Zeichnerische Begegnungen mit der Natur: Er gilt als abstrakter Einzelgänger mit subtilem Blick. Die Ausstellung „Weltkörper“ zeigt im Steiermarkhof ab 13. September neue Arbeiten und noch nie gezeigte Werke des Künstlers Gernot Baur.
Text: Pia Moser
Explosion, Beschleunigung, Begegnung, Balance. Kosmisch anmutende Kreisflächen aus Graphit auf Papier, feine Striche mit starker Wirkung prägen die neuen Arbeiten von Gernot Baur. Der 1947 in Innsbruck geborene und in der Steiermark lebende Künstler konzentriert sich seit einigen Jahren auf die Zeichnung als Medium seines Ausdrucks. Nicht das Gegenständliche fällt dabei in seinen Fokus, vielmehr sind es abstrakte Metamorphosen, die aus seiner Auseinandersetzung mit der Natur entstehen. Nach dem Studium an der Akademie der bildenden Künste in Wien realisierte der Künstler eine Reihe an Ausstellungen, unter anderem in Wien, Graz, Salzburg, Ljubljana, München, Nürnberg, Düsseldorf, Basel oder Bozen. 2006 illustrierte er eine limitierte Auflage von Elfriede Jelineks Roman Die Klavierspielerin. Unter dem Titel Weltkörper widmet sich nun die Hofgalerie im Steiermarkhof Baurs aktueller Werkserie in einer großangelegten Personale.
Zeichnerische Unschärfen
„Zeichnen ist wie eine Sprache ohne Worte“, so Gernot Baur. „Damit kann man Erzählungen generieren, die ohne Umwege über Wörter durch das Nervensystem direkt in das Bewusstsein gelangen und Gedanken und Empfindungen auslösen können, die in eine neue Richtung führen.“ In seiner zeichnerischen Formensprache ist Baurs Werk unverkennbar, mit seinem eigenständigen Weg stieß er nicht selten an die Grenzen der Akzeptanz. Seinem europäischen Format in der bildenden Kunst hat dies freilich keinen Abbruch getan. „Gernot Baur verfügt über eine sehr ausgeprägte Handschrift, mit der er seine persönliche Haltung zum Ausdruck bringt. Der besondere Blick, der Moment, das Motiv sowie zeichnerische Unschärfen dienen dem Bewusstmachen des Erlebten in der Natur“, sagt Johann Baumgartner, Kulturreferent des Steiermarkhofs und Kurator der Ausstellung Weltkörper. Als Raum für zeitgenössische Kunst widmet sich die Hofgalerie seit ihrer Gründung im Jahr 1971 der nationalen wie internationalen Gegenwartskunst, wobei man sich auf die „Steirische Postmoderne“ konzentriert. Baumgartner: „Kritische Themen, deren inhaltliche Fragestellungen und ihr aktueller gesellschaftspolitischer Bezug stellen die zentralen Faktoren bei jeder Ausstellung dar.“ Mit der Präsentation der Arbeiten von Gernot Baur wird man diesem Anspruch wiederum gerecht.
Formen formieren sich
Die ab September in den Räumen der Hofgalerie des Steiermarkhofs gezeigten Arbeiten Baurs beinhalten eine durchdringende Auseinandersetzung mit der Natur. Mit über 40 Werken spannt die Schau einen Bogen von neuen Arbeiten bis hin zu noch nie gezeigten Werken. Die Ausstellung wurde in enger Zusammenarbeit mit dem Künstler konzipiert, eröffnet wird sie am 13. September von Christa Steinle, die 2017 Österreichs Kommissärin für die Kunstbiennale in Venedig war.
Im Rahmen von Weltkörper ist auch ein umfangreicher Werkkatalog mit gleichnamigem Titel entstanden, der einen tiefen Einblick in das aktuelle Œuvre Baurs ermöglicht. Günther Holler-Schuster, stellvertretender Leiter der Neuen Galerie Graz, steuerte die Einleitung zu diesem Katalog bei. Er sieht in Baurs aktueller Werkserie gerade das Erfahrbarmachen der Form-Entstehung wie auch des Prozesses von Wachstum als zentrale Elemente: „Zum Reichtum dieser Zeichnungen gehört die ungeheure Spanne, die sich in ihnen zwischen dem Makrobereich und dem Mikrobereich eröffnet. Wurzeln, Rinden oder Moose sind gleichbedeutend mit Gebirgen oder gar Planeten. Als Betrachter ist man ständig Zeuge des Übergangs vom einen zum anderen. Sprungbildhaft können wir den Blick vom Großen ins Kleine kippen lassen.“ So soll die Schau auch dazu anregen, die Welt mit anderen Augen zu sehen.
WELTKÖRPER – Gernot Baur
Eröffnung: Donnerstag, 13. September 2018, 19.30 Uhr / zu sehen bis 11. Oktober 2018
Hofgalerie im Steiermarkhof, Ekkehard-Hauer-Straße 33, 8052 Graz