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Christopher Drexler über EXPO, Subventionen und Künstlerhaus

Foto: Markus Schuster

Kulturpolitisch hängt einiges in der Luft: Ein neues Großereignis ­namens EXPO und die Vergabe der mehrjährigen Förderverträge durch das Land Steiermark. „Achtzig“ traf Kulturlandesrat Christopher ­Drexler zum ­Interview.

Text: Stefan Zavernik

Seit Anfang des Jahres ist das neue Kulturkuratorium im Amt. Wie eng ist der Austausch mit diesem? Und welche großen Herausforderungen sind kulturpolitisch gerade auf der Tagesordnung?

Der Austausch mit dem Kuratorium ist rege, aber nicht institutionalisiert. In seine Arbeit mische ich mich nicht ein, nehme seine Ratschläge aber gerne auf und befolge sie regelmäßig – gelegentlich overrule ich sie auch. Die große Herausforderung sind die mehrjährigen Förderverträge, die nun für die Jahre 2019–2021 auf Schiene zu bringen sind. Hier sind wir gerade mitten im Prozess. Im Mai, spätestens im Juni, sollen sie beschlossen werden.

Wie viele Kunst- und Kulturschaffende bemühen sich darum, langfristig gefördert zu werden?

Wir erhielten etwa 200 Anträge. Überraschenderweise sind einige neue Antragsteller hinzugekommen. Und überraschenderweise haben viele Antragsteller, die bereits mehrjährige Förderverträge erhielten, dafür Argumente gefunden, warum sie in Zukunft mehr Mittel brauchen. Es ist mir kein Fall bekannt, in dem jemand da-rauf gekommen wäre, dass er auch mit weniger auskommen könnte als bisher.

Ist das Kulturbudget des Landes Steiermark groß genug, um alle Anträge positiv zu beantworten, sollten diese den Anforderungen entsprechen?

Das Budget wird nie groß genug sein, um alle Wünsche zu erfüllen. Ich bemühe mich aber sehr, trotz Budgetkonsolidierung den Kulturbereich stabil zu halten.

Gibt es neue Schwerpunkte, die Sie mit den mehrjährigen Förderverträgen umsetzen möchten?

Ich denke über eine gewisse Schwerpunktsetzung nach, warte aber noch die Empfehlungen des Kuratoriums ab. Konkrete Vorstellungen werde ich aber zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abgeben, da ich keine unnötige Unruhe erzeugen möchte.

Die Anzahl der Anträge spiegelt auf gewisse Weise auch die dichte Kunst- und Kulturszene des Landes Steiermark wider. Speziell in der bildenden Kunst wird immer wieder die Notwendigkeit eines eigenen Hauses ins Treffen geführt, das die Szene als Hauptinhalt in sich trägt: Wie stehen Sie zur Idee eines klassischen Künstlerhauses?

Da muss ich unweigerlich an die Landesbibliothek denken. Diese hat es sich ja zum Auftrag gemacht, quasi alles zu sammeln, was in der Steiermark so gedruckt wird. Egal was herausgegeben wird, es wird archiviert – ausnahmslos jedes Buch wird aufgenommen. Also ganz klar in Bezug auf ein mögliches Künstlerhaus: Die Landesbibliothek der bildenden Künste sollte nicht das Ziel sein. Doch die Idee eines Künstlerhauses als solche finde ich durchaus diskussionswürdig. In so einer Institution braucht es aber auf jeden Fall eine Kuratierung, die einen objektivierbaren Qualitätsmaßstab umsetzt. Wenn das sichergestellt wäre, würde ich es gut finden, wenn sich Stadt und Land darüber gemeinsam Gedanken machen. Allerdings vor dem Hintergrund der begrenzten öffentlichen Mittel. Denn ich möchte nicht derjenige sein, der einem anderen dafür das Geld „wegnimmt“.

In den letzten Monaten wurde immer wieder über ein Projekt namens „Steiermark EXPO“ spekuliert. Kann man zumindest davon ausgehen, dass es ein Kunst-Großereignis wird?

Ich würde nicht unbedingt sagen ein Kunst-Großereignis – aber auf jeden Fall ein Kultur-Großereignis.

Wird die steirische Kunst- und Kulturszene zu einem Hauptthema darin werden?

Ich denke, dass man speziell für die erste Ausgabe – wenn es sich so entwickelt, wie ich den Eindruck habe – diese Frage mit „Ja“ beantworten kann.

Wie weit ist die Entwicklungsphase fortgeschritten? Wann soll das fertige Konzept am Tisch liegen?

Wir beschäftigen uns noch mit Grundsätzlichem. Wie und in welchem Rhythmus ein solches Projekt stattfinden könnte. Und gleichzeitig, wie die erste Ausgabe der „EXPO“ aussehen wird. Dieses Konzept entsteht als eine Art Gruppenarbeit. Die operative Umsetzung wird danach beim Universalmuseum Joanneum liegen. Aus diesem Grund ist das UMJ in den aktuellen Ideenfindungsprozess gut integriert. Wir wollen das fertige Konzept noch vor dem Sommer der Öffentlichkeit präsentieren und die Frage der Finanzierung geklärt wissen.

Warum wird das UMJ mit der Abwicklung betraut sein und keine eigenständige Gesellschaft dafür ins Leben gerufen?

Ich bin der Meinung, dass es eine solche nicht braucht, zumal die Expertise im UMJ offenkundig vorhanden ist. Ich kann ohnehin nicht verstehen, dass man für jede Veranstaltung gleich eine eigene Gesellschaft braucht.

Gibt es internationale Großausstellungen, die als Vorbild dienen?

Es werden momentan verschiedene Ideenstränge diskutiert und möglicherweise noch miteinander verbunden. Wir wollen etwas komplett Eigenständiges entwickeln. Die Frage nach internationalen Vorbildern und Referenzen hat sich bis dato noch nicht eröffnet.

Stellt sich die Frage nach einem Intendantenprinzip für die EXPO?

Ein solches ist nicht angedacht.

Die EXPO wird immer wieder als Nachfolgeprojekt der Landesausstellung ins Treffen geführt – war es nie ein Gedanke, diese Lücke mit bereits vorhandenen Institutionen zu schließen? Zum Beispiel mit dem steirischen herbst?

Der steirische herbst ist – soweit ich es sehe – in der Phase einer Neuorientierung. Logischerweise, im Zuge der neuen Intendanz. Schon alleine aus diesem Grund würde ich den herbst nicht kapern wollen, um ihn zweckmäßig umzuwidmen. Was hingegen sehr wohl ein Thema ist, ist das Ziel der Stadt Graz, ein Kulturjahr 2020 ins Leben zu rufen. Das liegt zeitlich schon recht nahe an der „EXPO“. Hier kann es ganz leicht sein, dass sich Berührungspunkte und Überschneidungen ergeben werden.

Kulturlandesrat Christopher Drexler.
Fotos: Markus Schuster