Ein Gespräch mit HYPO-Steiermark-Generaldirektor Martin Gölles über Kulturpartnerschaften und wie man damit Werte bewahrt und gleichzeitig den Weg in die Zukunft ebnet.
Text: Wolfgang Pauker
Das Bewahren von Werten ist der HYPO Steiermark ein besonderes Anliegen. Wieso geht man den Weg gemeinsam mit langfristigen Partnern?
Der freiwillige Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung des gesellschaftlichen und kulturellen Zusammenlebens ist ein elementarer Aspekt im Selbstverständnis der HYPO Steiermark. Hierfür betreiben wir Partnerschaften, seien sie im Sozial-, im Kultur- oder im Bildungsbereich. Grundgerüst dieser Partnerschaften ist das beiderseitige Bekenntnis zum Bewahren von Werten und die Entscheidung, einen gemeinsam Weg zu gehen. Immer aber mit dem klaren Bekenntnis, dass sich daraus Neues für die Zukunft entwickeln kann. Denn aus Partnerschaft wird Freundschaft, und jeder, der Freundschaften pflegt, weiß, dass sie sich auch weiterentwickeln. Trotzdem ist das solideste Gerüst für eine Freundschaft Vertrauen und Zuverlässigkeit. Und die Partnerschaften, die die HYPO Steiermark eingegangen ist, sind genau davon geprägt.
Raum für Neues muss also immer gegeben sein?
Meistercellist Friedrich Kleinhapl ist das perfekte Beispiel. Wir gehen seit Langem einen gemeinsamen Weg, der es dem Künstler ermöglicht, sich in der Präsentation weiterzuentwickeln und Musik neu zu interpretieren, ohne dass es die Partnerschaft irritiert. Es geht hier auch um gegenseitige Bereicherung, denn auch das klassische Bankgeschäft unterliegt Veränderungen. Würden wir es eingefroren behalten, wie es einmal war, dann würden wir noch immer per Hand Sparbücher bearbeiten. Aber wir leben eben in einer Welt der Veränderung, und in dieser muss man sich entwickeln. Das zieht sich durch sämtliche Partnerschaften, die wir unterhalten – von Kleinhapl, der styrianARTfoundation, arsonore, Stift Rein, karitativen Vereinen oder den Bildungsbereich: Wir lassen zu, dass mit den Menschen, mit denen wir interagieren, eine Zukunft gestaltet und geformt wird. Die Freiheit zu denken, zu entwickeln, mit Gefühlen zu arbeiten, muss gegeben sein. Nur das Menschliche darf dabei nie verloren gehen, denn der Mensch steht im Fokus. Ob Mitarbeiter, Kunde oder Partner.
Mit Stift Rein unterstützt man das älteste Zisterzienserkloster der Welt und den „Geburtsort“ der Steiermark.
Unsere lange Partnerschaft mit dem Stift Rein ist sicherlich eine der schönsten Partnerschaften, die wir haben. An dem Ort, an dem Markgraf Leopold I. 1129 die Steiermark gegründet hat, leben nach wie vor Menschen mit dem Fokus, großes Wissen zu bewahren. Man braucht sich nur die Bibliothek anzuschauen oder die erste und immer noch aktive Schule der Steiermark, wo Kinder mit der Vergangenheit konfrontiert werden und gleichzeitig fit gemacht werden für die Zukunft. Wir wollen dort beweisen, dass es wichtig ist, Dinge zu bewahren, sie aber gleichzeitig auch weiterzuentwickeln. Spaziert man durch das Kloster, spürt man regelrecht den Fortschritt und die Entwicklung, die hier über Jahrhunderte passiert.
Apropos Schule: Wieso investiert man durch die Partnerschaften mit den Handelsakademien gezielt in die Zukunft des Landes?
Mit den Handelsakademien pflegen wir eine langjährige Partnerschaft, weil wir sicherstellen wollen, dass die Jugendlichen die Chance haben, mit einer guten Ausbildung ins Berufsleben einzusteigen. Dazu bedarf es klarer Vorstellungen, wie man die Jugendlichen dafür rüstet – sei das der IT-Bereich, das unternehmerische Denken usw. Und wir unterstützen das nicht nur monetär, sondern auch mit Inputs von uns. Zeigen auf, was die Wirtschaft braucht, und mittels Praktika, die wir den Schülern in unserem Haus ermöglichen, auch, was Wirtschaft konkret ist. Hier entstehen Netzwerke für die Zukunft, denn Schulen alleine können nicht dafür sorgen, dass Kinder eine Top-Ausbildung bekommen. Deshalb ist diese Bildungspartnerschaft essenziell.
