etwa in der Art, wie er mit uns Konzerte gestaltet. Er schafft dort nämlich mittels Erzählungen zu den gespielten Komponisten einen Mehrwert für das Publikum, weit über die Musik hinaus. Und das wollen wir als Bank auch für uns anwenden und eine Geschichte mit dem Kunden erleben. Alles, was etwas Besonderes ist und wo der Kunde echte Emotionen spürt, dort bleibt etwas hängen. Das hat uns schlussendlich auch zu einer „reiferen“ Bank gemacht. Und ich glaube auch Friedrich Kleinhapl zu einem „reifen“ Cellisten, der mittlerweile auf der Weltbühne große Erfolge feiert.

Friedrich Kleinhpal
Foto: Hannes Loske

Friedrich Kleinhapl: Für mich ist ein Satz von Gustav Mahler zum Leitsatz geworden, der auch gut zu unserer Partnerschaft passt: „Tradition ist nicht die Verehrung der Asche, sondern die Weitergabe des Feuers.“ Ich konnte durch diese Kulturpartnerschaft sehr viel Einblick in die Bankenszene bekommen und dadurch sehr viel über das Thema Beständigkeit lernen. Denn dieses Geschäftsfeld hat natürlich völlig andere Prämissen als wir Künstler. Ich bin niemand, der sich fest an Traditionen klammert, sondern sehr stark den Ausdruck des Moments betonen möchte. Insbesondere die Innovation, wenn es darum geht, sich nicht zu wiederholen und zum x-ten Mal das zu machen, was schon Tausende vor mir gemacht haben. Und diese zwei Prämissen – Tradition & Innovation – zusammenzubringen, war hochinteressant. Durch die Kulturpartnerschaft bin ich erst so richtig mit Themen wie Beständigkeit, Verlässlichkeit und Tradition in Berührung gekommen und weiß diese Prämissen des Bankhauses sehr zu schätzen.

Die Zusammenarbeit geht aber weit über traditionelles Sponsoring hinaus. Emotionen spielen eine wichtige Rolle …

MG: Man muss Emotionen wecken, und wir sind überzeugt davon, dass unsere Kunden auch eine gewisse Emotion vermittelt bekommen wollen. Das schaffen wir nur, indem wir mutig sind, gewisse Dinge auch anders zu tun, als man es gewohnt ist. So wie Friedrich Kleinhapl durch Interpretation die Noten verändert, möchten wir eine Interpretation der Banknoten, des Bankgeschäftes vornehmen. Und das heißt, sich auch täglich zu hinterfragen. Und was für den Künstler der Applaus nach einem gelungenen Auftritt ist, ist für uns die Emotion des zufriedenen Kunden. Diese emotionale Welt wollen wir in unserem Haus haben und das erreichen wir durch intensive Gespräche, insbesondere auch mit Künstlerinnen und Künstlern.

Martin Gölles
Foto: Hannes Loske

FK: Kulturweiterentwicklung funktioniert am allerbesten, wenn sich Menschen finden, die Synergien nutzen. Wo einer sagt: Ich halte dir den Rücken frei und lasse dich experimentieren und deine Kreativität entwickeln. Denn wenn das nicht der Fall ist, dann ist die Kunst zum Kommerz verdammt. Dann muss die Kunst selbst zum Verkäufer werden und sich nur daran orientieren, was das Publikum will. Und dann kann sie sich nicht entwickeln.

Ist Kunst auf Spitzenniveau ohne das Engagement weitsichtiger Unternehmen überhaupt möglich?

