Am 1. August hebt sich zum ersten Mal der Vorhang für die Sommerproduktion des „Theater im Keller“. Das neue Stück „Kochen mit Elvis“ von Lee Hall entzückt mit schwarzem Humor und energischen Dialogen.
Text: Bettina Leitner
Klischeebehaftet? – Ja, das könnte man dem Stück auf den ersten Blick durchaus unterstellen, doch bei genauerem Betrachten kristallisieren sich auf erstaunliche Weise die tiefgründigen Fragen nach der Relevanz und dem gesellschaftlichen Einfluss der heutigen Schönheitsideale heraus. Mit frechem und direktem Ton thematisiert Lee Hall die Schwierigkeiten des Erwachsenwerdens und hier besonders unser aller Sehnsucht nach Liebe.
Spieglein, Spieglein an der Wand
Freilich nähert sich der Dramatiker Hall der großen Koryphäe Elvis keineswegs devot, sondern durchaus respektlos. Seine Fresssucht, welcher der „King of Rock‘n‘Roll“ schlussendlich auch erlag, sein freizügiger Umgang mit Alkohol und diversen Drogen spiegelt sich im Schicksal des 17-jährigen Teenagers Hermine wider. Sie ist durch die Liebe zum Essen – wie nicht anders zu erwarten – fett und kocht leidenschaftlich für ihren Vater, einen ehemaligen Elvis-Imitator, der nach einem Unfall unfähig zu kommunizieren im Rollstuhl sitzt. Als Reaktion darauf versucht sich Hermines Mutter mit bulimischem Verhalten über die umfassende Misere hinwegzutrösten und sucht Halt bei zahlreichen jüngeren Liebhabern. Dieses Chaos gipfelt darin, dass nun einer dieser Hausfreunde tatsächlich bei der Familie einzieht, ausgerechnet der einfältige Leo. Mit seiner juvenilen Attraktivität bringt Lee Hall eine weitere Presley’sche Facette mit ins Spiel und so kommt nun, was kommen muss: Auch Tochter Hermine verliebt sich in den etwas stupiden, aber durchaus feschen jungen Mann. Dass diese Konstellation zu keinem guten Ende führen kann, dürfte allen klar sein, auch wenn der auftretende King Elvis immer dafür sorgt, dass auf Moral und Anstand nicht ganz vergessen wird.
Theater der Möglichkeiten
Das „Theater im Keller“ ist nicht nur wegen seiner etwas ungewöhnlichen Location eine Besonderheit, es versteht sich als Quersumme eines kreativen Teams und hat es sich zum Ziel gesetzt, das Außergewöhnliche ins Rampenlicht zu stellen. So entschied man sich auch für dieses Stück als Paradoxon einer Komödie. Es ist ein ungemütliches, schwarzes und für ein Lustspiel sehr melancholisches Stück, welches Lee Hall hier auf die Grazer Bühne bringt. Hall selbst hat seine Karriere als Fundraiser für das Jugendtheater in Newcastle sowie für das Gate Theatre in Notting Hill begonnen. Als seinen größten Erfolg kann der Engländer das Drehbuch zu Billy Elliot – I will dance (2000) verbuchen. Für dieses Werk erhielt er eine Reihe bedeutender Preise, darunter den BAFTA, quasi den britischen Oscar. Kochen mit Elvis ist sein drittes Theaterstück und im heurigen Sommer zu sehen im Hof B der Musikhauptschule Ferdinandeum.
Kochen mit Elvis unter der Regie von Bernd Sracnik
Mit: Katrin Ebner, Eva Weutz, Alfred Haidacher, Christian Krall
Premiere: 1.8.2018, 20 Uhr
Weitere Vorstellungen: 2.–7.8.2018, 9.8., 11.8., 12.8., 14.8., 15.8., 16.8., 17.8., 21.8., 22.8., 23.8., 24.8. und 25.8.2108 jeweils ab 20 Uhr
Hof B der Musikhauptschule Ferdinandeum, Färbergasse 11 (Tickets unter 0664 973 31 84)