Mit der jüngsten Partnerschaft – dem Festival arsonore – reaktivierte man die Eggenberger Schlosskonzerte und fördert Jungtalente.
Es ist ja kein Geheimnis, dass die HYPO Steiermark im Kulturbereich ihre Liebe gefunden hat. Wir tun das aber nicht, um uns mit fremden Federn zu schmücken, sondern weil wir wissen, dass die Kultur ein Aushängeschild Österreichs ist. Der Pianist Markus Schirmer, Intendant von arsonore, der auch als Professor dafür sorgt, dass junge Musiker sich in der internationalen Szene bewegen können, weiß genau, wie wichtig es ist, auch in der Heimatstadt einen Präsentationsort zu haben, der international Anerkennung findet. Deshalb haben wir uns gemeinsam entschieden, ein Kulturgut wie Eggenberg mit jungen Leuten – und das trägt schon in sich eine Spannung – zu bespielen. Dass diese Konzertreihe mit Jung und Alt auch höchstem Niveau heuer bereits zum vierten Mal stattfindet, ist auch eine Bestätigung, dass es die richtige Entscheidung war.
Mit der styrianARTfoundation fördert man schon seit mehr als einer Dekade nachhaltig die steirische Kunstszene.
Mit der styrianARTfoundation haben wir es geschafft, über 10 Jahre Künstler-Klausuren zu begleiten und jungen Künstlerinnen und Künstlern eine breite Bühne zu geben. Gemeinsam mit den Obfrauen Margret Roth und Edith Temmel haben wir aber erkannt, dass das Bewahren zu wenig ist und dass man die Werke der Kunstschaffenden stets weiter hinaustragen muss. Deshalb arbeiten wir gerade an einem spannenden neuen Konzept, um Kunst auf Wanderschaft zu schicken. Übrigens haben wir auch gerade in unserer Dauerausstellung in der Zentrale in der Radetzkystraße die Werke aus der Sammlung der styrianARTfoundation getauscht, um eine Rotation zu ermöglichen und jungen und arrivierten Künstlern die Chance zu geben, sich zu zeigen. Das ist gelebte Partnerschaft.
Die Bank agiert auf nationalem Parkett. Wieso ist man durch die Partnerschaften dennoch so tief in der Region verwurzelt?
Die HYPO Steiermark wurde 1930 als Landesbank gegründet mit dem Auftrag, eine Bank für die Region und die Menschen hier zu sein. Und das verpflichtet uns auch, hier unseren Beitrag zu leisten. Ganz besonders sieht man diese Einstellung auch beim Weltspartag, wo wir seit mittlerweile mehr als fünf Jahren ausschließlich Produkte von steirischen Produzenten und Handwerksbetrieben an unsere Kunden verschenken. Denn qualitätsvolle, nachhaltige Produkte der Region sind auch Identifikationsmerkmale. Das war ein mutiger Schritt, aber das Echo ist enorm.
Die HYPO steht für traditionelles Bankgeschäft, mit dem Menschen im Mittelpunkt. Dennoch steht man vor einem Zeitenwandel.
Das ist für mich kein Widerspruch. Ein traditionelles Bankhaus charakterisiert sich durch bestimmte Werte wie Vertrauen, Verlässlichkeit oder Loyalität. Und bei all diesen Attributen spielt die Digitalisierung gar keine negative Rolle. Sie ist ganz einfach Teil der Gesellschaft, in der wir heute leben. Wir fürchten uns nicht vor Technik – im Gegenteil: Technik ist die Evolution, mit der wir in die Zukunft kommen. Tradition heißt, menschlich bleiben zu dürfen, auch mit den modernen Techniken, die wir dabei anbieten.
