Junge Künstler wie studio ASYNCHROME, Gabór Kóos und Marianne Lang bilden das Prozesshafte des Zeichnens ab und beginnen im BRUSEUM bei null.
Text: Natalie Resch
Sie sind zu einer Ausstellungseröffnung geladen und es gibt nichts zu sehen. Falsches Datum? Ein blöder Scherz? Nein! Es ist der Beginn einer Ausstellung, die sich der Obsession des Zeichnens widmet. Das Museum wird zu einem Ort des Werdens, der bei der Eröffnung am 2.3. mit strahlender Leere glänzte. Diese wiederum sorgte für ein volles Haus. Zum ungewöhnlichen Kick-off waren neben Künstlern und Projektpartnern vor allem zahlreiche neugierige Besucher gekommen. „Wenn ich gewusst hätte, dass unser Konzept – nichts, außer weiße Wände zu zeigen – so attraktiv ist, hätte ich es schon früher umgesetzt“, lacht Kurator Roman Grabner. Die Stimmung beim Get-together mit Musik von Binder & Krieglstein und Andi Fränzl sei so gut gewesen, dass sie aus dem eigenen Museum geworfen wurden, „freiwillig wäre da niemand heimgegangen“. Gut, dass sie es doch getan haben, denn am darauffolgenden Tag haben studio ASYNCHROME und Andreas Werner dann begonnen, an und in der Ausstellung zu arbeiten. Diese ist als Work-in-Progress zu verstehen, bei dem junge europäische Künstler jeweils für einige Wochen die Räumlichkeiten des BRUSEUMs zum Studio umfunktionieren.
Zu sehen sein wird das gesamte Spektrum des Mediums Zeichnung: von intimen Bleistiftzeichnungen über riesige Wandarbeiten und einzigartige Holzschnitte bis hin zu raumfüllenden performativen Werken. Kurator Grabner erzählt vom ersten Tag: „Andreas Werner hat mit kleinen Zeichnungen begonnen, die er in einer Vitrine ausstellen wird. Diese Woche beginnt er mit einer 3 × 5 m großen Zeichnung, die größte, die er jemals gemacht hat. Er wird wohl Tag und Nacht daran arbeiten. Das studio ASYNCHROME arbeitet aktuell zwei Wochen an einer Wandzeichnung. Ein Drittel ist bereits fertig. Das Duo kommt dann im Juni wieder, um den Raum abzuschließen.“ Wiederkommen sollen auch die Besucher (bei freiem Eintritt!). Immer wieder. Denn insgesamt 15 Künstler, darunter Marie Neugebauer und Robin Klengel aus Graz, arbeiten wochenweise – bis Anfang Juli an der „Fertigstellung“ der Ausstellung, die sich ständig entwickelt. Die Besucher sind eingeladen, in einem eigenen Raum selbst zu zeichnen und an einem Künstlerprojekt mitzuarbeiten. Das Museum öffnet sich abseits klassischer Formate und musealer Konventionen. Jeden Mittwoch bis Anfang Juli erwarten die Besucher Konzerte, Künstlergespräche und Diskussionen. „Wir haben bis 20 Uhr geöffnet und damit wieder einen langen Öffnungstag“, sagt Grabner. Er wünscht sich für ein junges bzw. jüngeres Publikum attraktiv zu sein, „das abends nach der Arbeit einfach vorbeischaut“. Überraschungen inklusive.
Obsession Zeichnen: bis 2.9.2018 (Eintritt frei bis 6. Juli)
BRUSEUM, Joanneumsviertel, 8010 Graz
www.bruseum.at