Waren es in den drei vergangenen Spielzeiten die unterschiedlichen Perspektiven auf Grenzen, Revolutionen sowie den Glauben, beginnt mit der Saison 2018.2019 ein neuer Zyklus.
Die Produktionen der kommenden zwei Spielzeiten kreisen thematisch um ein großes Wort: die Zukunft bzw. Futur I und Futur II – einfache und vollendete Zukunft: Wie können und wollen wir Zukunft heute denken? Freuen das sich das Publikum auf insgesamt 21 Premieren, darunter 3 Uraufführungen, 6 Österreichische und Deutschsprachige Erstaufführungen sowie 4 Stückentwicklungen.
Bürger*innenbühne Graz
Neu ab der Saison 2018.2019 ist die Bürger*innenbühne Graz: Hier lädt das Schauspielhaus Menschen aus Graz und der Steiermark als Expert*innen des Alltags ein, gemeinsam in allen Spielstätten in die Zukunft zu schreiten und in der gemeinsamen Auseinandersetzung, im analogen Miteinander, Utopien zu entworfen. Bei der Bürger*innenbühne werden Themen verhandelt, die die Menschen hier und jetzt beschäftigen und verbinden: Liebe, Verrat, Enttäuschungen, Hoffnungen, Familie, Zugehörigkeit, Angst – die Zukunft in unserer Stadt, unserem Land, unserer Welt. Die Bürger*innenbühne ist ein neuer Ort, an dem Menschen einander begegnen – über Alters-, soziale und politische Grenzen hinweg. Thematisch befassen sich auch die Produktionen der Bürger*innenbühne mit der Zukunft und knüpfen an Aldous Huxleys dystopische Vorstellungen in „Brave new world“ an.
Spannende Spielzeiteröffnung
Eröffnet wird die Saison mit einem außergewöhnlichen Stück. Ayn Rand veröffentlichte 1943 einen Roman, der in den USA zu den einflussreichsten Büchern nach der Bibel gezählt wird. „The Fountainhead“ stellt die Utopie eines neuen Menschen ins Zentrum, die heute in weiten Teilen Wirklichkeit geworden ist. Am 14.9.2018 wird damit die Spielzeit in HAUS EINS eröffnet. Mit dieser Österreichischen Erstaufführung gibt Daniel Foerster sein Regiedebüt am Schauspielhaus Graz. Ebenfalls erstmals am Schauspielaus arbeitet Tom Feichtinger, der tags darauf (15.9.2018) „Fake Metal Jacket“ von Sven Recker in HAUS DREI zur Uraufführung bringen wird: ein satirischer Text über die ‚Ware Nachrichten‘ im Zeitalter der Digitalisierung, korrupte Journalist*innen und Fake News. Den Spielzeitauftakt beschließen am 15.9.2018 ein Konzert und eine Party auf der Bühne von HAUS EINS.
Bekannte Namen: die Klassiker
Nicht zu kurz kommen auch die Klassiker, deren Zugriffsmöglichkeiten immer vielfältiger werden und deren Potenzial immer anders und neu erforscht werden kann – dies macht den Reiz von Klassiker-Inszenierungen aus. Markus Bothe (zuletzt „Cyrano de Bergerac“ und „Tartuffe“) wird mit „Lulu – Eine Mörderballade“ eine rein musikalische Überschreibung von Wedekinds Drama auf die Bühne von HAUS EINS bringen. Die Musikalische Leitung für die 18 englischsprachigen Songs (mit Übertiteln) von den Tiger Lillies liegt in den Händen von Sandy Lopičić (Österreichische Erstaufführung: 5.10.2018, HAUS EINS). Stephan Rottkamp hat bereits mit Shakespeares „Sturm“ und Gogols „Revisor“ ein Händchen für Klassiker bewiesen. In dieser Saison nimmt er sich Schillers Trauerspiel „Maria Stuart“ an (Premiere 25.10.2018, HAUS EINS). András Dömötör wird mit Anton Tschechows „Kirschgarten“ in Graz eines seiner Lieblingsstücke inszenieren, in dem er ein Symbol für unser heutiges Europa und seine Entwicklungen erkennt (Premiere: 8.2.2019, HAUS EINS). Nach seiner erfolgreichen Inszenierung von „Der Talisman“ widmet sich der aus Graz stammende Regisseur Dominique Schnizer diesmal der wohl berühmtesten Komödie Nestroys, „Einen Jux will er sich machen“ (Premiere: 14.12.2018, HAUS EINS). Die junge österreichische Autorin Stefanie Sargnagel wird dafür sorgen, dass es den Couplets nicht an aktuellen, humorvoll-bissigen Bezügen mangelt. 11 neue Regienamen (von 21) werden am Schauspielhaus Graz inszenieren und so die Spielzeit mitgestalten: Daniel Foerster, Tom Feichtinger, Suna Gürler, Cara-Sophia Pirnat, Simon Windisch, Felicitas Braun, Christina Tscharyiski, Anja Michaela Wohlfahrt, Bernd Mottl, Blanka Rádóczy und Uta Plate.
