Nicole Prutschs Foto- und Videoinstallationen im Spannungsfeld von Identität und technischen Reproduktionsverfahren.
Text: Natalie Resch
Mit dem Auszug der Neuen Galerie Graz aus der Sackstraße fand 2010 auch die erfolgreiche Studio-Reihe ihr vorläufiges Ende. 24 Jahre lang diente sie jungen österreichischen KünstlerInnen am Anfang ihrer Karriere als Plattform und immer wieder auch als Sprungbrett. Mit vier Ausstellungen, von Günther Holler-Schuster und Roman Grabner alternierend kuratiert, wurde das studio-Programm 2017 im Joanneumsviertel wieder aufgenommen. Noch bis 19. August ist Nicole Prutsch im studio zu Gast. Die Künstlerin geht derzeit an der Harvard University in Boston ihren künstlerischen Recherchen nach. Unter dem Titel Beyond the measuring principle zeigt die 1980 in der Südsteiermark Geborene Foto- und Videoinstallationen, die sie unterschiedlichen Prozessen der Verfremdung wie Wiederholung, Fragmentierung und Automatisierung unterwirft. Im Zentrum steht die Frage, wie soziale Gruppen in unserem Gedächtnis repräsentiert sind und warum sie so gespeichert werden. Es ist eine komplexe Auseinandersetzung mit den Mechanismen von Kategorisierungen und der Konstruktion von Identitäten. In der Fotoinstallation Verschiebungen/Shifts verfremdet sie zum Beispiel historische anthropologische Porträts durch digitale Manipulationen. Die ‚Identität‘ der abgebildeten Person verändert sich. Prutsch hinterfragt die Generierung von Wissen und den täglichen Umgang mit Bildern und Wahrheit auf vielschichtige Art und Weise. „Identitäten sind konstruiert, soziale Gruppen in unserem Gedächtnis verankert. Nicole Prutsch untersucht in ihrer Arbeit, was mit Identitäten passiert, wenn deren Bilder aufgebrochen werden“, so Kurator Roman Grabner.
Ausstellung Nicole Prutsch. Beyond the measuring principle
Dauer: bis 19.8.2018, studio/Neue Galerie Graz, Joanneumsviertel, 8010 Graz