Toleranz ist ein viel gebrauchtes Schlagwort. Aber wen meinen oder worüber reden wir dabei?
Jubiläumsjahr 2018: 70 Jahre Menschenrechte, 17 Jahre Graz – Stadt der Menschenrechte, und ganz besonders für Fred Ohenhen: 20 Jahre IKU – Arbeit für Menschenrechte, Offenheit, Toleranz und Respekt. Gute Gründe, um sich mit dem Thema Toleranz intensiver zu beschäftigen. Denn wir alle reden von „Toleranz“, von einer toleranten Gesellschaft, sogar von einer toleranten Welt. Es gibt wohl kaum jemanden, der den Toleranzgedanken nicht als grundsätzlichen oder persönlichen Wert unterschreiben würde. Doch spätestens in den letzten Jahren und Monaten ist in Zusammenhang mit Schlagworten wie „Flüchtlingskrise“, „Neoliberalismus“ und „Islamismus“ der Begriff wieder in Diskussion geraten, wird der Gedanke der Toleranz plötzlich in Frage gestellt. Gibt es zu viel Toleranz? Gibt es gute und schlechte, richtige und falsche Toleranz? Was taugt dieser Begriff, wenn es um das alltägliche Zusammenleben geht? Wie wirkt sich das auf das Toleranzverständnis im gesamtgesellschaftlichen Zusammenhang aus?
Theaterstück – Theaterszenen
Das Projekt IKU (Interkulturelle Bildungsarbeit in Kindergärten und Schulen) von Fred Ohenhen – der in Nigeria Geborene wurde kürzlich mit dem Großen Ehrenzeichen des Landes Steiermark ausgezeichnet – feiert heuer 20 Jahre seiner ungebremsten Aktivität im Rahmen von ISOP (Initiative für soziale Projekte). Dabei möchte er anhand von mehreren Projekten herausfinden, ob Graz, die Steiermark und damit Österreich in diesen vergangenen Jahren offener und „toleranter“ wurden. Hierfür wird, neben anderen Projekten, in einer Koproduktion mit der Steirischen Kulturinitiative ein ungewöhnliches Theaterstück erarbeitet, das ganz konkreten Fragen nach gelebter Toleranz, Grenzen der Toleranz und wie weit diese geht, wenn es einen ganz persönlich betrifft, nachgeht. Und zwar nicht für Schauspielerinnen und Schauspieler! Persönlichkeiten aus Graz werden Positionen zu einem Text der jungen Autorin Stefanie Lehrner einnehmen, die von TaO!-Regisseur Manfred Weissensteiner inszeniert und am 7. Dezember auf die Bühne des Doms im Berg gebracht werden. Die Initiatoren möchten mit der Arbeit an dem Stück erheben, wie mit der zunehmenden Diversität unserer Gesellschaft tatsächlich im Alltag umgegangen wird. Von den Akteuren aus der eigenen Erfahrung mitgespeist. Aber nicht nur Flüchtlinge, Migrantinnen und Migranten sind gemeint. Sondern: Was passiert, wenn wir indirekt oder ganz direkt und persönlich betroffen und gefordert sind? Wie steht es dann mit der Menschenwürde und wie offen sind wir tatsächlich gegenüber „den Anderen“? Denen gegenüber, die nicht in unser Konzept von „Normalität“ passen, sei es durch andere Lebensweisen, andere Kleidung, Religion, eine andere Herkunft, Religion oder Sprache, aber auch durch Beeinträchtigung oder eine andere sexuelle Orientierung?
Die Akteure
Peter Grabensberger (Kulturamtsvorstand a. D.), Daniela Grabovac (Antidiskriminierungsstelle Steiermark), Max Haidvogl (Magistratsdirektor), Kurt Hohensinner (Stadtrat für Soziales, Sport, Jugend und Familie), Frido Hütter (Feuilletonist, Kleine Zeitung), Josef Klamminger (Landespolizeidirektor a. D.), Lisa Rücker (Kultur-Stadträtin a. D.), Waltraud Hannah-Said (Ref. für Integration und interregionalen Dialog), Alfred Stingl (Alt-Bürgermeister), Claudia Unger (Büroleiterin des Finanz- und Kulturstadtrats), Angelika Vauti-Scheucher (Stabstelle für „Inklusion und Partizipation“ des UMJ): Sie werden nicht nur an diesem Abend eine Rolle spielen, nein: sie haben in der Heimatfindung von Fred Ohenhen wesentliche Funktionen in seiner Wirklichkeit eingenommen.