FK: Aus meiner Sicht nicht. Es greift immer mehr das amerikanische System Platz. Öffentliche Förderungen werden zurückgefahren und dadurch entwickelt sich das Programm immer mehr zum Populismus. Das oberste und einzige Gebot ist dadurch das „Ticket Selling“. Was sich nicht verkauft, wird nicht gespielt. Das heißt, es gibt einen automatischen Niveauabfall. Denn wenn das Publikum nicht gefordert wird, wird es sich auch nicht entwickeln. Bereits bekannte, leicht genießbare Produktionen stehen auf der Tagesordnung. Dem entgegenzuwirken ist nur mit Mäzenen wie der HYPO Steiermark möglich. Denn sich mit einem Werk auseinanderzusetzen, einen Zugang zu finden, es zu verstehen, das ist für einen Künstler harte Arbeit. Seine Aufgabe ist auch, es dem Publikum aufzubereiten und konsumierbar zu machen. Das ist nur möglich, wenn man ein Umfeld hat, das einem das wirtschaftlich erlaubt.

MG: Das Faktum, dass die öffentliche Hand die Kulturförderung zurückfahren muss, ist nicht zu leugnen. Und hier sehe ich es als unsere Aufgabe, etwas für die Kultur des Landes und der Region, in der wir leben und arbeiten, zu tun. Wir nehmen Geld in die Hand und versuchen der Kunst und den Künstlern eine Entwicklung zu ermöglichen. Mittels Ausstellungen, mittels der Zusammenarbeit mit dem Stift Rein – einem der ältesten Kulturinstitute der Steiermark, und vielen anderen. Sonst würden viele kulturelle Schätze verloren gehen und ein Kulturstillstand entstehen, in dem auch historisch wahnsinnig viel verloren geht. Wir sehen es als unsere Aufgabe, hier zu einer Weiterentwicklung beizutragen und Dinge aus der Vergangenheit weiterzutragen und für die Zukunft zu bewahren. Ob das nun die bildende Kunst oder die Musik ist: Wir wollen die Möglichkeit eröffnen, abseits des klassischen Mainstreams zu arbeiten und Dinge zu präsentieren, ohne Gefahr zu laufen, dabei „zu verhungern“. Das ist auch unser Auftrag für die Zukunft, für die Generationen nach uns. Nicht nur Traditionen zu bewahren, sondern auch den Weg offen halten für Neues.

Foto: Hannes Loske

FK: Der Gedanke, dass Kultur ein Luxus ist, den sich eine Gesellschaft gönnt, ist ein Fehlglaube. Ich glaube vielmehr, dass es genau umgekehrt ist. Kultur ist die Basis, durch die sich eine Gesellschaft in eine bestimmte Richtung des Zusammenlebens entwickeln kann. Gerade in einer Welt wie der unseren, wo das Zuhören eine verschwindende Eigenschaft ist. Die Fähigkeit zusammenzuleben, Empathie zu entwickeln, bedarf einer starken emo­tionalen Basis und hier bedarf es der Kultur. Die Offenheit gegenüber anderem ist essenziell – und genau das findet in der Kultur extrem statt. Eigentlich leistet sich eine Gesellschaft nicht, Kultur zu haben, sondern eine Gesellschaft leistet es sich, keine Kultur zu haben. Und dieser Luxus ist ein sehr gefährlicher und hat einen sehr hohen Preis.

Wieso so große Wertschätzung für die eigenen kulturellen Leistungen?

MG: Wenn man auf etwas stolz ist, dann muss man das auch zeigen. Und wir sind stolz auf die steirische Kulturentwicklung, auf steirische Unternehmer und das Kulturgut Steiermark. Dieses wird bei uns neben der styrianARTfoundation eben auch repräsentiert durch die Kulturpartnerschaft mit Friedrich Kleinhapl, mit dem wir etwas tun, was noch niemand vor uns mit ihm gemacht hat: nämlich Auftragswerke. Das sind Erlebnisse, die sind noch nie da gewesen, und die Konzerte, die Kleinhapl mit seiner Frau Heidrun Maya Hagn kreiert, sind Spitzenwerke, die auch in die Geschichte eingehen. Das war anfangs ein Risiko, doch mittlerweile ist dieses Format höchst erfolgreich und wird sogar mit „About Brahms“ heuer erstmals exportiert und in Washington aufgeführt.

