Start Kunst & Kultur Sammlung Angermair: Von der Künstler-Obsession zur Sammler-Leidenschaft

Sammlung Angermair: Von der Künstler-Obsession zur Sammler-Leidenschaft

Sammler Thomas Angermair und Künstler Herbert Brandl. Foto: Regina Ridder

Das Steirische Feuerwehrmuseum Kunst & Kultur in Groß St. Florian gibt Einblick in die weltgrößte private Herbert-Brandl-Sammlung und spürt zugleich der Beziehung zwischen Künstler und Sammler nach.

Der ganzen Bandbreite des Werkes von Herbert Brandl begegnet man derzeit im Steirischen Feuerwehrmuseum: Vom Berg bis zur Sulm, von der großformatigen Farbschlacht bis hin zur kleinen Monotypie zeigt die zum Saisonstart eröffnete Schau bekannte ebenso wie seltene und auch persönliche Momente aus allen Schaffensphasen. Mit seiner Verbindung von Abstraktem und Gegenständlichem, dem Pendeln zwischen verschiedenen Medien und Arbeitstechniken sowie der handschriftlichen Qualität seiner Werke zählt Herbert Brandl (*1959 in Graz) zu den bedeutendsten zeitgenössischen Künstlern des Landes und darüber hinaus. Seine Werke hängen in hochkarätigen Sammlungen, 1992 nahm er an der documenta IX in Kassel teil, 2007 war er mit seinen Arbeiten im Österreich-Pavillon der Biennale in Venedig vertreten.

Unweit von Schwanberg, jenem Ort, an dem der Künstler aufgewachsen ist, bietet sich nun die Gelegenheit, ausgewählte Werke aus dem Besitz eines wahren Brandl-Liebhabers zu sehen. Ausgangspunkt der Schau in Groß St. Florian ist ein leuchtend rotes Aquarell, das der Kunstsammler Thomas Angermair in den 1990ern auf einer Charity-Auktion ersteigerte. Es war Angermairs „erster Brandl“, sozusagen die Initialzündung für seine bis heute anhaltende Faszination für das Werk des Künstlers. Nach intensiver Beschäftigung mit dem Œuvre war für Angermair bald klar, seine Kunstsammlung nur noch auf Herbert Brandl zu fokussieren – in den Farben, Techniken und Motiven, vor allem in seiner Vielfalt sei er für ihn der komplexeste Künstler. Heute besitzt der Wiener Rechtsanwalt nicht nur die weltgrößte Herbert-Brandl-Sammlung. Künstler und Sammler verbindet auch eine enge Freundschaft: „Die Begeisterung für die Kunst passt mit der Begeisterung für den Menschen zusammen. Das ist keine Selbstverständlichkeit.“

Anja Weisi Michelitsch (Museumsleitung) und Künstler Herbert Brandl im Steirischen Feuerwehrmuseum Kunst & Kultur.

Stimmungsbilder

Die rund 40 Werke aus Thomas Angermairs Besitz, die nun im Steirischen Feuerwehrmuseum ausgestellt sind, entsprechen gerade einmal zehn Prozent seiner Sammlung. Die Auswahl erfolgte im Dialog mit der Kuratorin und dem Künstler. „Auf dieses Werk hat er insistiert“, sagt Angermair und zeigt auf das nicht nur malerisch mächtige, weil fünf Meter lange Gemälde im hinteren Raum des Museums. Neben ein Kleinformat gehängt, ergibt sich daraus eine ganz besondere ­Optik. Neben den abstrakten Arbeiten sind Natur und Landschaft wiederkehrende Themen in Brandls Bildern. Die wohl bekanntesten Sujets Berg und Fluss zeigen sich so auch hier. Davon, dass Herbert Brandls Arbeiten zumeist Ergebnisse von großem Körpereinsatz und „Materialschlachten“ sind, erzählt die in der Ausstellung gezeigte Dokumentation Herbert Brandl – Kunst und Obsession von Ines Mitterer, die den Künstler sechs Jahre lang begleitet hat.

Unter der Präsentation diverser Spielarten aus verschiedenen Phasen bis 2017 finden sich zudem sehr persönliche Werke: die dreiteilige „Sulm“-Druckserie, die Herbert Brandl Angermair 2013 zum Geburtstag gewidmet hat, oder eine Löwen-Zeichnung als Geburtstagsgeschenk an die Tochter. „Es geht uns hier auch um das Kennenlernen und Erfahrbarmachen der Sammlerpersönlichkeit, die im Falle Angermairs besonders interessant ist“, so Museumsleiterin Anja Weisi-Michelitsch über die neue Schau. Mit der Ausstellung collectors rooms hat sich das Steirische Feuerwehrmuseum schon 2017 das Aufspüren von speziellen Privatsammlungen zur Aufgabe gemacht, um – neben selten gezeigten Werken – auch das Phänomen der Künstler-Sammler-Beziehung zugänglich zu machen. Mit der Präsentation der Sammlung Thomas Angermair ist eine sehenswerte Kostprobe von großer Bandbreite gelungen: Die „feurige Kraft“ von Brandls Arbeiten entfaltet sich hier auf besonders stimmige Weise.

Herbert BRANDL – Sammlung Thomas Angermair
Bis 13. Mai 2018 im Steirischen Feuerwehrmuseum Kunst & Kultur
Marktstraße 1, 8522 Groß St. Florian

www.feuerwehrmuseum.at