Was bleibt von mir, wenn ich nicht mehr da bin? Kann ich meine E-Mails mit ins Grab nehmen? Mit freundlichen Gesichtern und direkten Fragen rückt die aktuelle Werbekampagne der Bestattung Graz das Thema Tod in ein modernes Licht.
Text: Stefan Zavernik
Mit der aktuellen Kampagne macht die Bestattung Graz den Tod bereits zu Lebzeiten zum Thema. Ganz offen gefragt: Kommt der Tod nicht früh genug auf jeden von uns zu?
Das Thema begleitet uns ein Leben lang. Vom Kindesalter an werden wir mit dem Abschied konfrontiert. Auch wenn der eigene Tod speziell für jüngere Menschen noch in weiter Ferne liegt, betrifft sie in vielen Fällen der Tod von geliebten Mitmenschen. Diese Tatsache steckt hinter der Idee der aktuellen Kampagne. Wir wollen zeigen, dass man an das Thema ohne Tabus herantreten sollte. Denn früher oder später muss man sich gewissen Fragen einfach stellen.
Hat das Thema Tod in unserer Gesellschaft an Schrecken verloren?
Es gibt heute eigentlich nichts mehr, was nicht vom Licht der Öffentlichkeit durchdrungen wird. Der Tod wird immer etwas Außergewöhnliches bleiben, auch wenn er mittlerweile stark kommerzialisiert wurde. Er wird zwar nie zu etwas Banalem werden, doch jenes Tabu-Thema, das er einmal war, ist er heute schon lange nicht mehr.
Welches Echo gibt es auf die Kampagne?
Sie wird gut angenommen. Natürlich gibt es auch Kritik. Wenn jemand zu wissen vorgibt, wie das Leben nach dem Tod aussieht, ist das immer eine heikle Angelegenheit. Speziell wenn es sich um Werbung handelt. Doch wir nähern uns dem Tod mit der Kampagne ja nicht auf einer religiösen Ebene, sondern wollen Hinterbliebenen damit einen Dienst erweisen. Wenn es zu einem Todesfall kommt, gehören Dinge geregelt. Das ist einfach so.
Wie sehr planen Menschen heute ihr „Leben nach dem Tod“?
Es entspricht zunehmend dem Zeitgeist, alles im Leben ständig unter Kontrolle zu haben. Da ist es kein Wunder, dass es Themen gibt, die über den Tod hinaus wichtig bleiben. Ich denke schon, dass es viele Menschen gibt, die ihr Leben über den Tod hinaus geregelt wissen wollen. Sie übernehmen hier bewusst Verantwortung und versuchen damit, ihre Engsten für den Fall der Fälle abzusichern. Doch ich sehe keinen Sinn darin, sich als jugendlicher Mensch schon mit dem eigenen Begräbnis auseinanderzusetzen. Der Tod ist noch nicht im Lifestyle angekommen. Und das sollte auch so bleiben.
Eine Frage der Kampagne lautet: Wer gießt die Blumen an meinem Grab? Welchen Stellenwert nimmt das Thema Friedhofskultur heute ein?
Die Frage ist weit mehr als symbolisch zu verstehen – denn auf den Friedhof Blumen gießen zu gehen, könnte in Zukunft an Bedeutung verlieren. Wir stehen vor einer fragwürdigen Entwicklung, der die traditionelle Friedhofskultur vor einen Umbruch stellt. Moderne Gräber werden definitiv anderes aussehen, als wir sie von heute gewohnt sind. Ebenso nehmen neue Bestattungsmöglichkeiten fragwürdige Formen an. Der Friedhof als Ort des Gedenkens ist in meinen Augen ein Kulturgut, das es zu erhalten gilt. Der Mensch braucht ihn als einen Ort, an dem der Verstorbene auf gewisse Weise zu spüren ist. Er ermöglicht es, dem Verstorbenen nahezubleiben.