Start Kunst & Kultur Reichlich Grund zur Freude: FRida & freD feiern Geburtstag

Reichlich Grund zur Freude: FRida & freD feiern Geburtstag

Foto: Hannes Loske

Seit 15 Jahren bringt das Grazer Kindermuseum FRida & freD die ­Augen seiner kleinen Besucherinnen und Besucher zum Glänzen. Im Jubiläumsjahr gibt es einen weiteren Grund zum Feiern: Im Sommer durfte man die millionste Besucherin begrüßen.

Text: Wolfgang Pauker

Wir schreiben das Jahr 2003, als das Kindermuseum im Grazer Augarten nach einem futuristischen und familienfreundlichen – und später mehrfach preisgekrönten – Entwurf des Architektenduos Hemma Fasch und Jakob Fuchs errichtet wird. Es soll ein „Haus für Kinder“ sein und wird mit seinen Ausstellungen, Workshops, Programmen und Theateraufführungen für ein Publikum im Alter von zwei bis zwölf Jahren binnen kürzester Zeit zu einem der erfolgreichsten Museen der Steiermark werden. Heute, 15 Jahre später, ist das FRida & freD ein Ort des intergenerationellen und sozialübergreifenden Dialogs und heißt verschiedenste kulturelle Gruppen und Menschen unterschiedlichster geistiger und körperlicher Voraussetzungen willkommen. Sie alle strömen in die jährlich wechselnden Mitmach-Ausstellungen, in denen Kindern die Möglichkeit gegeben wird, die Welt in ihrer Vielfalt kennenzulernen und in ihrer Komplexität besser zu verstehen. Im Mittelpunkt der Schauen, deren Themen in eine übergeordnete Geschichte eingebettet sind, steht immer die Interaktion, das Experimentieren, das Ausprobieren, das Anfassen, das Verändern. Mittlerweile blickt man im Grazer Kindermuseum auf 24 solcher Schauen zurück. Stets wissenschaftlich erarbeitet und den Vermittlungszielen der altersspezifischen Fähigkeiten, Fertigkeiten und Bedürfnissen der Zielgruppe angepasst. Nicht wenige davon haben nach der Konzeption in Graz als Wanderausstellung die halbe Welt bereist und waren in anderen Kindermuseen oder Science Centern zu erleben.

In den Sommermonaten erstreckt sich der Raum des Grazer Kindermuseums bis in den Augarten.
Foto: Harry Schiffer

Die Welt des Wassers und der Technik

In den aktuellen Ausstellungen Hin und weg (für Kinder, Jugendliche und Erwachsene ab 8 Jahren) und blubberblubb (für die Drei- bis Siebenjährigen) dreht sich noch bis Februar 2019 alles um die Themen Mobilität und Wasser. Für die etwas Älteren wird darin das Interesse für Ideen und Innovationen geweckt, Berührungsängste mit den Themen Naturwissenschaft und Technik werden abgebaut und die Besucherinnen und Besucher an technisch-naturwissenschaftliche Berufsgruppen herangeführt. In blubberblubb widmet man sich einem der essenziellsten Themen überhaupt: Wasser. Denn Wasser ist Leben und Wasser ist lebensnotwendig. Und auch wenn wir Menschen nicht darin, sondern nur davon leben, sind wir davon abhängig und sollten daher bewusst mit dieser Ressource umgehen. Einprägsame Eindrücke für alle Sinne sind in beiden Ausstellungen für die kleinen Forscherinnen und Forscher garantiert.

