Mit der Investition von 30 Millionen Euro in neue Druck- und Expeditanlagen gilt die Druck Styria nun als die modernste Zeitungsdruckerei der Welt. „Achtzig“ sprach mit den beiden Geschäftsführern Christian Wilms und Alexander Marko über die Zukunft der Zeitungsbranche, Auflagezahlen und neue Maßstäbe im Zeitungsdruck.
Text: Stefan Zavernik
Es heißt, die Epoche der gedruckten Zeitung blickt ihrem Ende entgegen. Auflagen werden heruntergefahren, digitale Medien erobern die Märkte der klassischen Printmedien. Warum entscheidet sich die Styria als eine der erfolgreichsten Druckereigruppen in Österreich in Zeiten wie diesen für die Investition in eine neue Druckmaschine?
Wilms: Weil wir an Print als Geschäftsmodell glauben und es aus unserer Sicht absolut unabdingbar ist, auf beiden Plattformen, Digital und Print, ein exzellentes Auftreten zu haben. Um dies auch zukünftig für den Printkanal sicherzustellen, haben wir über 30 Millionen Euro in unsere Druckstandorte investiert. Wir verfügen somit über die modernste am Markt erhältliche Druck- und Versandraumtechnik inklusive Produktionsplanungs- und Steuerungslösungen. Damit sind wir in der Lage, nahezu sämtliche an uns gestellten Wünsche unserer Kunden und des Marktes zu erfüllen.
Marko: Wir glauben an guten Content und die richtigen Plattformen dafür. Print war und ist ein starker Umsatzbringer, und gleichzeitig werden viele neue Geschäftsmodelle digital ausgespielt. Es geht somit um ein Nebeneinander, eine Verzahnung. Wir müssen sowohl ins Digitale als auch in Print investieren.
Wie sehen Sie die Zukunft der Zeitungsbranche generell? Welche Medien werden am schnellsten um ihre Existenz zu kämpfen haben, welche werden der Digitalisierung trotzen können? Stehen digitale Medien mit Printmedien immer in Konkurrenz?
Marko: Es werden jene Medien überleben, die relevanten und plattformgerechten Content bieten. Das ist keine Frage der Plattform, sondern des Inhalts.
Die Styria ist im offiziellen Club der weltbesten Zeitungsdruckereien: Was macht eine wirklich gute Zeitungsdruckerei aus bzw. was macht einen außergewöhnlich guten Zeitungsdruck aus?
Wilms: Zum einen ist dies die technische Exzellenz und das Beherrschen eben dieser. Wir haben unsere Technik und Organisation ganz stark an den Bedürfnissen und Wünschen unserer Kunden ausgerichtet und werden hier auch zukünftig beide Ohren ganz nah am Markt haben. Unsere fortschrittliche und innovative Produktionstechnik in Kombination mit der Kreativität unserer Mitarbeiter garantiert auch zukünftig Spitzen-Printerzeugnisse sowie neue und einzigartige Produkte und Lösungen für unsere Kunden.
Die Druckmaschine in Messendorf ist ein Start in eine neue Ära. Man gilt nun als modernste Zeitungsdruckerei der Welt. Was macht die Maschine so besonders? Und welche neuen Geschäftsfelder können mit ihr erschlossen werden?
Marko: Wir erreichen mit der neuen Infrastruktur einen Automatisierungs- und Digitalisierungsgrad, der uns weltweit in die erste Reihe katapultiert. Das beginnt beim robotergesteuerten Papierhandling, geht über automatisiertes Druckplattenmanagement und reicht bis hin zur automatischen Qualitätskontrolle und Selbstregelung. In Bezug auf neue Geschäftsfelder werden wir zukünftig vor allem im Werbemitteldruck durch Schnelligkeit und Individualisierung punkten.
Wilms: Schnelligkeit bezieht sich hier sowohl auf die Produktionsgeschwindigkeit unserer Anlagen, die bis zu 110.000 Exemplare pro Stunde fertigen können, als auch auf die Durchlaufzeit durch unseren gesamten Produktionsprozess, der im Vergleich zu anderen Druckverfahren seinesgleichen sucht. Auch das Thema Individualisierung bespielen wir mit kürzesten Regions- und Mutationswechseln sowie individualisierten Endfertigungsmöglichkeiten perfekt.
Die neue Maschine ist technisch am neuesten Stand der Dinge. Was bedeutet das für den Faktor „Mensch“? Wie sehr wird ein exzellentes Druckergebnis weiterhin von Mitarbeitern abhängen?
Wilms: Sie finden bei uns die fast perfekte Symbiose zwischen analoger und digitaler Welt. Am Ende unseres Arbeitstages steht ein analoges, haptisch erlebbares Druckprodukt. Auf dem Weg dorthin unterstützen uns neben High-End-Spitzentechnologie in unseren Fertigungsprozessen auch eine Vielzahl an digitalen „Helferlein“. Um dieses Handwerkszeug perfekt bedienen zu können, bedarf es topmotivierter und exzellent ausgebildeter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Marko: Der Mensch ist das Maß der Dinge. Das gilt auch für unser Unternehmen. Natürlich ändern sich aber die Berufsbilder – so wird der Drucker zukünftig mehr zum Systemoperator.
Der Zeitungsdruck ist schon lange nicht mehr eine geschlossene Gesellschaft für Tages-, Wochen- und Monatszeitungen. Immer mehr Unternehmen und Kulturveranstalter entscheiden sich dafür, ihre Geschichten und Botschaften auf Zeitungspapier zu kommunizieren. Ab welchen Auflagen macht es Sinn, die Styria als Druckerei in Betracht zu ziehen?
Marko: Wir sind ja ein Full-Range-Anbieter und können jeden Druckauftrag umsetzen, da wir über ein Netzwerk von mehr als 20 Druckereien im Hintergrund verfügen.
Wilms: Eine Auflagengröße als Eintrittshürde für eine Zusammenarbeit gibt es bei uns nicht. In unserer Organisations-DNA ist der marktorientierte Fullservice-Dienstleistungszugang einprogrammiert. Dieses Mindset bei unseren Mitarbeitern, gepaart mit modernster Produktionstechnik an unseren Standorten sowie einem großen Netzwerk an Partnern, ist der Erfolgsgarant für unsere Kunden.