FK: Dieses Format ist das beste Beispiel einer funktionierenden Kooperation. Die Kombination aus Wissenswertem zum Komponisten und gleichzeitig seiner Musik war ein Wunsch der HYPO Steiermark und wurde gemeinsam entwickelt. Dass es nun zu so einem Erfolg wurde, baut auch auf dem Risiko auf, das wir gemeinsam eingegangen sind. Da kommen Dinge zum Vorschein, die unglaublich interessant sind und die auch die Musik verändern. Sowohl beim Musiker als auch beim Zuhörer. Diese Wechselwirkung ist einzigartig.

International gefeierter Meister-Cellist: Friedrich Kleinhapl
Foto: Christian Jungwirth

 

Ein Abend im Zeichen von Frédéric Chopin: „Dein ergebener F. Chopin“

Die HYPO Steiermark fördert eine Vielzahl von Projekten im Sozial-, Kultur- und Bildungsbereich. Ziel ist es dabei stets, in Form von längerfristigen Partnerschaften ein klares Bekenntnis zur sozialen Verantwortung und darüber hinaus zu Werten, die das Unternehmen für unterstützenswert erachtet, der Öffentlichkeit und den Geschäftspartnern zu vermitteln. Eine wichtige Partnerschaft ist hier die Kultur-Partnerschaft mit Cellist Friedrich Kleinhapl. Positive Schwingungen im übertragenen und im wörtlichen Sinn sind dabei wesentlich. „Das Ohr ist unser schnellstes Sinnesorgan und wirkt emotional am unmittelbarsten“, so Kleinhapl, der kein Hehl daraus macht, welche Funktion hochqualitative Musik auf Körper und Geist hat. Deshalb wurde er auch 2010 erstmals mit einer Auftragsarbeit der HYPO Steiermark betraut, die neben der Musik einen zusätzlichen Mehrwert schafft. Nach „About Beethoven“, „About Schubert“, „About Brahms“ und „About Mendelssohn“ durften sich die Kunden des tief mit der Steiermark verwurzelten Bankhauses heuer in der fünften Auflage über einen Abend im Zeichen von Frédéric Chopin im Minoritensaal freuen. Hierfür hat die Autorin Heidrun Maya Hagn-Kleinhapl nun About Chopin – Dialog zwischen Frédéric Chopin und George Sand geschrieben. Unter ihrer Regie kam das Projekt mit den bekannten Schauspielern Andrea Eckert und Wolfram Berger bzw. mit Friedrich Kleinhapl und seinen Musikerfreunden Yvgeny Chepovetsky (Violine) und Giorgi Latso (Klavier) im Grazer Minoritensaal exklusiv zur Aufführung. Die Energie, die dabei von den Künstlern zum Publikum und vice versa in Fluss gerät, ist kraftvoll und von bleibendem Erinnerungswert.

Die HYPO Steiermark lud am 22.11. zu „About Chopin“ – Dialog zwischen Frédéric Chopin und George Sand. Es war das bereits fünfte Komponisten-Portrait, das im Rahmen der Kulturpartnerschaft der HYPO Steiermark mit Friedrich Kleinhapl entstand und von Heidrun Maya Hagn-Kleinhapl geschrieben wurde. Friedrich Kleinhapl begeisterte gemeinsam mit den Musikerkollegen Yevgeny Chepovetsky (Geige) und Giorgi Latso (Klavier) und den Schauspiel-Granden Andrea Eckert und Wolfram Berger im voll besetzten Minoritensaal. v.l.: VDir. Bernhard Türk, Wolfram Berger, Andrea Eckert, Heidrun Maya Hagn-Kleinhapl, Giorgi Latso, GDir. KR Mag. Martin Gölles Foto: ARTige Bilder, Hannes Loske