Foto: Hannes Loske

Knopftheater, Labor & Publikationen

Doch das Haus fasziniert von Anbeginn nicht nur mit seinen Ausstellungen Groß und Klein, sondern auch durch ein vielfältiges Rahmenprogramm oder die Sommer­akademie in den Ferien. Darüber hinaus wird das junge Publikum immer von Donnerstag bis Sonntag (16 Uhr) im KNOPFtheater mit Figuren- und Objekttheater, Tanz- und Musiktheater, Performance, Schauspiel oder Mitmach-Theater begeistert. Für die Kinder im Vorschul- und Volksschulalter, die von Natur aus neugierig sind und ihre Welt erforschen möchten, bietet sich im Labor die Möglichkeit, naturwissenschaftliche Phänomene kennenzulernen und selbstständig zu entdecken und zu den jährlich wechselnden Ausstellungsthemen – allein oder mit Begleitern – zu tüfteln und zu experimentieren. Im Sinne der Nachhaltigkeit zeichnet das Kindermuseum auch für Kinder-Sachbücher verantwortlich, die in der Edition Klaus- Tschira-Stiftung des Umschau Verlags herausgegeben werden und sich als eigenständige Publikationen inhaltlich an den Kindermuseums-Ausstellungen orientieren.

Foto: Hannes Loske

Niemals stillstehen

Mit dem Erfolg des Kindermuseum wuchs über die Jahre auch der Kompetenzbereich des Teams rund um Leiter Jörg Ehtreiber. So wurde man 2012 mit der inhaltlichen Neukonzeption der ehemaligen Märchengrottenbahn im Inneren des Grazer Schloßbergs betraut. 2016 richtete man als einer der drei Gastgeber mit der Ecsite Annual Conference eines der größten Meetings für Wissenschaftskommunikation in Europa aus und konnte 1.081 führende ExpertInnen aus 53 Ländern in Graz begrüßen. Darüber hinaus entsteht in Kooperation mit dem Universalmuseum Joanneum gerade ein Science Center für die Steiermark, das in den Räumlichkeiten des Joanneumsviertels auf einer Fläche von ca. 1.200 m² einen vornehmlich den Bereichen Technik und Naturwissenschaften gewidmeten neuen Ausstellungsbereich bieten wird, der diese Themen im Sinne des Edutainment für die Öffentlichkeit interaktiv begreifbar machen wird.

Foto: Harry Schiffer

Tag der offenen Tür im Kindermuseum

Wer dieses kleine Paradies für wissbegierige Kinder noch nicht kennt, dem bietet sich am Wochenende des 24. und 25. November die Möglichkeit, das Kinder­museum FRida & freD bei freiem Eintritt kennenzulernen. Hierfür wird das Team, vom Leiter bis zum Architekten, von den Kuratoren bis zum Marketing, für jeweils eine Stunde Fragen der BesucherInnen beantworten und tief hinter die Kulissen des Hauses blicken lassen. Und wie es sich für ein Geburtstagskind gehört, wird es auch etwas Süßes geben. Und es wäre nicht das Kindermuseum FRida & freD, würde man die Kekse nicht gemeinsam mit dem Team selbst backen …

Am 24. und 25. November feiert das Grazer Kindermuseum mit Tagen der offenen Tür bei freiem Eintritt!

FRida & freD – Das Grazer Kindermuseum, Friedrichgasse 34, 8010 Graz

www.fridaundfred.at

Bildungs-, Jugend- und Familienstadtrat Kurt Hohensinner:
„Herzliche Gratulation zum 15-jährigen Jubiläum und zu 24 sehenswerten Ausstellungen in dieser
Zeit. Wer über eine Million Menschen begeistert und täglich Kinderaugen zum Glänzen bringt, hat
alles richtig gemacht. Um noch mehr Kinder für das KIMUS zu begeistern, ermöglichen wir als
besondere Aktion im Jubiläumsjahr allen Gruppen aus den Grazer Volksschulen und Kindergärten
einen Gratisbesuch.“
Foto: Fischer

 

Jörg Ehtreiber im Interview

 

Hat man mit damit gerechnet, dass man innerhalb von 15 Jahren so viele Besucherinnen und Besucher im Kindermuseum begrüßt?

Im Vorfeld der Eröffnung des Kindermuseums gab es eine Studie, die von rund 30.000 Besucherinnen und Besuchern pro Jahr ausgegangen ist. Auf dieser Basis wurde das Haus geplant und konzipiert. Schon im ersten Jahr wurde diese Zahl übertroffen und wir konnten 47.549 kleine und große Menschen begrüßen. Mit der programmatischen Entscheidung im Jahr 2010, zukünftig jeweils zwei Ausstellungen parallel zu zeigen – eine für die kleineren Besucherinnen und Besuchern von 3 – 7 und die Älteren ab 8 Jahren – wurde der Grundstein für den weiteren Besucher­erfolg gelegt. Ab diesem Zeitpunkt wuchs die Zahl auf rund 85.000 bis 90.000 BesucherInnen jährlich an und pendelt themenabhängig zwischen diesen Werten.

