Zum Auftakt des 100-Jahr-Jubiläums zur Stadterhebung zeigt das MiR – Museum im Rathaus den ersten Teil einer Ausstellungstrilogie, die unter anderem die Entwicklung der zweitgrößten Römersiedlung der Steiermark beleuchtet.
Text: Wolfgang Pauker
Was geschah in den letzten Jahrhunderten in Gleisdorf? Darüber wird gemunkelt, getuschelt und erzählt. Und hinter vorgehaltener Hand erzählt man sich sogar, dass die Römer hier nach Flavia Solva die zweitgrößte Siedlung in der Steiermark errichteten. Später sollen dann 20.000 Osmanen durch die steirische Stadt gezogen sein und im Mittelalter habe die Pest den Bauern hier richtig zugesetzt. Aber stimmt das, oder ist das nur Getratsche? Es sei nur so viel verraten: Im Herbst erwacht der historische Teil des Museums im Rathaus (MiR) aus seinem Dornröschenschlaf und eine umfangreiche Sonderausstellung erzählt das erste Drittel der spannenden Stadtgeschichte Gleisdorfs. 2020 gipfelt die Historie dann in einer 100-Jahr-Feier zur Stadterhebung.
Teil eins der Ausstellungstrilogie
Im Juni 2020 wird die Stadt Gleisdorf 100 Jahre alt – Grund genug, ihre Entstehung und Entwicklung einer genaueren Betrachtung zu unterziehen. Und da die Geschichte einer Stadt nicht in wenigen Worten zu fassen ist, haben sich die Ausstellungsmacher entschlossen, drei Jahre lang verschiedene Aspekte des Werdens und Wandelns Gleisdorfs zu beleuchten. Den Start der Trilogie macht die diesjährige Ausstellung STADTGEFLÜSTER. Toga, Türkensterz und Dreschflegel. Die Geschichte Gleisdorfs bis ins Jahr 1848. Eckpunkte der Schau sind die Römer, Türkeneinfälle, die Landplagen und nicht zuletzt das bäuerliche Leben. Bei der Aufarbeitung halfen Kulturvereine, Institutionen und Schulen, die sich intensiv mit der Geschichte der Stadt, die knapp 30 km östlich von Graz liegt, auseinandersetzten und ihre Veranstaltungen unter das Motto „Stadtgeflüster“ stellen. Das Ergebnis ist eine breit aufgestellte Schau, die die unwahrscheinliche Vielfalt, die eine Stadt bieten kann, gebündelt präsentiert.
Wandeln auf den Spuren der Römer
Das Museum dient aber nicht als alleiniger Schauplatz. Um die prächtige Historie in Zeiten der alten Römer – Gleisdorf war nach Flavia Solva nicht weniger als die zweitgrößte Siedlung in der Steiermark – auch abseits der Exponate in der Ausstellung begreifbar zu machen, wurde eigens ein Römerweg durch die Stadt installiert, der an wichtigen Fundorten vorbeiführt und den Besucherinnen und Besuchern die Bedeutung der Stadt zur Römerzeit aufzeigt. Er beginnt am Parkplatz des Wellenbades, führt an der Feuerwehr vorbei entlang des Friedhofs und dem ehemaligen Römerhof zurück zum Bad. Dieser kleine Spaziergang durch die Stadt lässt das römische Leben spürbar und die Ausdehnung der Siedlung greifbar werden. Nicht nur die Existenz eines Amphitheaters zeigt das Ausmaß des damaligen Vicus Gleisdorf, auch die Ausbreitung der Funde im städtischen Gebiet belegt dies.
Ausstellung „STADTGEFLÜSTER. Toga, Türkensterz und Dreschflegel. Die Geschichte Gleisdorfs bis ins Jahr 1848“
Ausstellungsdauer: bis 16.12.2018
Öffnungszeiten: Fr. 14–18 Uhr, Sa. & So. 10–14 Uhr
MiR-Museum im Rathaus, Rathausplatz 1, 8200 Gleisdorf
Begleitprogramm zur Ausstellung
Die Kunst des Zupfens – Musik für Gitarre von Narváez, Dowland, Bach und Sor
José María Obeso und Julian Rogge widmen einen Abend der Renaissance und dem Barock und scheuen sich nicht, sich an großen Komponisten zu messen.
Fr., 12.10., 19.30 Uhr
Rathaus Gleisdorf (Festsaal), Rathausplatz 1, Gleisdorf
Römerweg – Wandeln auf den Spuren der Römer
Führungen mit Mag. Siegbert Rosenberger (Stadthistoriker und Archivar Gleisdorfs) und Mag. Sarah Wolfmayr (Archäologin mit Spezialgebiet Gleisdorf) geben tiefe Einblicke in längst vergangene Zeiten.
So., 14.10.2018, 14 Uhr (Erstbegehung)
So., 21.10.2018, 14 Uhr (Ersatztermin bei Schlechtwetter)
Wellenbad Gleisdorf, Parkplatz, Feldgasse 27, Gleisdorf
Schola exemplo Romanorum – Schule nach Art der Römer
Im Herzen der Stadt werden SchülerInnen des BG/BRG Gleisdorf – ganz im Stile der römischen Kultur – einen Schultag nach römischer Art nachstellen. Eine Zeitreise.
Mi., 17.10., ab 15 Uhr & Sa., 20.10., ab 10 Uhr
Hauptplatz, Gleisdorf
Kuratorenführung – Ein exklusiver Blick hinter die Kulissen
Die Ausstellung mit den Augen der Macher sehen und mehr über die Konzeption, Organisation und Planung erfahren? Gelegenheit bieten die Kuratorenführungen durch die Ausstellung.
Do., 15.11., 19 Uhr & Do., 29.11., 19 Uhr
MiR-Museum im Rathaus, Rathausplatz 1, Gleisdorf
Cantate Domino – Singt dem Herrn! – Chorforum Gleisdorf
Das heutige Chorforum geht auf den Gesangsverein Gleisdorf zurück, der im Jahr 1863 gegründet wurde. Das Konzert widmet sich unter der Leitung von Mag. Franz Jochum der A-cappella-Literatur mit Werken der Gregorianik, der Renaissance, des Barock, der Wiener Klassik bis hin zur frühen Romantik.
So., 18. 11., 17 Uhr
Stadtpfarrkirche Gleisdorf
Konzert im Advent „Perlen des Barock“ – Kammerorchester Gleisdorf
Das Kammerorchester Gleisdorf, unter der Leitung von Prof. MMag. Gunter Schabl, widmet sein Konzert zwei Gleisdorfer Barockkomponisten – Johann Georg Zechner (geb. 1716 in Gleisdorf) und Johann Josef Fux (geb. 1660 in Graz) – und setzt die Musikgeschichte Gleisdorfs in Kontext mit den größten Komponisten dieser Zeit.
So., 2. 12., 17 Uhr
forumKLOSTER, Rathausplatz 5, 8200 Gleisdorf
Leseabend mit Irmgard Dietl – „Eine Kreuzfahrt in die alte Welt“
Irmgard Dietl wird markante Episoden der Geschichte des Altertums, insbesondere des griechischen und römischen Alltags, heranziehen – teils ernsthaft, teils parodistisch – und in einen Vergleich setzen mit ähnlichen Erscheinungen unserer Zeit.
Do., 13.12., 19 Uhr
MiR-Museum im Rathaus, Rathausplatz 1, Gleisdorf