Start Kunst & Kultur Neue Galerie Graz zeigt Hrdlicka und Martinz

Neue Galerie Graz zeigt Hrdlicka und Martinz

Realisten der Nachkriegszeit: Eine Schau über die Verbundenheit der Zeitgenossen Alfred Hrdlicka und Fritz Martinz und den Protest in der Kunst.

Text: Natalie Resch

Kennengelernt haben sich Hrdlicka (1928, Wien – 2009, Wien) und Martinz (1924, Bruck a. d. Mur – 2002, Wien) unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Weil sie gemeinsam Arbeiten entwickelten und oft zusammen in wichtigen Ausstellungen vertreten waren, schien es der Kuratorin Angelika Katzlberger und dem Kurator Günther Holler-Schuster naheliegend, der Werkentwicklung der beiden Künstler im Kontext des Zweiten Weltkrieges eine Ausstellung zu widmen. Außerdem besitzt die Neue Galerie Graz die umfangreichste institutionelle Sammlung von Werken Alfred Hrdlickas, die monumentale Bronzen, Zeichnungen und zahlreiche grafische Werke umfasst. Ganz anders hingegen ist die Sammlungslage zu Werken von Fritz Martinz. Von seiner künstlerischen Laufbahn, die an der Ortweinschule bei Rudolf Szyszkowitz begann, ist nur wenig bekannt. Beide Künstler sind in ihrem Schaffen vom Krieg und vom Nationalsozialismus beeinflusst – Hrdlicka familiär, Martinz als Soldat. Als kompromisslose Antifaschisten griffen sie das Trauma des Weltkrieges und die Grausamkeit des Menschen in ihren Werken auf. So ist die Schau auch als Beitrag zum Gedenken an den offiziellen Beginn der NS-Schreckensherrschaft 1938 in Österreich sowie als Referenz auf das Protestjahr 1968 zu verstehen. Die Zeit nach dem Krieg war geprägt von neuen Formen des künstlerischen Ausdrucks wie Fluxus, Happening oder Konzeptkunst – in Österreich der „Wiener Aktionismus“. Immer stärker drängten die künstlerischen Prozesse in Richtung eines politischen Aktivismus und direkter Beteiligung. Ziel dieser Kunst war nun nicht mehr die Lösung ästhetischer, sondern sozialer Probleme. Hrdlicka beschäftigte sich in seiner dramatischen Bildsprache mit historischen und mythologischen Themen, die er mit den Prozessen und Dynamiken der Gegenwart verband. Martinz konzentrierte sich auf die Kreatürlichkeit, auf den Existenzialismus, auf Leid, Gier, Gewalt und die Sinnlichkeit des Mediums Malerei.

Ausstellung Hrdlicka/Martinz: „Aufforderung zum Misstrauen“

Neue Galerie Graz, Joanneumsviertel, 8010 Graz

5.10.2018–6.1.2019

www.neuegaleriegraz.at