Was waren 2003, im Jahr der Eröffnung, die Ziele?

Das erste Ziel war, das Haus überhaupt zu eröffnen. Was keine so einfache Sache war bei nur ca. 11 Monaten Bauzeit. Mit dem Start im Jänner 2003 begann die Suche nach einem Büro, einem Team und einem Konzept für das neue Museum. Auch eine erste Ausstellung musste konzipiert werden. Viel Zeit wurde in die Kommunikation mit der Grazer Bevölkerung gesteckt: Zu diesem Zeitpunkt wusste noch niemand, was denn ein Kindermuseum ist und was dort gezeigt wird. Fragen des späteren Betriebs haben uns auch beschäftigt. Zum damaligen Zeitpunkt waren unsere Ziele also realistisch gesehen nicht zu hochgesteckt. Man kann sagen: Ambitioniert innovativ, aber am Boden der Tatsachen.

Jörg Ehtreiber, der Leiter des Grazer Kindermuseums FRida & freD.
Foto: una.knipsolina

Die Entwicklung, die das Haus nahm, war dann aber doch mehr als erfreulich …

Das Museum hat sich sicher zu viel mehr entwickelt, als man je angenommen hatte. Heute zählt FRida & freD zu einem der angesehensten Kindermuseen in Europa. Es ist weltweit bekannt und geschätzt für seine innovativen und fortschrittlichen Ausstellungskonzepte. Wanderausstellungen von FRida & freD waren in vielen Städten Europas zu sehen, unsere weiteste Reise führte uns mit unserer Ausstellung Kopfüber Herzwärts gar bis nach Trinidad/Tobago. Darüber hinaus haben wir viele Projekte für andere Museen und Partner durchgeführt, der Bereich des Consultings ist über die Jahre stetig gewachsen. Ein besonderes Highlight in unserer Geschichte ist sicher die Austragung der Ecsite-Konferenz in Graz 2016, wo wir die Rolle des Veranstalters innehatten, gemeinsam mit dem Universalmuseum ­Joanneum und dem Science Center Netzwerk Österreich. Insgesamt durften wir im Rahmen dieser Konferenz rund 1.100 Kolleginnen und Kollegen aus über 50 Nationen weltweit in Graz begrüßen und mit ihnen über die Vermittlung von Naturwissenschaft und Technik diskutieren.

Heuer konnte man die 1.000.000ste Besucherin begrüßen. Wie geht es nun weiter mit dem so jungen wie erfolgreichen Haus?

FRida & freD ist noch lange nicht an seinen Grenzen angelangt, aber über die Jahre hat sich ein stabiler Betrieb eingestellt und wir können uns auf andere Ziele konzentrieren. Aktuell ermöglicht uns die Kooperation mit der deutschen Klaus-Tschira-Stiftung, dass wir gemeinsam mit deutschen Museen hervorragende Ausstellungsprojekte umsetzen bzw. innovative neue Konzepte entwickeln können. Wir nehmen wahr, dass sich unsere BesucherInnenstruktur ein wenig gewandelt hat. Anders als 2003 besuchen uns weniger Kinder ab 10 Jahren, es gibt also Handlungsbedarf bei der Zielgruppe der Pre-Teens und Teenager. Daher haben mein Kollege Wolfgang Muchitsch vom Universalmuseum Joanneum und ich beschlossen, für Graz ein neues Projekt für diese Zielgruppe zu entwickeln und umzusetzen. Wir planen, 2019 in Graz ein neues Science Center – ein naturwissenschaftlich-technisches Ausstellungshaus – für diese Zielgruppe zu eröffnen. Daran arbeiten wir gerade sehr hart und was danach kommt, steht noch in den Sternen.