In der Ausstellung „Meine Familie“ zeigt das Kindermuseum auf, was „zusammenleben“ heute alles bedeuten kann.
Text: Wolfgang Pauker
Während sich in der aktuellen Ausstellung Zirkus FRidanella & freDissimo alles um die lange Tradition des Zirkus dreht und die kleinen Artisten (3 bis 7 Jahre) interaktiv dazu eingeladen werden, selbst zu Stars in der Manege zu werden, präsentiert man mit Meine Familie für Kinder ab 8 Jahren eine Schau, die all das beleuchtet, was Familie heute sein kann. Und das durchaus mutig, denn beim Thema Familie spielen idealisierte Vorstellungen aus der Vergangenheit noch immer eine große Rolle. Die Kernfamilie ist zwar auch heute noch die häufigste Familienform, aber die Zahl sogenannter nicht konventioneller Lebensformen wird immer größer. In der Ausstellung stehen deshalb auch acht unterschiedliche Familienkonstellationen – von Alleinerziehenden, nichtehelichen Lebensgemeinschaften über Fernbeziehungen bis zu Patchworkfamilien oder gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften – gleichwertig nebeneinander und bieten die Gelegenheit, die Idee der Familie in ihrer Vielfalt kennenzulernen, über die Bedeutung der eigenen Familie nachzudenken und Verständnis für unterschiedliche Lebensformen zu entwickeln. Den Kindern wird in der Mitmach-Ausstellung Toleranz vermittelt und sie werden anhand eines Regenbogens, der die Buntheit der Gesellschaft symbolisiert, durch mehrere Stationen geführt, die die Diversität des heutigen Zusammenlebens widerspiegeln. Denn eines ist klar: Das Familienbild hat sich gewandelt, ist beweglicher, vielschichtiger, aber auch zerbrechlicher geworden.
Wir trafen Gerlinde Podjaversek, die für die inhaltliche Konzeption der Ausstellung verantwortlich zeichnet, und stellten ihr drei Fragen zur Ausstellung.
Wurde das mutige Konzept von „Meine Familie“ angenommen?
Das Feedback ist generell sehr positiv. Was gut ankommt, ist eben genau jene vielschichtige Präsentation der acht verschiedenen Familientypen. Die unterschiedlichen Zugänge zeigen, dass es eben nicht nur die „Bilderbuchfamilie“ gibt, sondern die gesamte Bandbreite, wie man als Familie zusammenfinden kann, mittlerweile sehr groß ist. Und hier finden sich die Kinder sehr wohl wieder, egal ob das jetzt die Patchwork-Familie, die Multikulti-Familie oder die Regenbogenfamilie, die in der Ausstellung am ehesten bestaunt wird, ist.
Mit der Ausstellung wollte man auch Ressentiments abbauen. Ist das gelungen?
Absolut. Wir machen auch die Erfahrung, dass die Ausstellung bei Familien noch besser ankommt als bei Schulklassen, weil sich die Eltern plötzlich mit sich selbst konfrontiert sehen. Sie werden regelrecht mithineingezogen in das Thema. Dabei werden auch Diskussionen angeregt und die eigene Familie mit den gezeigten verglichen. Und gerade diese Selbstreflexion wollen wir ja auch anregen. Das Schöne ist auch, dass alle gezeigten Familientypen annähernd den gleichen Alltag haben und mit den gleichen Schwierigkeiten zu tun haben, die Familie auch mit sich bringt. Und da sind dann alle Familien wieder gleich.
Wird das Thema auch außerhalb des Museums diskutiert?
Man hat mit der Drucksorte, die jedes Kind mit nach Hause nehmen kann, auch die Möglichkeit, sich zu Hause oder in der Schule noch einmal mit der Thematik zu beschäftigen. Auch durch unser Rahmenprogramm, wo wir etwa gezielt Großeltern mit den Kindern zu uns einladen, eröffnet sich eine neue Dimension.