Die soziokulturelle Initiative aXe:Graz gastiert derzeit im Hof der evangelischen Kreuzkirche mit ihrer fünften Theaterproduktion ::lebenleidenlieben:: als Reflexion über die unterschiedlichen Facetten menschlichen Lebens.
Text: Vanessa Roi
Das Narrativ von ::lebenleidenlieben:: setzt sich aus einer Reihe einzelner Bildern zusammen, die mittels Solo-Performances, Darstellungen zu zweit und Gruppenszenen mit improvisatorischem Charakter vermittelt werden. Außer „Oh mein Papa, Mama du wirst doch nicht“ gibt es kaum gesprochene Worte in der Jubiläumsinszenierung von aXe:Graz, Dialoge bleiben aus. Dafür wird dieser Satz an mehreren Stellen des Stücks in die ansonsten pantomimische Darstellung eingeflochten und in unterschiedlichster Art und Weise vorgetragen. Lautstärke, Tonhöhe oder Sprechgeschwindigkeit variieren, sodass insgesamt eine große Bandbreite an Emotionen transportiert werden kann. Laut eigener Aussage des Ensembles, ist das Ziel der Vorführung nicht nur das Publikum zu unterhalten, sondern auch den Zuschauern Denkanstöße zum Reflektieren zu geben. Beispielsweise sollen Fragen aufgeworfen werden wie „Hat das Leiden am Leben einen liebenden Charakter?“ „Kann Leben durch Lieben erlitten werden?“ „Ist das Leben das Leiden an der Liebe?“ oder „Liebt derjenige, der leidet am Leben?“. Zwar wird vieles davon nicht eindeutig beantwortet, doch dadurch bleibt ausrechend Raum für Eigeninterpretationen!
Wer dahinter steckt
Der Verein aXe:Graz wurde zwar erst 2015 gegründet, greift aber auf den langjährigen Erfahrungsschatz von Peter Ulrich, der auch für die Inszenierung ::lebenleidenlieben:: verantwortlich ist, zurück. Er arbeitet bereits seit 18 Jahren sowohl mit sozial marginalisierten Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen eher am Rand der Gesellschaft stehen, als auch mit professionellen Künstlern. So ist diesmal neben den Darstellern Nina Rienessel, Karin Seifert, Bianca Strauß, Anna Zintel, Christian Gschmeidler und Herbert Studentschnik auch der Maler Willy Arndt beteiligt, dessen während des Stücks gefertigte Werke im Anschluss an die Darbietung unter den Zuschauern versteigert werden. Die musikalische Untermalung geht auf Patrick Dunst und Grilli Pollheimer zurück. Über die gesamte Dauer von etwa 50 Minuten hinweg werden die Szenen instrumental begleitet und Musik als starker Stimmungsträger bewusst eingesetzt. Als Gastgeber fungiert Pfarrer Paul Nitsche, der sich sehr über die Kooperation mit aXe:Graz freut. Er weist in diesem Kontext besonders auf die aus einer langen Tradition heraus entstandenen Rolle seiner Pfarrei im bunten Viertel Lend als Ort der Begegnung hin.
Weniger ist mehr
Das Stück kommt mit sehr wenigen Requisiten, kaum Kostümen und ohne ein aufwendiges Bühnenbild aus, da der Innenhof der Kreuzkirche mit den von unten angestrahlten Arkaden der Inszenierung bereits eine eindrucksvolle Kulisse bietet. Neben der allgemeinen Reduktion und somit Konzentration auf das Wesentliche, überzeugt ::lebenleidenlieben:: auch mit der Gegenüberstellung von Gegensätzen wie laut-leise, hell-dunkel, Dissonanzen-Harmonien. Dadurch werden auf individuelle und experimentelle Art die Widersprüchlichkeiten des Lebens aus Sicht der Mitglieder aufgearbeitet und präsentiert.
Hof der Kreuzkirche Graz, Mühlgasse 43 (Open Air)
29. & 30. Juni 2018, jeweils 21 Uhr
Empfohlen ab 16 Jahren | 10 € | 5€ ermäßigt | kostenlos für Kulturpassbesitzer