Holzbretter im Hintergrund. Leger hängen Lichterketten an ihnen herab. Im Vordergrund fünf MusikerInnen. Im Rampenlicht: ihre Leidenschaft für die Instrumente bis die Drumsticks fliegen und die ansteckende Lust am Gemeinsamen Spiel. Das dauerte beim Konzert von Clueso am 25.11. im Orpheum eindrucksvolle 2,5 Stunden.
Text: Natalie Resch
Das Publikum kann sich nicht satt hören – an den Tiefen der Texte von Thomas Hübner alias Clueso (oder auch Clüso wie er sich auch selbst nennt) und altbekannten Ohrwürmern wie Chicago, Pizzaschachteln oder Freidrehen. Der Fokus des Abends liegt aber auf älteren, bislang unveröffentlichten Liedern, die er als Akustik-Album namens Handgepäck im August 2018 zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentierte und nun damit tourt. Und: es wird wohl wie seine Vorgänger-Alben die deutschen Charts stürmen. Der sympathische End-Dreißiger trägt immer ein Lächeln auf den Lippen, unterhält das Publikum mit lockeren Sprüchen und seiner authentischen Art der Unbeschwertheit. Die Zeit vergeht wie im Flug. Ohne einen Hauch von Müdigkeit zieht er das Publikum in seinen Bann. Leichtfüßig. Seine Freude an der Performance pulsiert im Raum.
Akustik-Album Handgepäck
Seine Idee erzählend, mal einen anderen Weg zu gehen und sein 7. Album jenen Liedern zu widmen, die sich in den letzten sieben Jahren während seiner Reisen in ihm festgeschrieben haben, aber die nie auf das Album gepasst hätten, an dem er gerade gearbeitet hat. Entstanden unterwegs, in Hotelzimmer, in Autos, hinter Bühnen, auf Inseln. Wie in Neuseeland. Da sei er einfach mal naiv hingefahren. Ganz schön weit weg sei die Insel, wo in jedem Moment ein Hobbit um die Ecke biegen könnte und man immer damit rechnen muss, von einem Fabelwesen angehalten zu werden. Seit seiner Trennung von seiner Band 2015 wechselt die Besetzung regelmäßig. Damals verlieh er dieser musikalischen Zäsur mit dem Album Neuanfang Ausdruck und war mit diesem an der Spitze der Deutschen Charts. Handgepäck ist eine Referenz an seine Art zu reisen, meist nur mit Handgepäck. Als Sammelsurium seiner Erfahrungen und Empfindungen unterwegs von einer Stadt in die andere. Von einem Kontinent zum anderen. „Man berührt mit seiner Hand fast die Wolken…“, heißt es in Versprochen über die Sehnsucht Erfahrungen mit jemanden unterwegs zu teilen. Vertraute fremde Sprachen im Kaffee, in das er immer wieder zurückkehrt. Sein lustvolles Hinterfragen, das auch melodisch über die Bühne (des Gehörgangs) hüpft, ist auch den Texten des aktuellen Albums inhärent: „Was wissen wir schon über ihn/über sie…wir sehen nur, was wir sehen…“. Immer wieder lässt er das Publikum minutenlang die Refrains wiederholen, bis der gesamte bis auf den letzten Platz gefüllt Saal des Orpheums sich eingeschwungen hat. Clueso hat das Album selbst aufgenommen, viele Instrumente selbst eingespielt, alles arrangiert, produziert, und abgemischt. Das Konzert ist eine pulsierende homogene Mischung der fünf MusikerInnen, welche ebenso wie Clueso die Leidenschaft für das Spiel bis zum letzten Ton mit fulminanten Soli am Schlagzeug oder am Bass auskosten und die Menge damit begeistern. So sehr, dass sie nach fast 2,5 Stunden Konzert ohne Pause eine Zugabe um die andere fordert. Und leichtfüßig und noch immer energiegeladen und gut gelaunt beendet er den Abend mit einem Klassiker, den er zu leben scheint: „immer wenn ich was Neues ausprobiert, dann lauf ich wie BARFUSS über Glas. Doch ich fühl mich federleicht, weil es sich fast immer lohnt. Und so erscheint das nichts so bleibt, wie es ist, fast schon wie gewohnt…“ Und es hat sich für die Besucher gelohnt – zu bleiben bis der Refrain gemeinsam mit Clueso gesungen leise ausklingt und noch lange in den Ohren und Herzen nachhallen wird.