Von Graz in die Welt: Afrika
„Setzt die Leute aus dem Theater auf die Gasse“, heißt es in „Dantons Tod“. Büchners Aufforderung folgt das Schauspielhaus Graz und reist nach Westafrika! Der Puppentheaterwagen aus der mit dem Nestroypreis gekrönten Inszenierung „Der Auftrag: Dantons Tod“ wird im Oktober 2018 durch Burkina Faso rollen, von Ort zu Ort ziehend fragen Regieteam und Ensemblemitglieder das Volk der Burkinabè nach ihrer Sicht auf die Französische Revolution, nach ihrer Version der Geschichte Europas und Afrikas. Aus dieser Reise entsteht der neue Theaterabend von Regisseur Jan-Christoph Gockel und Puppenbauer Michael Pietsch, der, zurück in Graz, auf der großen Bühne landet. „Die Revolution frisst ihre Kinder!“ wird Anfang November die Uraufführung in Ouagadougou erleben und danach in Graz gezeigt (Premiere: 23.11.2018, HAUS EINS). Die Produktion wird überdies Teil des africologneFESTIVALs, dem Festival der afrikanischen Künste, sein und im Juni 2019 ihre Deutschlandpremiere in Köln feiern. Die Schirmherrschaft für die Produktion übernimmt Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer.
„Tram 83“ nach dem gleichnamigen, mit zahlreichen Preisen ausgezeichneten Roman von Fiston Mwanza Mujila, wird in Kooperation mit dem Festival steirischer herbst zur Uraufführung kommen (Premiere: 21.9.2018, HAUS ZWEI). Im Roman versammeln sich unterschiedlichste Charaktere im sagenhaften Nachtclub „Tram 83“, um dem Alltag für einen Moment lang zu entfliehen und einen Augenblick Unbeschwertheit in einer afrikanischen Großstadt zu erleben.
Die Österreicher
Neben „Einen Jux will er sich machen“ von Johann Nestroy finden sich weitere Österreicher im Spielplan der kommenden Saison: Für Autor Clemens J. Setz, der das dramatische Schreiben für sich entdeckt hat, ist ein Theaterstück wie ein Brief an den Regisseur, den man abschickt ohne zu wissen, was der Empfänger damit macht. Einen solchen Brief – ein Stück im Auftrag des Schauspielhaus Graz mit dem Titel „Erinnya“ – wird er für Regisseurin Claudia Bossard (zuletzt „Bilder von uns“) verfassen. Die Uraufführung erfolgt am 15.11.2018 in HAUS ZWEI. Von Ferdinand Schmalz kommt ein Text auf die Bühne, der sich mit einer doppelten Katastrophe in den Alpen beschäftigt: „schlammland gewalt“ erzählt davon, was passiert, wenn die Natur und die Gesellschaft verrücktspielen. Inszenieren wird die Österreichische Erstaufführung Christina Tscharyiski, deren „JA, EH! Beisl, Bier und Bachmannpreis“ kürzlich den Publikumspreis beim Festival Radikal jung 2018 errungen hat (Premiere: im März 2019, HAUS DREI). Der vielgespielte und weithin bekannte Autor Ewald Palmetshofer, Gewinner des Retzhofer Dramapreises 2005, nimmt oft klassische Stücke und überschreibt sie mit einer ganz eigenen Sprache, um sie für unsere Zeit anders aufzuschließen. So auch bei Gerhart Hauptmanns „Vor Sonnenaufgang“, das Bernd Mottl („Il viaggio a Reims“ an der Oper Graz) inszenieren wird (Premiere: 11.5.2019, HAUS EINS). Weitergeführt wird die Zusammenarbeit mit dem Theater im Bahnhof: „Österreich, wir müssen reden …“ wird ein politischer Spieleabend mit Pia Hierzegger und Gästen in der Regie von Helmut Köpping (Premiere: 8.12.2018, HAUS ZWEI).
Wiederaufnahmen, Gastspiele, die nunmehr bereits vierte Auflage des Dramatiker|innenfestivals, das von 12. bis 16. Juni 2019 stattfinden wird, sowie weitere Kooperationen mit dem Festival steirischer herbst, dem Theater im Bahnhof und dem Studiengang Schauspiel der Kunstuniversität Graz runden das Programm ab.
Freie Fahrt mit der EIntrittskarte
Mit der Spielzeit 2018.2019 ist die Eintrittskarte ins Schauspielhaus Graz auch ein Fahrschein für die Fahrt zum und vom Schauspielhaus im gesamten Verkehrsverbund Steiermark. Dieses Angebot gilt bei Vorlage eines gültigen Tickets der Bühnen Graz, zur Hinfahrt 3 Stunden vor und zur Rückfahrt 7 Stunden nach Veranstaltungsbeginn.