Kulturpartnerschaften: Bewegen und Bewahren
Über die Ursprünge der steirischen Dörfer
„Ab dem 14. Jh. haben Reiner Mönche in den ‚Urbaren‘ (Grundbücher) über Besitzverhältnisse Buch geführt. Wer heute mehr über die Ursprünge steirischer Dörfer wissen möchte, findet im Reiner Stiftsarchiv die ältesten Aufzeichnungen. Im ‚Urbar E‘ aus dem Jahr 1440 z. B. haben Mönche vermerkt, wie viel Korn ein Bauer in Geistthal geerntet oder die Weinernte im slowenischen Jerusalem erbracht hat. An vielen historischen Büchern der Stiftsbibliothek nagt der Zahn der Zeit. Um diese schriftlichen Zeugen der Geschichte zu erhalten, braucht Stift Rein Hilfe. Die Landes-Hypothekenbank Steiermark hat für das ‚Urbar E‘ die Patenschaft übernommen und dessen Restaurierung ermöglicht und unterstützt damit den Erhalt des kulturellen Erbes mit der Restaurierung historischer Bücher und Archivalien. Danke der HYPO Steiermark und den insgesamt 180 Buchpaten“, so Pater August Janisch.
Mehr unter www.stift-rein.at
Inspiration aus Einsamkeit – Präsentation für Nachhaltigkeit
„Die styrianARTfoundation stellt eine wertvolle Vertiefung der steirischen Kunstlandschaft dar und veranstaltete über 10 Jahre hindurch KünstlerInnen-Klausuren auf Stift Rein. Weiters vereinen wir maßgebliche heimische Unternehmen und fördern über Ausstellungen, Publikationen und Veranstaltungen junge steirische Künstlerinnen und Künstler, regen Sammlungen an und präsentieren im 1. Steirischen Kunstatlas alle 102 Künstler, die im Laufe der letzten Jahre an den Klausuren teilgenommen haben. In der styrianARTfoundation verfestigt sich der Gedanke, den Kunstschaffenden von morgen schon heute Stimme und Ausdruck zu verleihen und ihre Werke einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Seit Beginn an ist die SAF eng mit der Landes-Hypothekenbank Steiermark verbunden, die uns tatkräftig bei unserer Arbeit unterstützt“, so Margret Roth.
Mehr unter www.styrianart.at
Innovative Bildung mit Wirtschaftskompetenz
„Die Grazer Handelsakademien setzen schon seit jeher auf Kooperationen mit der Wirtschaft. Zuverlässige und langjährige Partner wie die HYPO Steiermark sind ein wesentlicher Teil des Erfolgs unserer Schulform, da sie uns auf zahlreiche Art unterstützen. So bietet die HYPO unseren SchülerInnen etwa Praktikumsplätze an, sodass diese Berufserfahrung sammeln können, was für eine zeitgemäße Ausbildung unbedingt erforderlich ist. Auch stellt sie der Schule zusätzliche Ressourcen zur Verfügung, die es ermöglichen, SchülerInnen auf Exkursionen und Workplacements zu schicken, die diese sonst nicht besuchen könnten, Veranstaltungen zu organisieren oder daran teilzunehmen. Als treibende Kraft im Kuratorium der Grazer Handelsakademien sorgt die HYPO Steiermark außerdem für eine Vernetzung mit vielen anderen Unternehmen“, so die Direktoren Swen Engelsmann (Medien-HAK) und Evelyn Plienegger (HAK Grazbachgasse).
Mehr unter www.hak-graz.at & www.medienhak.at
Internationales Musikfestival Schloss Eggenberg
„Für mich ist die Kulturpartnerschaft mit der HYPO Steiermark deswegen so wichtig, weil es sich nicht um einen Sponsor handelt, der das Festival arsonore nur finanziell unterstützt. Hier stehen vielmehr wirklich interessierte Menschen – musisch und künstlerisch interessierte Menschen – hinter diesem Projekt, dass nun zum bereits 4. Mal internationale Spitzenmusiker nach Graz bringt und sich künstlerisch heuer dem Süden in all seiner Pracht verschrieben hat. Menschen, die etwas fördern wollen, weil sie daran glauben und den Weg gemeinsam mit mir und meinem Team mitgehen wollen. Und das ist keine Selbstverständlichkeit, denn es gibt genügend Beispiele für Sponsoren, die künstlerisch gar nicht interessiert sind. Hier aber herrscht ein besonderes Vertrauen und dieses Vertrauen ist die Basis, auf der etwas Besonderes wachsen kann“, so Markus Schirmer, künstlerischer Leiter von arsonore.
Mehr unter www.arsonore.at