Die (Entdeckungs-)Reise der Übüs geht weiter. Das Grazer werkraumtheater lädt im März 2019 nun zum fünften Stück ihrer erfolgreichen ÜBÜS-Reihe ein. Dieses Mal wird im wahrsten Sinne des Wortes die Vergangenheit anklingen.
Text: Bettina Leitner
Trotz ihrer intensiven und ambitionierten Bemühungen um ihre Existenz – oder gerade deswegen? – finden sich Mutter und Vater Übü erneut im Irrenhaus wieder und müssen zudem den „Verlust“ ihres Sohnes verkraften, der sich nun im sicheren Hafen eines Jobs niedergelassen hat. In der Krankenanstalt lernt das Ehepaar Übü den leidenschaftlichen „bluesbased harmonica artist“ Steve kennen, verkörpert vom innovativen Musiker Stephan Rausch, der die beiden in seine Musikwelt entführt. Schließlich wird der neue dritte Mann feierlich als Übü angelobt und das nicht nur für zwölf, sondern für ganze 24 Stunden, sozusagen als Vollzeit-Übü. Fasziniert von ihrem neuen Mitglied und seiner künstlerischen Begabung, wollen Mutter und Vater Übü bei Steve Musikgeschichtsunterricht nehmen. So begibt sich das Trio auf eine klangliche Reise in die Vergangenheit und Gegenwart zugleich.
„Unter Schichten von Geschichten …
… Geschichten schichten“, lautet mitunter das Motto der neuen Aufführung. Mit ihrer geschickten Kombination und auch Ineinanderflechtung von groteskem Humor und Ernsthaftigkeit haben sich Rezka Kanzian und Franz Blauensteiner zum Ziel gesetzt, das Publikum einerseits zu unterhalten, andererseits für die Vergangenheit zu sensibilisieren. „Wir benützen die Geschichte, um die heutige Zeit zu spielen“, erklärt Blauensteiner und bedauert das abnehmende Geschichtsbewusstsein, das als Resultat der heutigen, schnelllebigen und fortschrittlichen Zeit zu verzeichnen ist. So tauchen auch die Übüs in ihrer Reise in die Vergangenheit ein und erkennen, dass sich alles wiederholt. „Oft ist es so, dass wir Gegenstände verwenden oder auch Lieder singen, ohne deren Geschichte zu kennen. Wir wollen die Geschichte aufreißen und mit den gesellschaftlichen Themen der damaligen Zeit in Verbindung bringen, um auch die Gegenwart besser verstehen zu können“, betont Blauensteiner. Denn nur mehr wenige wissen, dass das bekannte Kinderlied Zehn kleine Negerlein auf dem amerikanischen Lied Ten Little Injuns aus dem Jahr 1868 basiert und 1885 im Rahmen der Kongokonferenz in Berlin veröffentlicht wurde und dass zahlreiche Welthits ursprünglich Prison-Songs von verzweifelten Gefangenen waren.
„Das waren noch Zeiten!“
Das Stück pendelt bewusst zwischen Erzählung, groteskem Spiel und musikalischen Einlagen. Die Reise beginnt in der sozialen Krise der 1920er mit Hobos, Tramps, Blues und führt schließlich über Jazz zum Wanderarbeiter Joe Hill. „Joan Baez hat ihn besungen, Gewerkschafter verehrten ihn und die Justiz richtete ihn als Mörder hin.“ Mit seiner tragischen Geschichte und seiner bewegenden Musik zeigen die Übüs, was Solidarität bedeutet. Gespickt mit märchenartigen Elementen, den einfallsreichen Kostümen von Evelin Woitsch und den Klängen von „harp guitar vocal“ präsentiert das Grazer werkraumtheater ein außergewöhnliches Gesamtkunstwerk, welches durch die archetypischen Figuren die Geschichte in die Gegenwart bringt und vielschichtig unterhält, denn „wir werden alle Kanäle optisch und akustisch bespielen“, versprechen Kanzian und Blauensteiner. Ein absolut sehenswertes und einzigartiges Theatererlebnis!
Termine: Sa. 16.3.; Sa. 30.3.2019 jeweils um 19 Uhr
Von und mit Rezka Kanzian, Franz Blauensteiner und Stephan Rausch
werkraumtheater, Glacisstraße 61a, 8010 Graz
Karten unter: karten@werkraumtheater.at oder 0676 94 00 383
www.werkraumtheater.at